Frühzeitige Einleitung direkter oraler Antikoagulanzien nach ischämischem Schlaganfall mit Vorhofflimmern
06.02.2022 Forscher des Nationalen Zentrums für zerebrale und kardiovaskuläre Erkrankungen (National Cerebral and Cardiovascular Center, NCVC) in Japan schlagen auf der Grundlage ihrer Ergebnisse aus kombinierten Registerdaten neue optimale Zeitpunkte für den Beginn direkter oraler Antikoagulanzien (DOAC) bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (NVAF) nach einem akuten ischämischen Schlaganfall vor.
Sie legen die „1-2-3-4-Tage“-Regel nahe, wonach die Behandlung mit DOAC früher nach dem Indexereignis begonnen werden sollte als die derzeitigen Empfehlungen.
Antikoagulation mit DOAC zur sekundären Schlaganfallprävention
Die Antikoagulation mit DOAC zur sekundären Schlaganfallprävention ist eine Standardtherapie, aber der optimale Zeitpunkt für den Beginn der DOAC nach einem Schlaganfall bleibt unklar. Eine neue Studie unter der Leitung von Dr. Kazunori Toyoda am NCVC zeigt, dass ein relativ früher Beginn der Behandlung mit DOAC das Risiko eines erneuten Schlaganfalls ohne Sicherheitsbedenken verringert. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Stroke veröffentlicht.
1-3-6-12-Tage-Regel
Eine frühzeitige Antikoagulation kann das Risiko eines erneuten Schlaganfalls und embolischer Ereignisse verringern, kann aber das Risiko einer sekundären hämorrhagischen Transformation von Hirninfarkten erhöhen.
Die 1-3-6-12-Tage-Regel ist ein bekannter Konsens, bei dem die Verzögerung der Antikoagulation zwischen 1 und 12 Tagen nach Auftreten eines ischämischen Schlaganfalls oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) je nach neurologischem Schweregrad auf der Grundlage europäischer Expertenmeinungen abgestuft wird. Diese Regel könnte jedoch etwas später liegen, als dies in der Praxis derzeit der Fall ist.
Die Studie: geringeres Schlaganfall-Risiko durch früheren Einsatz der Behandlung
Die Forscher kombinierten den Datensatz von zwei multizentrischen Registern, SAMURAI-NVAF und RELAXED, bei denen das NCVC eine zentrale Rolle spielte, und teilten 1.797 Schlaganfall/TIA-Patienten in vier Gruppen ein: TIA, leichter Schlaganfall, mittelschwerer Schlaganfall und schwerer Schlaganfall. Die medianen Tage, an denen die Patienten in den vier Gruppen mit der Einnahme von DOAC begannen, waren 2, 3, 4 und 5 Tage nach Beginn des Schlaganfalls.
Beim Vergleich der Patienten, die einen Tag vor dem Median (1, 2, 3 und 4 Tage) oder früher mit der Einnahme von DOAC begannen, mit denen, die am Median oder später damit begannen, wiesen die erstgenannten Patienten ein signifikant geringeres Risiko für einen Schlaganfall oder eine systemische Embolie und ein ähnliches Risiko für schwere Blutungen auf.
‚1-2-3-4-Tage‘-Regel machbar
Die Ergebnisse wurden anhand des kombinierten Datensatzes von sechs europäischen Registerstudien extern validiert, wobei die frühen und die späten Patienten, die durch den „1-2-3-4“-Tages-Cutoff unterteilt wurden, eine ähnliche Wirksamkeit und Sicherheit aufwiesen.
Erstautor Dr. Shunsuke Kimura kommt zu dem Schluss, dass die derzeitige „1-2-3-4-Tage-Regel“ in der realen klinischen Umgebung durch den sorgfältigen Ausschluss von Patienten mit Faktoren, die einen verzögerten Beginn der Antikoagulation begünstigen, wie z. B. große Infarkte, hämorrhagische Transformation von Infarkten und unkontrollierter Bluthochdruck, durchführbar zu sein scheint.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Stroke (2022). DOI: 10.1161/STROKEAHA.121.036695