Botox gegen Borderline-Störung

Botulinumtoxin (Botox) reduziert Borderline-Symptome

03.09.2016 Laut einer im American Journal of Psychiatry veröffentlichten Meldung von Forschern der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) könnte Botulinumtoxin (Botox) bei Menschen mit Borderline-Störung die Stimmung stabilisieren.

Botulinumtoxin

Damit könnte Botulinumtoxin (Markenname Botox) bei Zulassung für diese Indikation das „bisher einzige zugelassene Medikament gegen Persönlichkeitsstörungen werden“, sagte einer der Forscher Prof. Dr. Tillmann Krüger. Außerdem hielte der Effekt des Medikaments über mehrere Monate an.

Das Forscherteam hat bereits in einer Pilotstudie 6 Patientinnen mit diagnostizierter Borderline-Persönlichkeitsstörung erfolgreich behandelt und sucht nun für eine größere Studie weitere Patientinnen.

In einer vorherigen Studie konnten die Forscher bereits zeigen, dass Botox auch wirksam gegen die psychische Erkrankung der Depression ist.

Verbesserung der Symptome

In der aktuellen Studie setzten die Psychiater Botox bei bislang behandlungsresistenten Borderline-Patientinnen ein, denen nicht mit Psychotherapie oder Psychopharmaka geholfen werden konnte.

Den Patientinnen wurde einmalig Botulinumtoxin „in die mittlere untere Stirn“ injiziert, wonach sich die Symptome ihrer Krankheit bedeutsam verringerten. So reduzierten sich „Impulsivität, Stimmungsschwankungen und Niedergestimmtheit“, während sich das soziale Verhalten verbesserte laut den Forschern.

Wirkweise

„Botox dämpft negative Emotionen und wirkt dadurch stabilisierend“, erklärt Krüger. Das Toxin lähmt die Muskeln – in diesem Fall zwischen den Augenbrauen. In dieser Region zeigen die Menschen z.B. ihre Ängste und Sorgen – gut sichtbar an den sogenannten Zornesfalten. Botulinumtoxin kann negative Gefühle daran hindern, sich hier zu zeigen.

„Das führt dazu, dass sich die Intensität dieser Emotionen reduziert, denn der Gesichtsausdruck und das psychische Befinden sind eng verbunden: Mimik drückt Gefühle aus, wirkt aber gemäß der sogenannten Facial-Feedback-Hypothese auch auf unsere Stimmung zurück“, sagte Studienautor Dr. Marc Axel Wollmer.

„Botulinumtoxin hat, in niedriger Dosierung örtlich gespritzt, kaum Nebenwirkungen“, fügt Krüger hinzu. Auch wirke das Toxin bei Menschen im jüngeren Alter, die noch keine Falten im Gesicht haben, sagten die Wissenschaftler. Sie glauben zudem, dass die Intervention diese Effekte auch auf andere Persönlichkeitsstörungen sowie auf Störungen der Impulskontrolle hervorrufen kann. Ihre Resultate wollen sie nun in einer umfangreicheren Studie überprüfen.

Dazu suchen sie Frauen mit Borderline-Störung im Alter zwischen 18 und 40 Jahren und „derzeit keine spezifische Psychotherapie wie zum Beispiel die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) erhalten“. Weitere Informationen und Anfragen können bei den Studienautoren in den unten verlinkten Kliniken erfragt werden.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Medizinische Hochschule Hannover, American Journal of Psychiatry; Sept. 2016 – Kontaktaufnahme: Professor Dr. Tillmann Krüger, MHH-Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, und bei Privatdozent Dr. Marc Axel Wollmer, Asklepios Klinik Nord-Ochsenzoll.

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