Das metastasierende Melanom im Spätstadium entsteht durch eine Reihe von Entwicklungswegen
29.03.2023 Wissenschaftler haben herausgefunden, warum mancher Hautkrebs am Ende des Lebens nicht mehr auf die Behandlung anspricht.
Eine eingehende Analyse von 14 an einem unheilbaren Melanom verstorbenen Patienten hat ergeben, dass Veränderungen in der Reihenfolge, Struktur und Anzahl der Kopien der Tumor-DNA dazu führen könnten, dass einige Hautkrebse auf die Behandlung nicht mehr ansprechen. Diese Veränderungen erklären auch, wie sich das Melanom auf andere Teile des Körpers ausbreiten kann.
Die in der Zeitschrift Cancer Discovery veröffentlichte Studie wurde von Wissenschaftlern und Klinikern des Francis Crick Institute, UCL und The Royal Marsden geleitet. Sie ist Teil der PEACE-Studie, die durch die Analyse von Tumorproben, die bei Autopsien mit informierter Zustimmung entnommen wurden, Aufschluss über die letzten Lebensabschnitte mit Krebs gibt.
Bei vielen Menschen mit fortgeschrittenem Krebs waren vorherige Behandlungen erfolglos, weil der Krebs Wege fand, sie zu überwinden. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese neuen Informationen über die Resistenz des Melanoms gegen die derzeitigen Behandlungen letztlich zu neuen Therapien führen werden, die den Menschen mit fortgeschrittenem Krebs mehr Zeit mit ihren Angehörigen lassen.
Für die Studie entnahmen die Wissenschaftler 573 Proben von 387 Tumoren von 14 Patienten mit fortgeschrittenem Melanom. Die Forschungsautopsien wurden kurz nach dem Tod im University College London Hospitals und im Guys and St Thomas‘ Mortuary durchgeführt, wobei die Proben am Francis Crick Institute und am UCL analysiert wurden.
Alle Patienten in der Studie waren mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI) behandelt worden, die das Immunsystem dabei unterstützen, Krebszellen zu erkennen und anzugreifen. Bei allen 14 Patienten hatten die ICI-Medikamente zum Zeitpunkt ihres Todes ihre Wirkung verloren.
Die Wissenschaftler lasen den genetischen Code einzelner Zellen in den Tumorproben und suchten nach Mustern, wie sich der Code veränderte, wenn sich die Tumoren ausbreiteten und der Behandlung widerstanden.
Sie fanden heraus, dass 11 der 14 Patienten in der Studie funktionierende Gene verloren hatten, die es den ICI-Medikamenten ermöglichen, dem Immunsystem bei der Erkennung und Bekämpfung des Krebses zu helfen. Dieser Verlust tritt auf, weil der Krebs entweder mehrere Kopien defekter Versionen der Gene herstellen kann oder zirkuläre DNA-Ringe von außerhalb des Chromosoms (sogenannte extrachromosomale DNA) verwendet, um normale Kopien der Gene außer Kraft zu setzen.
Professor Samra Turajlic, beratender medizinischer Onkologe an der Melanom-Abteilung des Royal Marsden und Forschungsgruppenleiter am Francis Crick Institute, sagte: „Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, deren Melanom zurückgekehrt ist oder gestreut hat, haben sich in den letzten zehn Jahren dramatisch verbessert. Aber leider verliert immer noch fast die Hälfte der Melanompatienten ihr Leben durch ihren Krebs.“
„Um zu verstehen, warum bestehende Behandlungen manchmal versagen, müssen wir wissen, was im Endstadium des Krebses passiert. Das ist schwierig, aber der einzige praktische Weg dafür, ist die Analyse von Tumorproben, nachdem die Patienten an ihrem Krebs gestorben sind. Wir haben festgestellt, dass das Melanom sein Genom tiefgreifend verändern kann, um sich vor dem Immunsystem zu verstecken und sich im Körper auszubreiten. Diese tiefgreifenden Veränderungen sind hochkomplex, aber wir sind zuversichtlich, dass wir jetzt Wege finden können, sie in der Klinik gezielt zu behandeln.“
Dr. Mariam Jamal-Hanjani, Clinical Associate Professor am University College London und Leiterin der PEACE-Studie, sagte: „Diese Ergebnisse vermitteln das bisher detaillierteste Bild davon, wie das Melanom im letzten Lebensabschnitt aussieht. Wir können jetzt sehen, wie sich der Krebs entwickelt und auf das Gehirn und die Leber übergreift, und wie er die derzeit gängigste Behandlung für Menschen mit fortgeschrittener Krankheit besiegen kann.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: Cancer Discovery (2023). DOI: 10.1158/2159-8290.CD-22-1427