Doxycyclin zur Behandlung der Nickkrankheit: eine randomisierte, placebokontrollierte Phase-2-Studie

04.06.2024 Eine neue Studie deutet darauf hin, dass eine Behandlung mit dem Medikament Doxycyclin akute anfallsbedingte Krankenhausaufenthalte und Todesfälle im Zusammenhang mit dem sogenannten Nicksyndrom (auch Nickkrankheit genannt) verringern kann.
Das Nicksyndrom (engl. nodding syndrome) ist eine neurologische Erkrankung, die zu schweren und beeinträchtigenden geistigen und körperlichen Behinderungen und lebensbedrohlichen Krampfanfällen führt. Die Krankheit betrifft hauptsächlich Kinder und Jugendliche in Teilen Ostafrikas.
Jüngste Forschungen über den Ursprung des Nicksyndroms brachten es mit einer Infektion mit einem Parasiten in Verbindung, der für die Krankheit Onchozerkose verantwortlich ist, die gemeinhin als Flussblindheit bekannt ist.
Auf der Grundlage dieser Entdeckung arbeitete Dr. Richard Idro von der Makerere-Universität mit Kollegen in Uganda, der Liverpool School of Tropical Medicine (LSTM), der Universität Oxford, den National Institutes of Health in den USA, dem ugandischen Gesundheitsministerium und der London School of Hygiene & Tropical Medicine zusammen, um zu untersuchen, ob eine Behandlung mit Doxycyclin – einem Medikament, das Onchozerkose heilen kann – Patienten mit Nicksyndrom helfen würde.
Die in der Zeitschrift The Lancet Global Health veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Doxycyclin zur Kontrolle der durch die Infektion ausgelösten schweren Anfälle bei Patienten mit Nickkrankheit eingesetzt werden kann und die Antikörper gegen den für die Onchozerkose verantwortlichen Parasiten erheblich reduziert.
Der Hauptautor der Studie Dr. Richard Idro sagte: „Diese Studie bestätigt nicht nur den Zusammenhang zwischen der Infektion mit dem Filarienwurm Onchocerca volvulus, sondern deutet auch darauf hin, dass die Vorbeugung fieberverursachender Infektionen mit einer Antibiotikaprophylaxe Krankenhausaufenthalte und Todesfälle beim Nicksyndrom erheblich reduzieren kann.“
Professor Mark Taylor vom LSTM war Mitautor der Studie und leistete Pionierarbeit bei der Doxycyclin-Therapie zur Behandlung von Onchozerkose.
Er sagte: „Diese Studie zeigt einen weiteren Nutzen der Doxycyclin-Therapie bei Onchozerkose. Auch wenn sie noch Fragen zur Ursache des Nicksyndroms offen lässt, baut sie auf anderen Erkenntnissen auf, wonach die Behandlung von Onchozerkose den Betroffenen echte Vorteile bringt und einen zusätzlichen Nutzen durch die Verringerung von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen im Zusammenhang mit dem Nicksyndrom darstellt.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: The Lancet Global Health (2024). DOI: 10.1016/S2214-109X(24)00102-5