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Benzodiazepine sind nicht zur Behandlung von Patienten mit PTBS oder aktuellem Trauma empfohlen
16.07.2015 Benzodiazepine werden häufig bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) eingesetzt, aber eine aktuelle Studie zeigt, dass sie nicht effektiv sind – und sogar schädlich sein können.
Autor der Studie Dr. Jeffrey Guina von der Wright State University sagt, dass Benzodiazepine unwirksam bei der Behandlung und Prävention von PTBS sind, und die mit ihrer Verwendung verbundenen Risiken überwiegen einen potentiellen kurzfristigen Nutzen. Die Forscher fanden sogar Belege dafür, dass Benzodiazepine bei Patienten mit einem kürzlichen Trauma das Risiko für PTBS sogar erhöhen können.
Häufige und strittige Behandlungsform
Die Forscher führten eine systematische Übersicht 18 klinischen oder Beobachtungsstudien mit mehr als 5.200 Teilnehmern durch, um den Einsatz von Benzodiazepinen bei Patienten mit PTBS oder bei Patienten mit möglicher PTBS nach einem neuem Trauma zu beurteilen.
Benzodiazepine sind eine „häufige und strittige“ Behandlungsform bei PTBS. Einige Psychiater und Ärzte behaupten, dass Benzodiazepine Angst, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit reduzieren können, die mit PTBS verbunden werden. Andere legen nahe, dass Benzodiazepine die Störung tatsächlich verlängern und verschlechtern können.
Keine Verbesserung oder Verschlechterung bei PTBS
Die in der Zeitschrift Journal of Psychiatric Practice präsentierten Befunde ergaben, dass Benzodiazepine keine Verbesserung oder Verschlechterung bei gesamten Schweregrad, Psychotherapie-Resultaten, Aggression, Depression und Substanzmissbrauch bei PTBS-Patienten brachten.
Erhöhung des PTBS-Risikos bei neuem Trauma
Dagegen konnten Benzodiazepine bei Patienten mit einem aktuellen Trauma tatsächlich das PTBS-Risiko erhöhen. Die Forscher schreiben, dass das Risiko für die Entwicklung von PTBS zwei bis fünfmal höher bei den Gruppen war, denen Benzodiazepine verschrieben wurden, als in den Kontrollgruppen.
Woran liegt es?
Benzodiazepine zeigen bei anderen Angststörungen eine gewisse Wirksamkeit, warum sind sie nicht hilfreich oder sogar schädlich bei PTBS?
Es liegt wohl daran, weil sich Angst bei PTBS nicht so wie bei den anderen Angststörungen entwickelt.
Benzodiazepine könnten effektiv sein, wenn sie selektiv die Stress- und Angstzentren des Gehirns hemmen, die oft hyperaktiv bei PTBS sind, kommentiert Dr. Guina. Stattdessen wirken sie aber auf das ganze Gehirn unterschiedslos – inklusive der Bereiche, die bei PTBS sowieso schon hypoaktiv sind, wie die kognitiven und Gedächtniszentren.
Weil Benzodiazepine Auswirkungen auf das Gedächtnis haben, können sie Patienten daran hindern, zu lernen, wie sie mit PTBS-Symptomen fertigwerden.
„Traumafokusierte Psychotherapien erfordern, dass Patienten Angst erfahren und sie dann beherrschen“, schreiben Guina und Kollegen. Benzodiazepine können diese Erfahrung durch das Betäuben der Emotionen, Reduzierung der Lerneffizienz und Hemmen der Gedächtnisprozesse des in der Therapie Gelernten beeinträchtigen, sagten sie.
Benzodiazepine sind ‚relativ kontraindiziert‘
Dr. Guina und Kollegen schließen, dass Benzodiazepine „relativ kontraindiziert“ bei Traumapatienten sind. Sie sagen nachdrücklich, dass es inzwischen verschiedene faktengestütze Behandlungsmethoden für PTBS gibt – so z.B. Psychotherapie, Antidepressiva und adrenerge Inhibitoren – die zuerst angewandt werden sollten, bevor Benzodiazepine überhaupt in Erwägung gezogen werden sollten.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Wright State University, Journal of Psychiatric Practice; Juli 2015
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