Hydrochlorothiazid und Prävention des Wiederauftretens von Nierensteinen
07.03.2023 Eine neue Studie wirft Fragen über die Wirksamkeit von Medikamenten auf, die seit langem zur Vorbeugung von schmerzhaften Nierensteinen eingesetzt werden, aber Experten sagen, dass es keinen Grund für Patienten gibt, ihre Medikamente zu diesem Zeitpunkt wegzuwerfen.
Wer schon einmal einen Nierenstein hatte, würde eine Wiederholung am liebsten vermeiden. Und seit vielen Jahren verschreiben Ärzte Thiazid-Diuretika als eine Präventivmaßnahme.
Auf der Grundlage von vor Jahrzehnten durchgeführten Studien wurden die preisgünstigen Medikamente zu einem Eckpfeiler bei der Verhinderung von Rückfällen bei Menschen, die Nierensteine auf Kalziumbasis haben (was bei den meisten Steinen der Fall ist).
Doch eine neue klinische im New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Thiazid-Diuretika wirken möglicherweise nicht besser als ein Placebo.
Schweizer Forscher fanden heraus, dass Patienten, die nach dem Zufallsprinzip einer täglichen Diuretikumdosis (Hydrochlorothiazid) zugeteilt wurden, über einen Zeitraum von drei Jahren eine ähnliche Häufigkeit des Wiederauftretens von Nierensteinen aufwiesen wie Patienten, die ein Placebo erhielten. Zwischen 49 % und 59 % entwickelten Nierensteinsymptome oder wiesen im Röntgenbild einen neuen Stein oder das Wachstum eines alten Steins auf.
Die niedrigste Rezidivrate – 49 % – wurde bei den Patienten mit der höchsten Diuretikadosis beobachtet. Statistisch gesehen unterschied sich ihr Risiko jedoch nicht signifikant von der Rezidivrate der Placebogruppe.
Die Forscher unter der Leitung von Dr. Daniel Fuster vom Universitätsspital Bern rekrutierten 416 Patienten und teilten sie nach dem Zufallsprinzip vier verschiedenen Gruppen zu: Drei erhielten unterschiedliche Dosen des Diuretikums Hydrochlorothiazid, während eine Gruppe ein inaktives Placebo erhielt.
Die Studie schloss Patienten ein, die hohe Kalziumwerte im Urin aufwiesen, aber mehr als ein Drittel hatte diese nicht. Und angesichts dieser Studienlimitierung und weil es so wenig teilnehmende Patienten gab, und Hydrochlorothiazid ein kurzwirksames Diuretikum ist (normalerweise werden länger wirkende verschrieben), müssen erst weitere Studien durchgeführt werden, bevor dazu Empfehlungen ausgesprochen werden können, kommentierten Experten.
© arznei-news.de – Quellenangabe: New England Journal of Medicine (2023). DOI: 10.1056/NEJMoa2209275