Mit Zytokin-Hemmern behandelte immunerkrankte Patienten zeigen keine Anzeichen einer Coronavirus-Infektion
23.04.2020 Eine im Fachblatt Nature Review Immunology veröffentlichte Studie von Prof. Dr. Georg Schett, Lehrstuhl für Innere Medizin III, Prof. Dr. Michael Sticherling, Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten, und Prof. Dr. Markus Neurath, Lehrstuhl für Innere Medizin I und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, untersuchte 1.000 Probandinnen und Probanden auf Antikörper gegen COVID-19.
Unter den Testpersonen waren Patientinnen und Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnahmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich.
Das Ergebnis: Während ca. 4 Prozent der medizinisch-tätigen und 2 Prozent der nicht-medizinisch-tätigen Kontrollpersonen Antikörper gegen Coronavirus nachwiesen, hatte niemand der an Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte leidenden Patientinnen und Patienten Antikörper gegen das Coronavirus im Blut.
„Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, so dass keine Antikörper gebildet werden“, sagt Prof. Schett.
Coronavirus und Zytokin-Hemmer
COVID-19 löst eine überschießende Immunreaktion aus, die zu einer Entzündung der Lungenbläschen führt, was wiederum den Gasaustausch in der Lunge empfindlich stört. Diese Entzündungsreaktion wird durch Botenstoffe (Zytokine) ausgelöst, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden. Mehrere dieser Botenstoffe, wie Tumornekrosefaktor alpha (TNFα), Interleukin-6 und Interleukin-1, spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle und werden bereits heute mit speziellen Therapeutika, sogenannten Zytokin-Hemmern, behandelt.
Das Targeting pro-inflammatorischer Zytokine mit Antikörpern wie Adalimumab, Dupilumab, Infliximab, Ustekinumab, Secukinumab und Tocilizumab ist bei immunbedingten Entzündungskrankheiten klinische Routine.
Personen mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte sind somit nicht als Risikogruppe für COVID-19 zu betrachten, sondern dürften aufgrund ihrer Therapie vor der Krankheit geschützt sein. Derzeit sind Zytokin-Hemmer, die bei Immunkrankheiten eingesetzt werden, in Erprobung zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg / Schett, G., Sticherling, M. & Neurath, M.F. COVID-19: risk for cytokine targeting in chronic inflammatory diseases?. Nat Rev Immunol (2020). https://doi.org/10.1038/s41577-020-0312-7.