Pelargonidin und Konsum von Erdbeeren stehen in Verbindung mit der Neuropathologie der Alzheimer-Krankheit
29.07.2022 Könnten Erdbeeren als Snack oder im Müsli, Salat oder Smoothie das Gehirn vor der Alzheimer-Krankheit schützen?
Eine im Journal of Alzheimer’s Disease veröffentlichte Studie des Rush University Medical Center fand heraus, dass eine in Erdbeeren enthaltene bioaktive Substanz namens Pelargonidin möglicherweise mit weniger neurofibrillären Tau-Tangles (Alzheimer-Fibrillen) einhergeht.
Tau-Tangles sind eines der Kennzeichen der Alzheimer-Krankheit, die durch abnorme Veränderungen der Tau-Proteine verursacht wird, die sich im Gehirn ansammeln.
Die Studie
Die RUSH-Forscher untersuchten Daten, die sie aus einer laufenden Langzeitstudie des RADC, dem Rush Memory and Aging Project (MAP) – Start 1997, gewonnen hatten. Es gab insgesamt 575 verstorbene Teilnehmer mit vollständigen Ernährungsinformationen während der Nachuntersuchung und Gehirnautopsien, deren durchschnittliches Sterbealter 91,3 Jahre betrug.
Insgesamt 452 Personen waren Nicht-Träger des APOE-4-Gens und insgesamt 120 Teilnehmer mit APOE 4, dem stärksten genetischen Risikofaktor-Gen für die Alzheimer-Krankheit. Die Teilnehmer wurden mittels eines Fragebogens zur Häufigkeit von konsumierten Nahrungsmitteln bis zu einer Nachbeobachtungszeit von fast 20 Jahren vor dem Tod über ihre Ernährung befragt und anhand einer standardisierten neuropathologischen Bewertung nach dem Tod erfasst.
Im Verlauf der Studie wurden die kognitiven Fähigkeiten in fünf Bereichen – episodisches Gedächtnis, Arbeitsgedächtnis, semantisches Gedächtnis, visuell-räumliche Fähigkeiten und Wahrnehmungsgeschwindigkeit – jährlich standardisiert getestet.
An der MAP-Studie nahmen Menschen im Alter von 65 Jahren und älter teil, die in mehr als 40 Altersheimen und öffentlichen Seniorenwohnungen im Norden von Illinois lebten. Die Teilnehmer waren überwiegend weiß und hatten keine bekannte Demenz. Alle Teilnehmer erklärten sich bereit, sich zu Lebzeiten jährlichen klinischen Untersuchungen und nach ihrem Tod einer Gehirnautopsie zu unterziehen. Die Ergebnisse blieben selbst dann gleich, als die Forscher andere Faktoren berücksichtigten, die sich auf das Gedächtnis und die Denkfähigkeit auswirken könnten, wie Bildung, APOE-4-Status, Vitamin E und Vitamin C. Die Assoziationen waren bei denjenigen stärker, die zu Beginn der Studie keine Demenz oder leichte kognitive Beeinträchtigung hatten.
„Wir haben bei Menschen mit dem APOE-4-Gen, das mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht wird, nicht denselben Effekt beobachtet, aber das kann an der kleineren Stichprobengröße der Personen mit diesem Gen in dieser Studie liegen“, sagte Studienautorin Puja Agarwal.
Die Resultate
- Die Teilnehmer im höchsten Quartil der Pelargonidinaufnahme wiesen im Vergleich zu denen im niedrigsten Quartil eine geringere Amyloid-β-Last (β (SE) = -0,293 (0,14), p = 0,038) und weniger phosphorylierte Tau-Tangles (β (SE) = -0,310, p = 0,051) auf.
- Bei Teilnehmern ohne APOE ɛ4-Gen war ein höherer Verzehr von Erdbeeren (β (SE) = -0,227 (0,11), p = 0,037) und Pelargonidin (Q4 versus Q1: β (SE) = -0,401 (0,16), p = 0,011; p-Trend = 0,010) mit weniger phosphorylierten Tau-Tangles verbunden, während bei APOE ɛ4-Trägern kein Zusammenhang beobachtet wurde.
- Der Verzehr von Beerenfrüchten war nicht mit der Alzheimer-Pathologie assoziiert.
- Bei Ausschluss der Teilnehmer mit Demenz oder leichter kognitiver Beeinträchtigung zu Beginn der Studie war der Verzehr von Erdbeeren (p = 0,004) und Pelargonidin (ptrend = 0,007) jedoch mit weniger phosphorylierten Tau-Tangles verbunden.
Die Autoren schlussfolgern: Ein höherer Verzehr von Pelargonidin – einem bioaktiven Stoff, der in Erdbeeren enthalten ist – kann mit einer geringeren Alzheimer-Neuropathologie, insbesondere mit phosphorylierten Tau-Tangles, in Verbindung gebracht.
„Die Studie war eine Beobachtungsstudie und belegt keinen direkten kausalen Zusammenhang. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Rolle der Ernährung bei der Alzheimer-Krankheit zu verstehen, aber diese Studie gibt uns Hoffnung, dass bestimmte Nahrungsbestandteile wie Beeren die Gesundheit des Gehirns fördern können“, sagte Agarwal.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of Alzheimer’s Disease (2022). DOI: 10.3233/jad-215600
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