Studien untersuchten das Risiko für Schübe während einer Remission bei systemischem Lupus erythematosus; Herabsetzung der Glukokortikoid-Obergrenze
18.06.2024 Glukokortikoide sind eine der Hauptstützen der Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (SLE). Aufgrund der langfristigen unerwünschten Wirkungen wird die Dosisreduzierung jedoch zu einem wichtigen Bestandteil des Behandlungsziels. Die Daten über die optimale Zieldosis sind jedoch widersprüchlich. In den Empfehlungen der EULAR (The European Alliance of Associations for Rheumatology) wird eine Glukokortikoiddosis von höchstens 5 mg/Tag empfohlen. Der Schwellenwert in der validierten LLDAS-Definition (Lupus Low Disease Activity State) liegt jedoch bei höchstens 7,5 mg/Tag.2 Es ist auch noch unklar, ob es sicher und praktikabel ist, Glukokortikoide nach Erreichen einer Remission abzusetzen.
In einer Sitzung über die Diagnose und Behandlung komplexer Erkrankungen auf dem EULAR-Kongress 2024 in Wien wurde diese Frage in zwei Beiträgen behandelt.
Absetzen von Glukokortikoiden nach korrektem Tapering
Zunächst stellte Filippo Vesentini das Risiko eines Krankheitsschubs unter Glukokortikoiden im Vergleich zu einer niedrig dosierten Erhaltungstherapie vor, basierend auf einer retrospektiven Analyse prospektiv erhobener Daten von Menschen mit SLE. Die schubfreie Remission und die Prädiktoren für eine solche wurden jeweils bei remittierten Patienten mit und ohne Glukokortikoidbehandlung bewertet.
Während der Nachbeobachtung erreichten 484 Patienten mindestens einmal eine Remission – 360 Patienten davon setzten die Glukokortikoide ab, während 124 auf einer Dosis von 5 mg pro Tag oder weniger blieben. In der Folge traten über einen Zeitraum von durchschnittlich 87 Monaten 85 Schübe auf. Davon entfielen 48 auf diejenigen, die die Glukokortikoide abgesetzt hatten, und 37 auf diejenigen, die weiterhin eine niedrige Dosis erhielten – dies entspricht einer jährlichen Schubrate von 8,5 bzw. 1,65 Schüben pro 100 Patienten/Jahr. Krankheitsdauer war ein positiver und Anti-U1RNP ein negativer Prädiktor für die schubfreie Remission. Die Gruppe kam zu dem Schluss, dass das Absetzen von Glukokortikoiden nach korrektem Tapering sicher ist und mit einem geringen Risiko eines Krankheitsschubs einhergeht.
Herabsetzung der Glukokortikoid-Obergrenze
In einem zweiten Vortrag untersuchte Eric Morand, ob eine Herabsetzung der Glukokortikoid-Obergrenze in der Definition von LLDAS – um den EULAR-Empfehlungen von 5 mg zu entsprechen – (LLDAS-5) im Vergleich zur ursprünglichen Definition von 7,5 mg (LLDAS-7,5) mit einem verbesserten Schutz vor Schüben, der Entstehung irreversibler Organschäden und der Sterblichkeit verbunden war.
Es wurden die Daten einer longitudinalen SLE-Kohorte von 2.213 Patienten analysiert. Davon starben 2,1 %, 29 % erlitten Organschäden und 67 % hatten Schübe. LLDAS-7,5 wurde von 87 % der Patienten bei 47 % der Besuche erreicht, während 83 % der Patienten LLDAS-5 bei 42 % der Besuche erreichten, wobei es zu erheblichen und vorhergesagten Überschneidungen kam. Das Ausmaß des Schutzes vor Mortalität, irreversiblen Organschäden oder einem Krankheitsschub durch das Erreichen der LLDAS war bei beiden Glukokortikoid-Dosisschwellen ähnlich.
Diese Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass die Senkung der Glukokortikoiddosis zwar ein zentrales Ziel der Behandlung von Menschen mit SLE bleibt, dass es aber keine Anhaltspunkte für eine Überarbeitung der Dosisschwelle der LLDAS-Definition gibt, und dass die validierte Definition daher weiterhin sowohl in klinischen Studien als auch in der täglichen Patientenversorgung verwendet werden sollte, schließen die Autoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Scientific Abstracts (2024). DOI: 10.1136/annrheumdis-2024-eular.5032 – Scientific Abstracts (2024). DOI: 10.1136/annrheumdis-2024-eular.2742