Psilocybin bei Krebs

Psilocybin – der Wirkstoff in ‚Zauberpilzen‘ – reduziert Angst und Depression bei Krebspatienten

15.12.2015 Eine Einzeldosis Psilocybin – die eigentliche halluzinogene Komponente in den sogenannten Magic Mushrooms oder Zauberpilzen – führt zu langanhaltender Verringerung von Ängsten und Depressivität bei Patienten mit lebensbedrohendem Krebs laut einer beim jährlichen Meeting des American College of Neuropsychopharmacology vorgestellten Studie.

Patienten, die eine Krebsdiagnose erhalten haben, entwickeln oft belastende Symptome von Angst und Depression. Berichte aus den 1960ern und 1970ern legen nahe, dass Halluzinationen hervorrufende Medikamente wie LSD solche Symptome bei Krebspatienten lindern können, aber der klinische Wert von halluzinogenen Medikamenten für die Behandlung von Stimmungsstörungen bei Krebspatienten blieb unklar.

In dieser neuen Studie untersuchten Roland Griffiths und Kollegen von der Johns Hopkins Universität die Wirkung von Psilocybin auf Angst und Depressionssymptome bei Krebspatienten.

Fünf Wochen nach einer Dosis Psilocybin – hoch genug, um Wahrnehmungsveränderungen und ‚mystische Erfahrungen‘ hervorzurufen – berichteten die Patienten über ein deutlich geringeres Depressions- und Angstniveau im Vergleich zu Patienten, die eine niedrigere Dosis des Medikaments erhalten hatten.

Die positiven Wirkungen auf die Stimmung der Patienten waren auch noch nach sechs Monaten vorhanden.

Die Autoren sagen, dass bereits eine einzelne Dosis Psilocybin eine anhaltende Reduktion der negativen Stimmung bei Patienten mit lebensbedrohlichen Krebs erreichen kann.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Johns Hopkins Universität, American College of Neuropsychopharmacology; Dez. 2015

Psilocybin wirksam gegen Todesangst und Depressivität bei Krebs

02.12.2016 In einer kleinen Doppelblindstudie stellten Forscher der Johns Hopkins Universität fest, dass Krebs-Patienten mit – durch die Erkrankung hervorgerufener existenzieller Angst oder Depression – eine deutliche Linderung ihrer psychischen Symptome durch die Verabreichung einer einzelnen großen Dosis Psilocybin erreichten – der aktiven Substanz in den halluzinogenen ‚Magic Mushrooms‘.

Die Forscher warnten aber, dass die Droge in einem eng kontrollierten Setting in Gegenwart zweier klinisch geschulter Beobachter verabreicht wurde, und dass ihr Gebrauch außerhalb der Forschung oder einem Patienten-Setting nicht empfohlen wird, schreiben sie im Fachblatt Journal of Psychopharmacology.

Wirksamkeit bei existentieller Angst und Depression

Das Psilocybin verringerte die klinische – und die von den Patienten bewertete – depressive Stimmung, Angst und Todesangst, und verbesserte die Lebensqualität, Optimismus und vergrößerte den Sinn im Leben.

  • Sechs Monate nach der letzten Sitzung der Behandlung wurde bei ungefähr 80 Prozent der Teilnehmer weiterhin eine klinisch bedeutende Senkung bei depressiver Stimmung und Existenzangst festgestellt, wobei ca. 60 Prozent eine Symptomremission in den normalen Bereich zeigten.
  • Dreiundachtzig Prozent berichteten über Verbesserungen bei Wohlbefinden oder Lebenszufriedenheit.
  • Ungefähr 67 Prozent der Teilnehmer sagten, die Erfahrung wäre eine der fünf bedeutungsvollsten Erfahrungen in ihrem Leben gewesen, und
  • ungefähr 70 Prozent meinten, die Erfahrung wäre eine der fünf wichtigsten spirituell bedeutendsten Lebensereignisse ihres bisherigen Lebens gewesen.

Neue Behandlungsoption für psychische Erkrankungen

Die interessanteste und bemerkenswerteste Entdeckung war, dass eine einzelne Dosis Psilocybin mit einer Wirkdauer von vier bis sechs Stunden eine dauerhafte Abnahme bei Depression- und Angst-Symptomen erreichte, und das könnte ein faszinierendes neues Modell zur Behandlung einiger psychiatrischer Erkrankungen sein, sagt Dr. Roland Griffiths, Professor der Verhaltensbiologie.

Er bemerkte, dass traditionelle Psychotherapien und Psychopharmaka, die Krebspatienten angeboten werden – einschließlich Verhaltenstherapie und Antidepressiva – Wochen oder sogar Monate benötigen können, und nicht immer wirksam sind bzw. suchterzeugende und andere beunruhigende Nebenwirkungen haben können.

In früheren Studien konnte bereits bei gesunden Freiwilligen demonstriert werden, dass Psilocybin positive Veränderungen bei Stimmung, Verhalten und Spiritualität erreichen konnte.

Krebs-Diagnose

Eine lebensbedrohende Krebs-Diagnose kann psychologisch sehr große Probleme verursachen, wobei Angst und Depressivität häufig als Symptome auftreten, sagte Griffiths. Menschen mit dieser Art der existenziellen Angst fühlen sich häufig hoffnungslos und grübeln über den Sinn im Leben bzw. den Tod.

Für die Studie schrieben die Forscher 51 Teilnehmer mit lebensbedrohendem Krebs ein, der bei den meisten wiederholt aufgetreten oder metastatisch war.

Jeder Teilnehmer erhielt in der ersten von zwei Behandlungssitzungen (fünf Wochen auseinander) eine Kapsel mit einer sehr geringen Psilocybin-Dosis (1 oder 3 Milligramm pro 70 Kilogramm) – als ein Placebo, weil die Dosis zu niedrig war, um Effekte hervorrufen zu können – und in der 2. Sitzung erhielten sie eine Kapsel mit einer moderaten oder hohen Dosis (22 oder 30 Milligramm pro 70 Kilogramm).

Unerwünschte Wirkungen

Die Nebenwirkungen waren eher leichter Natur: Etwa 15 Prozent der Teilnehmer berichteten über Übelkeit oder Erbrechen, und ein Drittel über psychisches Unwohlsein nach der höheren Dosis – wie Ängstlichkeit oder Paranoia – wie z.B. paranoide Gedanken. Ein Drittel der Patienten zeigten eine vorübergehende Zunahme des Blutdrucks. Einige berichteten über Kopfschmerzen im Anschluss an die Sitzung.

In einer weiteren Studie der New York University (Studienautor Stephen Ross) mit 29 Krebs-Patienten mit Angst- / Depressionssymptomen zeigten sich ähnliche positive Resultate bei der Linderung der Symptome. In dieser Studie wurde eine einzelne Dosis Psilocybin (0,3 mg/kg) oder Niacin (Vitamin aus dem B-Komplex als Placebo) verabreicht, beide in Verbindung mit Psychotherapie.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of Psychopharmacology; Johns Hopkins University, doi:10.1177/0269881116675513; New York University, doi:10.1177/0269881116675512; Dez. 2016

Der Nutzen durch Psilocybin-unterstützte Psychotherapie könnte bei depressiven und ängstlichen Patienten mit Krebs von Dauer sein

31.01.2020 Laut einer im Journal of Psychopharmacology veröffentlichten Studie, kann eine duch Psilocybin unterstützte Psychotherapie langfristigen Nutzen in Bezug auf die Verringerung von Angst, Depressivivtät und Hoffnungslosigkeit bei Patienten mit krebsbedingtem Distress (psychische Belastungen) bieten.

Gabrielle I. Agin-Liebes von der Universität Palo Alto in Kalifornien und ihre Kollegen führten eine Langzeit-Follow-up Within-Subjects-Analyse zur Bewertung einer Einzeldosis von Psilocybin-unterstützter Psychotherapie durch, an der 16 Teilnehmer mit krebsbedingtem psychologischen Distress teilnahmen. 15 von ihnen erklärten sich bereit, im Durchschnitt 3,2 und 4,5 Jahre nach der Verabreichung von Psilocybin an der Nachuntersuchung teilzunehmen.

Angst, Depression, Hoffnungslosigkeit, Demoralisierung und Todesangst

Die Forscher stellten fest, dass in der ersten und zweiten Nachbeobachtungsphase Angst, Depression, Hoffnungslosigkeit, Demoralisierung und Todesangst nachhaltig reduziert wurden.

Es wurden große gruppeninterne Effekte beobachtet. Die Kriterien für klinisch signifikantes antidepressives oder anxiolytisches Ansprechen wurden bei der 4,5-jährigen Nachbeobachtung von 60 bis 80 Prozent der Teilnehmer erfüllt.

Persönlich und spirituell bedeutsame Erfahrungen

Positive Veränderungen im Leben wurden überwiegend der Erfahrung mit der Psilocybin-verbundenen Therapie zugeschrieben (71 bis 100 Prozent); sie wurde als eine der persönlich und spirituell bedeutsamsten Erfahrungen im Leben der Patienten bewertet.

Es wäre ein historischer und wichtiger Meilenstein, wenn die National Institutes of Health fortschrittliche Forschung finanzieren würden, die das therapeutische Potenzial der Psilocybin-unterstützten Psychotherapie bei Patienten mit lebensbedrohendem Krebs und damit einhergehender psychiatrischer und existenzieller Not untersucht, schreiben die Autoren.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of Psychopharmacology – https://doi.org/10.1177/0269881119897615

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