Patientenspezifische Pharmakokinetik und Nephrotoxizität von Dasatinib
12.09.2023 Forscher haben herausgefunden, dass Dasatinib – ein Medikament, das häufig zur Behandlung von chronischer myeloischer Leukämie eingesetzt wird – stark mit Nierenschäden verbunden ist.
Das Studienteam ist der festen Überzeugung, dass diese Studie erhebliche Auswirkungen auf die klinische Praxis haben wird, wobei sie die Standardbehandlung verändern und möglicherweise neue Warnhinweise für Dasatinib einführen wird.
Außerdem weisen die Forscher darauf hin, dass das Auftreten von Nierenschäden eine bisher unbekannte schwere Nebenwirkung dieses Medikaments ist. Diese Nebenwirkung wird als selten angegeben, sie wurde jedoch bei 10 % aller Teilnehmer, die Dasatinib einnahmen, beobachtet. Besorgniserregend sei, dass Dasatinib-Patienten derzeit nicht auf Nierenschäden oder -funktionsstörungen untersucht werden, so dass sie anfällig für chronische Nierenerkrankungen sind. Die Ergebnisse wurden im Clinical Journal of the American Society of Nephrology veröffentlicht.
Die Studie umfasste 82 Teilnehmer, die eine Langzeitbehandlung mit Tyrosinkinase-Hemmern gegen chronische myeloische Leukämie erhalten hatten; 32 Teilnehmer wurden mit Dasatinib und 50 mit anderen, ähnlichen Medikamenten behandelt.
Erhöhte Werte für Nierenschäden
Bei den Dasatinib-Patienten wurden signifikant erhöhte Werte für Nierenschäden (gemessen als erhöhtes Eiweiß im Urin oder Proteinurie) festgestellt, wobei 10 % der Teilnehmer gravierende Werte aufwiesen, die später nach Beendigung der Dasatinib-Anwendung wieder zurückgingen. In der Nicht-Dasatinib-Kohorte wies kein Teilnehmer eine schwere Proteinurie auf. Eine weit verbreitete Nierenschädigung bei Dasatinib-Patienten wurde auch durch eine Nierenbiopsie bestätigt.
Die Forscher untersuchten die glomeruläre Schädigung anhand des Albumin-Kreatinin-Verhältnisses im Urin (UACR) bei 82 Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie, die mindestens 90 Tage lang kontinuierlich einen Tyrosinkinasehemmer eingenommen hatten. Zusätzlich zur Untersuchung der Proteinurie verglichen sie die mittleren Unterschiede beim UACR. Neben anderen Bluttests beschrieben sie auch eine Fallstudie über einen Patienten, der während der Behandlung mit Dasatinib eine Proteinurie im nephrotischen Bereich entwickelte.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse kann Onkologen, die Dasatinib verschreiben, geraten werden, die Nierenfunktion oder Proteinurie der Patienten zu überwachen und einen Nephrologen zur Unterstützung bei der Behandlung hinzuzuziehen. Es ist auch wahrscheinlich, dass das Vorhandensein einer Proteinurie in dieser Situation zu einer Änderung der Therapie führen kann, insbesondere wenn die Proteinurie schwerwiegend ist. Darüber hinaus weisen die diese Ergebnisse darauf laut den Forschern um Benjamin O. Adegbite von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, hin, dass die derzeitige klinische Versorgung, die Screening-Richtlinien und die Leitlinien der Food and Drug Administration zu unerwünschten Ereignissen möglicherweise aktualisiert werden müssen.
„Zehn Prozent der Patienten in unserer Studie wiesen schwere Nierenschäden auf, was bemerkenswert ist. In früheren klinischen Studien wurde nur bei weniger als einem Prozent der Patienten eine Proteinurie, also ein hoher Eiweißgehalt im Urin, festgestellt, was möglicherweise auf die kürzere Nachbeobachtungszeit zurückzuführen ist. Größere prospektive klinische Studien können uns helfen, herauszufinden, welche Patienten für diese Art von Schädigung anfällig sind, und alternative Behandlungsstrategien zu entwickeln“, sagt Koautor Dr. Azeloglu vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center.
„Wir gehen davon aus, dass unsere Studie erhebliche Auswirkungen auf die klinische Praxis haben wird, indem sie den Behandlungsstandard verändert und möglicherweise neue Warnhinweise für das untersuchte Medikament einführt.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: Clinical Journal of the American Society of Nephrology 18(9):p 1175-1185, September 2023. | DOI: 10.2215/CJN.0000000000000219