Warum gibt es so große Unterschiede bei den Antidepressiva-Verschreibungen in Europa?
11.07.2015 Die Antwort: Es liegt an ökonomischen und kulturellen Faktoren. Die Haltung der Öffentlichkeit zu psychischen Erkrankungen und die Ausgaben der Gesundheitsversorgung können die große Variation bei den Antidepressiva-Verschreibungen zwischen den Ländern in Europa erklären.
Höhere Ausgaben im Gesundheitswesen
Die in der Zeitschrift British Journal of Psychiatry herausgegebene Studie des King’s College London fand heraus, dass Antidepressiva in Ländern mit höheren Ausgaben im Gesundheitswesen häufiger verordnet und regelmäßiger eingenommen werden.
Es gab auch einen Zusammenhang zwischen der Überzeugung, dass Menschen mit einer psychischen Krankheit ‚gefährlich‘ sind und einer häufigeren Einnahme von Antidepressiva (AD).
Wohingegen Einstellungen wie: ‚Sie werden sich niemals erholen‘ oder ’sie sind selbst schuld‘ mit einer geringeren und weniger häufigen Einnahme von AD verbunden sind.
Große Unterschiede
Es gab große Unterschiede in Europa beim Einsatz von antidepressiven Medikamenten: von 16 Prozent der Allgemeinbevölkerung in Portugal bis zu nur 3 Prozent in Griechenland (Deutschland lag bei 5%). Das war aber schon vorher bekannt: So fand eine frühere Studie z.B. heraus, dass 2010 Ärzte in Island 6,4-mal so viele AD pro Person verschrieben wie Ärzte in Estland.
Die aktuelle Studie fand auch heraus, dass Frauen und Personen mittleren Alters / ältere Erwachsene weniger wahrscheinlich Antidepressiva nahmen.
Dr. Sara Evans-Lacko vom Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience sagte, dass die Verschreibungen von AD jedes Jahr mit einer Rate von 20 Prozent in Europa als Ganzes zunehmen.
Ein Gleichgewicht zwischen zu häufiger und zu geringer Verschreibung von Antidepressiva zu finden, ist schwierig. Wir müssen das Stigma in Ländern mit niedrigen AD-Verschreibungen ansprechen und sicherstellen, dass Betroffene sie auch bekommen. Wir müssen jedoch auch die Gründe für die zu häufigen Verschreibungen von Antidepressiva in einigen europäischen Ländern angehen.‘
© arznei-news.de – Quellenangabe: King’s College London, The British Journal of Psychiatry; Juli 2015
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