Nierentransplantation: Randomisierte Phase-2-Studie mit Felzartamab bei Antikörper-vermittelter Abstoßungsreaktion
27.05.2024 Die Abstoßung von Nierentransplantaten, die durch Antikörper vermittelt wird (AMR), zählt zu den Hauptgründen für das Scheitern solcher Eingriffe. Bislang existiert keine nachhaltige Therapie, um dieses Problem effektiv zu bekämpfen. Eine internationale und multidisziplinäre klinische Studie, geleitet von Georg Böhmig und Katharina Mayer von der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Universitätsklinik für Innere Medizin III von MedUni Wien und AKH Wien, hat jedoch ein neues Behandlungsprinzip in der Transplantationsmedizin erprobt. Die im New England Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnissen konnten zeigen, dass Felzartamab als sicher und höchst wirksam zu bewerten ist.
Felzartamab
Felzartamab ist ein bestimmter (monoklonaler CD38-) Antikörper, der ursprünglich als Immuntherapie für die Behandlung von Multiplen Myelomen zur Bekämpfung der Tumorzellen im Knochenmark entwickelt wurde.
In dieser doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Phase-2-Studie wurden Patienten, bei denen mindestens 180 Tage nach der Transplantation eine Antikörper-vermittelte Abstoßung aufgetreten war, sechs Monate lang mit neun Infusionen des monoklonalen CD38-Antikörpers Felzartamab (in einer Dosis von 16 mg pro Kilogramm Körpergewicht) oder Placebo behandelt, gefolgt von einer sechsmonatigen Beobachtungsphase.
Das primäre Ergebnis war das Sicherheits- und Nebenwirkungsprofil von Felzartamab. Die wichtigsten sekundären Ergebnisse waren Nierenbiopsieergebnisse nach 24 und 52 Wochen, spenderspezifische Antikörperspiegel, periphere NK-Zellzahlen und vom Spender stammende zellfreie DNA-Spiegel.
„Aufgrund seines Potenzials, Immunreaktionen auf eine sehr besondere Art zu beeinflussen, rückte Felzartamab auch ins Blickfeld der Transplantationsmedizin“, erklärt Böhmig. „Unser Ziel war es, die Sicherheit und Verträglichkeit des Antikörpers als erste mögliche Therapieoption bei AMR nach Nierentransplantationen zu überprüfen“, sagt Erstautorin Katharina Mayer.
Insgesamt wurden 22 Patienten randomisiert (11 erhielten Felzartamab und 11 ein Placebo). Nach einer Therapie- und Beobachtungsphase von jeweils sechs Monaten konnten die Wissenschaftler:innen ermutigende Resultate feststellen. Insbesondere die morphologischen und molekularen Analysen der Biopsien von Transplantaten legen nahe, dass Felzartamab das Potenzial besitzt, die durch Antikörper vermittelte Abstoßung (AMR) nach Nierentransplantationen effektiv und sicher zu bekämpfen.
„Die Ergebnisse unserer Studie könnten einen Durchbruch in der Therapie von AMR nach Nierentransplantationen darstellen“, sagt Mayer. „Außerdem geben unsere Erkenntnisse Anlass zur Hoffnung, dass Felzartamab auch den Abstoßungen von anderen Spenderorganen wie Herz oder Lunge entgegenwirken könnte“, sagt Böhmig.
© arznei-news.de – Quellenangabe: New England Journal of Medicine (2024). DOI: 10.1056/NEJMoa2400763