- 2009 Dopaminagonisten lösen in Studie schädliche Verhaltensweisen wie Spielsucht und Hypersexualität aus … zum Artikel
- März 2011 Nebenwirkung: Dopaminagonisten können Verhaltensprobleme hervorrufen
- 22.06.2018 Studie: Die Hälfte der Patienten unter Parkinson-Medikamenten entwickelte Probleme mit der Impulskontrolle
Nebenwirkung: Dopaminagonisten können Verhaltensprobleme hervorrufen
Bestimmte Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit – die sogenannten Dopaminagonisten – scheinen Impulskontrolltrobleme oder sogar Impulskontrollstörungen bei fast einem Viertel der Patienten zu verursachen, besagt eine neue Studie.
Parkinson-Medikamente und Verhaltensprobleme
Frühere Forschungsberichte haben Dopaminagonisten – eingeschlossen Mirapex (Pramipexol) und Requip (Ropinirol) – mit Impulskontroll-Störungen, wie Spielsucht und Hypersexualität, und mit zwanghaftem Verhalten, wie Binge-Eating, Kaufsucht und exzessivem Computergebrauch (Computerspielsucht, Videospielsucht) verbunden.
In dieser Studie analysierten Mayo Clinic Forscher Daten von Parkinson-Patienten aus über zwei Jahren.
„Was wir fanden, war, dass 22 Prozent der Patienten während der zweijährigen Phase eine neue Impulskontrollstörung entwickelten“, sagte der Studienautor Dr. Anhar Hassan in einer Mayo Clinic Pressemitteilung.
Je höher die Dosis des Dopaminagonisten, desto wahrscheinlicher entwickelten die Patienten eine Impulskontrollstörung, fanden die Forscher heraus.
Einer von vier Patienten, die sich auf einer mittleren therapeutischen Dosis der Medikation befanden, hatte eine Impulskontrollstörung. Patienten, die die Medikamente in einer höheren Dosierung nahmen, entwickelten mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 33% eine Impulskontrollstörung, sagte Hassan.
Die Studie wurde vor kurzem online in der Zeitschrift Parkinsonism and Related Disorders herausgegeben.
Patienten, die Dopaminagonisten einnehmen, und ihre Familien müssen auf Verhaltensänderungen achten, sagte Hassan. Die Dosis zu reduzieren oder die Medikation abzusetzen, lässt normalerweise die Verhaltensprobleme innerhalb von einigen Tagen bis einem Monat verschwinden.
Quelle: Parkinsonism and Related Disorders, März 2011
Studie: Die Hälfte der Patienten unter Parkinson-Medikamenten entwickelte Probleme mit der Impulskontrolle
22.06.2018 Im Laufe der Zeit kann die Hälfte der mit Anti-Parkinson-Medikamenten behandelten Menschen Störungen der Impulskontrolle (Impulskontrollverlust-Störungen) wie zwanghaftes Spielen, Kaufen oder Essen entwickeln laut einer in der Zeitschrift Neurology veröffentlichten Studie.
Dopamin
Bei Parkinson wird eine lebenswichtige Chemikalie im Gehirn – Dopamin genannt, das die Bewegung reguliert – allmählich reduziert. Parkinson wird mit Levodopa behandelt, das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird, oder mit Dopaminagonisten, die durch Aktivierung von Dopaminrezeptoren wirken.
An der Studie nahmen 411 Personen teil, bei denen seit fünf Jahren oder weniger Parkinson diagnostiziert worden war und die durchschnittlich etwa drei Jahre lang beobachtet wurden.
Die Teilnehmer wurden in Interviews zu Impulskontrollstörungen wie zwanghaftem Einkaufen, Essattacken, exzessivem Spielen von Video- bzw. Computerspielen, Glücksspielsucht oder ausschweifendem Sexualverhalten befragt.
Einnahme von Dopaminagonisten
Etwa 87 Prozent der Teilnehmer hatten mindestens einmal einen Dopaminagonisten eingenommen. Zu Beginn der Studie hatten 20 Prozent der Teilnehmer eine Störung der Impulskontrolle, 11 Prozent berichteten über Zwangs- oder Essattacken, 9 Prozent über zwanghaftes Sexualverhalten, 5 Prozent über zwanghaftes Einkaufen und 4 Prozent über zwanghaftes Spielen. Sechs Prozent der Menschen hatten mehr als eine Impulskontrollverluststörung.
Häufigkeit, Inzidenz
Von den 306 Personen, die zu Beginn der Studie keine Störungen der Impulskontrolle hatten, entwickelten 94 Personen während der Studie eine Erkrankung mit einer Gesamtinzidenz von 46 Prozent über fünf Jahre.
Bei Patienten, die nie Dopaminagonisten genommen hatten, betrug die fünfjährige Auftretenshäufigkeit 12 Prozent, verglichen mit 52 Prozent bei denjenigen, die diese Medikamente eingenommen hatten.
Die durchschnittliche jährliche Inzidenz betrug 26 pro 1.000 Personenjahre bei Menschen, die die Medikamente nie eingenommen haben, verglichen mit 119 pro 1.000 Personenjahren bei denen, die die Medikamente eingenommen hatten.
Dosis-Wirkungs-Beziehung
Die Forscher fanden auch heraus, dass mit höheren Dosen der Parkinson-Medikamente und deren Einnahme über längere Zeiträume die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Menschen Impulskontrollstörungen entwickeln.
Die Medikamente Pramipexol und Ropinirol waren mit dem höchsten Risiko für die Entwicklung dieser psychischen Erkrankungen verbunden.
Psychische Veränderungen waren reversibel
Insgesamt 30 Personen mit Impulskontrollverluststörungen, die die Einnahme von Dopaminagonisten eingestellt hatten, wurden während der Studie beobachtet.
Die Störungen hörten mit der Zeit auf, und die Hälfte der Menschen hatte nach einem Jahr keine Probleme mehr.
Die Teilnehmer der Studie waren relativ jung (Durchschnittsalter 62 Jahre), und jüngere Menschen erhalten eher Dopamin-Agonisten und entwickeln eher Störungen der Impulskontrolle. Es ist also möglich, dass die Häufigkeit dieser psychischen Störungen in dieser Studie überbewertet sein kann.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Neurology, 2018; 10.1212/WNL.0000000000005806 DOI: 10.1212/WNL.0000000000005806