Medizinisches Cannabis, oder medizinisches Marihuana, sind Cannabis und Cannabinoide, die von Ärzten an deren Patienten verabreicht werden. Die Medikamente enthalten meist isolierte Wirkstoffe.
Infos
- News: Studien / Forschung; Zulassung
- Liste der Wirkstoffe
- Indikation / Anwendung / Krankheiten
- Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit
- Wechselwirkungen
- Verabreichungsformen
- Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise
- Wirksamkeit (s. bei entsprechenden Krankheiten / Studien)
Indikation / Anwendung / Krankheiten
Einsatz des Medikamentes bei (s. dort):
- Indikation, Anwendung generell
- gegen Bluthochdruck
- bei Depressionen
- gegen Fatigue
- bei Krebs
- Morbus Crohn
- gegen Kopfschmerzen u. Migräne; gegen Schmerzen
- bei Parkinson-Krankheit
- bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
- gegen Pruritus (Juckreiz)
- bei psychischen Erkrankungen
- gegen Schlafprobleme / Schlaflosigkeit
- gegen die Schmerzen bei Sichelzellkrankheit / Sichelzellanämie
- bei Zwangsstörungen / Zwangsgedanken
News zu Cannabis als Medikament
- 28.02.2023 Nutzen von Cannabis bei Depression und Schlaflosigkeit. Auswirkungen von Cannabis auf Menschen, die unter Depressionen, Schlaflosigkeit, übermäßiger Reizbarkeit, PMS, PTBS und intrusiven (aufdringlichen) Gedanken leiden
- 30.11.2022 Krebs: Keine Linderung durch Cannabidiol-Öl. Randomisierte, placebokontrollierte, dosisskalierende Doppelblindstudie der Phase IIb mit Cannabidiol-Öl zur Linderung von Symptomen bei fortgeschrittenem Krebs (MedCan1-CBD)
- 24.10.2022 Cannabiskonsum verstärkt Schmerzen nach Operationen. Cannabiskonsumenten hatten nach Operationen mehr Schmerzen und benötigten mehr Opioide
- 27.09.2022 Brustkrebs: Können Cannabisöl und Psilocybin helfen? Fallbericht: Der Einsatz von medizinischem Cannabis und Psilocybin als Ergänzung zur Standardtherapie bei der Behandlung von fortgeschrittenem metastasierten Brustkrebs
- 23.08.2022 Medizinisches Cannabis erhöht Risiko für Herzrhythmusstörungen. Kardiovaskuläres Risiko nach einer Cannabinoid-Behandlung bei Patienten mit chronischen Schmerzen
- 06.05.2022 Cannabis / Marihuana gegen Fatigue (Erschöpfung). Die Auswirkungen des Konsums von Cannabisblüten zur Behandlung von Fatigue (Müdigkeit, Erschöpfung)
- 20.03.2022 Wenn medizinisches Marihuana zur Cannabissucht führt. Risiken und Nutzen der Behandlung mit medizinischem Marihuana bei Erwachsenen mit Schmerzen, Schlaflosigkeit oder affektiven Symptomen
- 17.12.2021 Cannabis als Ganzpflanze wirksam und verträglich bei behandlungsresistenter pädiatrischer Epilepsie
- 26.10.2021 Medizinische Cannabisprodukte können Depression, Angst lindern und Lebensqualität verbessern: Antidepressive und anxiolytische Wirkungen des medizinischen Cannabiskonsums in einer Beobachtungsstudie … zum Artikel
- 09.09.2021 Experten sprechen ’schwache‘ Empfehlung für medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen aus … zum Artikel
- 13.05.2021 Forscher testen medizinisches Marihuana als mögliche Therapie für chronischen Juckreiz
- 02.03.2021 Kann Cannabis bei Migräne zu Rebound-Kopfschmerzen führen?
- 01.03.2021 Mehr als die Hälfte der Menschen, die Cannabis gegen Schmerzen verwenden, berichten über mehrere Entzugssymptome
- 08.02.2021 Medizinisches Cannabis ist mit einer Blutdrucksenkung bei älteren Erwachsenen mit Bluthochdruck verbunden … zum Artikel
- 20.10.2020 Studie: Cannabis verringert die Symptome von Zwangsstörungen kurzfristig um die Hälfte … zum Artikel
- 14.09.2020 Medizinisches Marihuana mit weniger Krankenhausaufenthalten bei Patienten mit Sichelzellkrankheit verbunden … zum Artikel
- 20.07.2020 Studie untersuchte Potenzial von Cannabis zur Linderung von Schmerzen bei Sichelzellkrankheit / Sichelzellanämie … zum Artikel
- 03.07.2020 Studie: Cannabis bietet sofortige Linderung der Symptome einer Depression … zum Artikel
- 10.06.2020 Studie zeigt, dass Cannabis (nur) vorübergehend PTBS-Symptome lindert … zum Artikel
- 10.06.2020 Sind Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis bei Parkinson-Krankheit ausreichend untersucht? … zum Artikel
- 03.03.2020 Medikamente helfen Cannabisabhängigen möglicherweise nicht
- 02.03.2020 Wechselwirkungen von Medikamenten mit Cannabinoiden: 5 Dinge, die man wissen sollte … zum Artikel
- 21.01.2020 Cannabinoide gegen krebsbedingte Schmerzen bei Erwachsenen: systematischer Überblick und Metaanalyse … zum Artikel
- 21.01.2020 Studie untersuchte Einsatz von medizinischem Cannabis bei älteren Erwachsenen mit chronischen Schmerzen und Insomnie (Schlaflosigkeit) … zum Artikel
- 25.11.2019 Kurz- und Langzeitwirkungen von Cannabis auf Kopfschmerzen und Migräne
- 30.10.2019 Belege für den Nutzen von Cannabinoiden zur Behandlung psychischer Störungen fehlen … zum Artikel
- 15.09.2019 Systematische Überprüfung untersuchte den Nutzen von Cannabis bei der Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
- 22.10.2018 Medizinisches Cannabis verbessert die Symptome von Morbus Crohn; kein Einfluss auf die Darmentzündung … zum Artikel
- 19.09.2018 Cannabinoid-Medikamente machen die Schmerzen „weniger unangenehm, erträglicher“ … zum Artikel
- 11.09.2018 Studien: Wirksam bei der Behandlung vieler Beschwerden
- 15.08.2018 Marihuana kann die Lebensqualität bei Kopf- und Halskrebs verbessern
- 22.04.2018 Medizinisches Cannabis nicht empfohlen für Schlafapnoe
- 20.04.2018 Effekte von Cannabis auf psychische Probleme, Erkrankungen
- 20.11.2016 Cannabis hilfreich gegen Drogenabhängigkeit und psychische Störungen?
- 27.06.2012 Einer von zehn Fibromyalgie-Patienten nimmt Cannabis, Cannabinoide, um Schmerz zu lindern … zum Artikel
- Feb. 2011 Appetitsteigerung bei Krebspatienten durch THC festgestellt
Indikation, Anwendung

Einige Hinweise deuten darauf hin, dass Marihuana Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie reduzieren, den Appetit bei Menschen mit HIV/AIDS verbessern und chronische Schmerzen und Muskelkrämpfe reduzieren kann.
Nabiximols, Nabilon, Cannabidiol (CBD) und Dronabinol sind in einigen Ländern bei einer Reihe von Indikationen (als Begleittherapie) zugelassen: Epilepsie, Multiple Sklerose, Neuropathische Schmerzen, Krebsschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, HIV/AIDS bzw. im experimentellen Stadium oder Zulassungsverfahren wie: Dravet-Syndrom, Tuberöse Sklerose, Lennox-Gastaut-Syndrom, Hirntumor, Glioblastom.
Nebenwirkungen
Es gibt nicht genügend Daten, um aussagekräftige Rückschlüsse auf die Sicherheit von medizinischem Cannabis zu ziehen. Normalerweise sind unerwünschte Wirkungen des medizinischen Cannabiskonsums nicht gravierend.
Die kurzfristige Anwendung erhöht das Risiko kleinerer und größerer Nebenwirkungen. Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Müdigkeit, Erbrechen und Halluzinationen. Die langfristigen Auswirkungen von medizinischen Cannabisprodukten sind unklar.
Es werden auch Übelkeit, erhöhter Puls, Blutdrucksenkung, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, gerötete Augen, Atemprobleme und psychische Probleme genannt.
Zu den Bedenken gehören Gedächtnis- und Kognitionsprobleme, Suchtgefahr, Schizophrenie bei Jugendlichen und die Gefahr, dass Kinder sie versehentlich einnehmen.
Liste der Wirkstoffe und Handelsnamen
Verabreichungsformen
Medizinisches Cannabis kann über eine Reihe von Methoden verabreicht werden, einschließlich Kapseln, Lutschtabletten, Tinkturen, dermale Pflaster, orale oder dermale Sprays, Cannabis-Esswaren und Verdampfen oder Rauchen getrockneter Knospen.
Synthetische Cannabinoide wie Dronabinol und Nabilon sind in einigen Ländern verschreibungspflichtig.
Studien: Wirksam bei der Behandlung vieler Beschwerden
11.09.2018 Zwei kürzlich in den Fachzeitschriften Frontiers in Pharmacology und Medicines veröffentlichte Studien stellten fest, dass medizinisches Cannabis eine sofortige Symptomlinderung bei Dutzenden von Krankheitssymptomen mit relativ geringen negativen Nebenwirkungen bietet.
Wirksamkeit
In der ersten Studie wurde bei 27 verschiedenen Beschwerden (z.B. Krampfanfälle, Depressionen) von den Marihuana- bzw. Cannabis-Benutzern eine durchschnittliche Symptomreduktion von fast 4 Punkten auf einer Skala von 1-10 nach dem Konsum von Cannabis in seinen verschiedenen Produktformen, von Konzentraten bis hin zu topischen Produkten, berichtet.
Die zweite Studie konzentrierte sich speziell auf die Verwendung von rohen natürlichen Marihuanablüten oder „Knospen“ zur Behandlung von Schlaflosigkeit mit ähnlichen Wirkungsgraden, die je nach Eigenschaften der Blume und Verbrennungsmethoden variierten.
Mehr als 94 Prozent der Cannabiskonsumenten berichteten über eine Abnahme der Symptomintensität nach selbstverabreichtem Cannabiskonsum bei den verschiedenen erfassten Krankheitsbeschwerden. Dies kann die Fähigkeit der Phytocannabinoide der Pflanze widerspiegeln, das menschliche Endocannabinoidsystem zu beeinflussen, das sowohl die psychische und körperliche Gesundheit als auch das Verhalten reguliert, schreiben die Wissenschaftler.
Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise: Endocannabinoidmangel-Theorie
Nach der Endocannabinoidmangel-Theorie resultieren viele psychische und physische Erkrankungen aus der Dysregulation des körpereigenen Endocannabinoid-Systems (ECS), das oft als Meisterwerk chemischer Signale beschrieben wird, die die physische und psychische Homöostase oder biologische Systemeffizienz fördern.
Das ECS besteht aus natürlichen Liganden (z.B. Anandamid und 2-AG) und Rezeptoren (CB1 und CB2), die eine wichtige Rolle bei der effizienten Regulation eines grundlegenden Körpersystems zu spielen scheinen, einschließlich Schlaf, Ernährung (z.B. Darmpermeabilität und Adipogenese), Libido und Fruchtbarkeit, Schmerzwahrnehmung, Motivation, Glück, Angst, Lernen und Gedächtnis, soziale Funktionen, Autoimmunreaktionen, zelluläre Redox und Krebspathophysiologie.
Eher leichte Nebenwirkungen
Neben dem therapeutischen Nutzen zeigten diese Studien auch, dass der Cannabiskonsum mit häufigen und zahlreichen, aber meist nicht schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden ist.
Positive und kontextspezifische Nebenwirkungen wurden von den Anwendern weitaus häufiger berichtet als negative Nebenwirkungen, wobei die häufigsten Nebenwirkungen positiv (entspannt, friedlich, wohlig) und die seltensten negativ (paranoid, verwirrt, Kopfschmerzen) waren.
Letztlich könnte Cannabis einen festen Platz in unserem modernen Repertoire an Medikamentenoptionen finden, wenn es die Beschwerden der Nutzer effektiver und sicherer behandeln kann als herkömmliche Arzneimittel, schreiben die Studienautoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Frontiers in Pharmacology (2018). DOI: 10.3389/fphar.2018.00916; Medicines (2018). DOI: 10.3390/medicines5030075
Diese Informationen sind NICHT als Empfehlung für ein bestimmtes Medikament zu verstehen. Auch wenn diese Berichte, Studien, Erfahrungen hilfreich sein können, sind sie kein Ersatz für die Erfahrung und das Fachwissen von Ärzten.