Aflibercept ist wirksamer als Bevacizumab beim Absetzen der Therapie bei Patienten mit neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration
01.12.2022 Eine „rückblickende“ Pilotstudie mit Daten von 106 Patienten mit „feuchter“ altersbedingter Makuladegeneration (AMD), die am Wilmer Eye Institute am Johns Hopkins Medicine behandelt wurden, hat ergeben, dass fast die Hälfte der mit Aflibercept behandelten Patienten die Augen-Injektionstherapie nach einem Jahr sicher absetzen konnten, ohne dass es zu einem weiteren Sehverlust kam.
Nur 17 % der Patienten, die eine andere häufig verwendete Therapie gegen feuchte AMD ( Bevacizumab) erhielten, konnten das Medikament nach einem Jahr sicher absetzen laut der im Journal of Clinical Investigation veröffentlichten Studie.
Die Ergebnisse stützen sich auf eine frühere Studie unter der Leitung der Johns Hopkins-Forscher, in der festgestellt wurde, dass ein Drittel der Patienten mit feuchter AMD die Therapie nach einem Jahr ärztlicher Überwachung gefahrlos unterbrechen kann.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass viele Patienten mit Makuladegeneration möglicherweise keine lebenslange Therapie benötigen, wenn wir für den jeweiligen Patienten die beste Therapie finden“, sagt Dr. Akrit Sodhi vom Wilmer Eye Institute der Johns Hopkins University School of Medicine.
Laut Sodhi sind klinische Studien mit einer größeren Gruppe von Patienten erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Die Vergleichsstudie
In der Studie überprüften Sodhi und sein Team die Aufzeichnungen über die Behandlungsergebnisse von 106 Menschen mit feuchter AMD, die zwischen 2013 und 2020 am Johns Hopkins Wilmer Eye Institute an zwei Standorten in Maryland behandelt wurden.
Jeder Patient hatte in den ersten drei Monaten der Therapie eine monatliche Injektion entweder mit Aflibercept oder Bevacizumab erhalten.
Bei jedem weiteren Besuch wurden die Patienten untersucht, und bei denjenigen, deren feuchte AMD inaktiv blieb, wurde der Abstand zwischen den Besuchen um zwei Wochen verlängert. Wenn dieses Intervall sicher auf 12 Wochen verlängert werden konnte, wurde die Behandlung unterbrochen und der Patient ohne Behandlung engmaschig überwacht. Die Patienten galten nur dann als „abgesetzt“, wenn ihre Sehkraft stabil war und sie mindestens 30 Wochen lang nach der letzten Behandlung während dieses Überwachungszeitraums keine Augeninjektionen benötigten.
Nach 3, 6 und 12 Monaten
Nach den ersten drei obligatorischen monatlichen Injektionen zeigten die mit Aflibercept behandelten Patienten einen leichten Vorteil gegenüber Bevacizumab bei der Verbesserung der Sehkraft, was mit früheren Studien übereinstimmt.
Nach sechs Monaten, als das ideale Intervall zwischen den Behandlungen für jeden einzelnen Patienten bestimmt wurde, war der Vorteil der monatlichen Injektionen von Aflibercept nicht mehr zu beobachten. Wurde das Behandlungsintervall jedoch verlängert, hatten die mit Bevacizumab behandelten Patienten eine höhere Rate an Sehkraftverlust als die mit Aflibercept behandelten.
Nach einem Jahr zeigten die Aufzeichnungen, dass 50 % (30 von 60 Patienten) der mit Aflibercept behandelten Patienten als austherapiert galten, verglichen mit 17 % der mit Bevacizumab behandelten Patienten (8 von 46).
Bei den Patienten, die weiterhin behandelt werden mussten, waren die Abstände zwischen den Injektionen bei den mit Aflibercept behandelten Patienten 44 % länger (13,1 Wochen gegenüber 9,1 Wochen) als bei den mit Bevacizumab behandelten. Die Flüssigkeitsansammlung und der fortschreitende Sehverlust waren in beiden Gruppen ähnlich.
Die Gesamtzahl der Injektionen war bei den mit Aflibercept behandelten Patienten im Vergleich zum zweimonatlichen Standardbehandlungsschema über ein Jahr um 10 % (7,2 gegenüber acht) reduziert, während die Gesamtzahl der Injektionen bei den mit Bevacizumab behandelten Patienten im Vergleich zum monatlichen Standardbehandlungsschema um 33 % (8,7 gegenüber 13) reduziert war.
Nach zwei Jahren
Die Forscher beobachteten 56 der 106 Patienten ein weiteres Jahr lang – 13 von 27 (48 %) Patienten, die mit Aflibercept behandelt wurden, waren nach zwei Jahren nicht mehr in Behandlung, während acht von 29 (28 %) Patienten von Bevacizumab als abgesetzt galten. Dies war zwar eine Verbesserung für die mit Bevacizumab behandelten Patienten im Vergleich zum ersten Jahr, aber immer noch ein schlechteres Ergebnis als für die mit Aflibercept behandelten Patienten.
Nach zwei Jahren war die Gesamtzahl der Injektionen bei den mit Aflibercept behandelten Patienten im Vergleich zum zweimonatlichen Standardbehandlungsschema um 27 % (10,2 vs. 14) reduziert, während die Gesamtzahl der Injektionen bei den mit Bevacizumab behandelten Patienten im Vergleich zum monatlichen Standardbehandlungsschema um 44 % (14 vs. 25) reduziert war.
Da beide Medikamente auf dasselbe Protein abzielen, könnte weitere Forschung aufdecken, warum das eine Medikament so viel wirksamer ist als das andere. Sodhi plant molekulare Studien, um die Unterschiede in der Wirkung der beiden Medikamente auf das Auge zu untersuchen, die ihre unterschiedliche Leistung erklären könnten.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of Clinical Investigation (2022). DOI: 10.1172/JCI159125
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