- Gesundheitstipp: Setzen Sie nicht abrupt Antidepressiva ab
- Symptome des Absetzsyndroms
- Erfahrungen, Erfahrungsberichte zu diesen Medikamenten
- Erfahrungen, Erfahrungsberichte mit dem Absetzen von Antidepressiva
- Weitere Infos, News zu den Antidepressiva
News zum Absetzen von Antidepressiva
- 04.07.2024 Antidepressiva absetzen mit Hilfe einfacher Unterstützungen. Viele der Langzeit-Antidepressiva-Anwender können die Medikamente mit Hilfe des Hausarztes bzw. zusätzlicher Internet-, telefonischer Unterstützung absetzen
- 06.06.2024 Antidepressiva: Häufigkeit von Absetzsymptomen. Bei einem von sechs Menschen, die Antidepressiva absetzen, treten als direkte Folge davon Absetzsymptome auf; Erwartungshaltung trägt zu Absetzsymptomen bei
- 17.01.2024 Antidepressiva absetzen: körperliche und psychische Absetzsymptome. Das Erleben des Absetzens von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI): Eine qualitative Interviewstudie
- 23.04.2021 Ansätze zum Absetzen versus Fortführung der langfristigen Einnahme von Antidepressiva bei Depression und Angststörungen bei Erwachsenen
- 15.12.2018 Studie: Absetzen von Antidepressiva in Verbindung mit kognitiver Verhaltenstherapie
- 10.10.2018 Häufigkeit, Schwere und Dauer der Entzugserscheinungen beim Absetzen von Antidepressiva … zum Artikel
Gesundheitstipp: Setzen Sie nicht abrupt Antidepressiva ab
Antidepressiva-Medikamente sollten nicht ohne die Überwachung eines Arztes abgesetzt werden.
Wenn Antidepressiva plötzlich abgesetzt werden, können Absetzungssymptome wie Rebound oder ein antidepressant discontinuation syndrome (ADS, das sogenannte Antidepressiva-Absetzsyndrom) bzw. SSRI-Absetzsyndrom (SSRI Discontinuation Syndrome) auftauchen.
Dies sind übliche Symptome des Antidepressiva-Absetzsyndrom (ADS):
- Ängstlichkeit
- Sich traurig fühlen
- Reizbar sein
- Sich erschöpft fühlen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit emfinden oder sich erbrechen
- Sich schwindelig fühlen
Das Syndrom ist nicht gefährlich, und die Symptome klingen oft innerhalb einer Woche ab, sagt die amerikanische Akademie der Hausärzte.
© arznei-news.de – Quellenangabe: American Academy of Family Physicians, Juni 2010
Mehr Infos zum Antidepressiva-Absetzsyndrom
Studie: Absetzen von Antidepressiva in Verbindung mit kognitiver Verhaltenstherapie
15.12.2018 Es wurde viel Aufmerksamkeit auf die Probleme gelegt, mit denen Patienten bei der Einstellung der Behandlung / beim Absetzen von Antidepressiva konfrontiert sind. Es scheint jedoch wenig Hinweise zu geben, insbesondere in Leitlinien und Überprüfungen.
In einer in der Zeitschrift Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlichten Studie untersuchten Dr. Giovanni Fava vom Fachbereich Psychologie der Universität Bologna und Dr. Carlotta Belaise vom psychiatrischen Fachbereich der State Universität New York (Buffalo) Daten, die bei der Absetzung von Antidepressiva erfasst wurden.
Scholten et al. (Psychother Psychosom 2018; 87: 240-242) berichteten über die erste randomisierte kontrollierte Studie, die einen Rückfall bei Patienten mit remittierter Angststörung beim Absetzen der Antidepressiva durch kognitive Verhaltenstherapie (KVT) in der Gruppe zu verhindern suchte.
Kognitive Verhaltenstherapie als Absetzhilfe
Die Patienten, die der kognitiven Verhaltenstherapie zugewiesen wurden, erhielten 8 Gruppensitzungen zur Rezidivprävention, die auf Anfälligkeitsfaktoren und Absetzsymptome abzielten.
Die Antidepressiva wurden alle 2 Wochen innerhalb von 4 Monaten nach einem festen Zeitplan ausgeschlichen. In der Kontrollgruppe (Behandlung wie üblich) wurden Ausschleichung und Absetzen der Antidepressiva ohne KVT in Einzelsitzungen nach dem gleichen Zeitplan durchgeführt.
(Erneutes) Auftreten von Angststörung / Depression
Die primären Endpunkte waren das Auftreten / Wiederauftreten einer Angststörung oder einer schweren depressiven Störung. Sekundäre Endpunkte waren die Erfolgsraten bei der Einstellung der antidepressiven Medikamente.
73 Patienten wurden aufgenommen. Über 16 Monate hinweg gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der KVT-Gruppe und der Standardbehandlung in einer der primären und sekundären Outcome-Messungen.
Abbruch der Studie wegen fehlender Wirksamkeit
Trotz der Einhaltung der Leitlinien gelang es nur 36% aller Teilnehmer, die Antidepressiva einzustellen, und nur 28% zeigten kein Wiederauftreten von Angststörung oder Depression. Ein Patient beging Suizid.
Die Studie wurde aus ethischen und ergebnislosen Gründen vorzeitig abgebrochen. Laut der aktuellen Untersuchung war sie jedoch sicherlich nicht zwecklos und lieferte wichtige Erkenntnisse für die Einstellung einer Antidepressiva-Behandlung, schreiben die Studienautoren.
Post-Entzugssyndrom
Wie die Autoren kommentierten, waren die Empfehlungen der Leitlinien zum Absetzen von Antdidepressiva in ihrer Stichprobe weder machbar noch wirksam. Die Forscher fanden heraus, dass sie einfach nur fehlgeleitet waren, obwohl sie davon überzeugt waren, die besten Hinweise anzuwenden.
Entzugssymptome und -syndrome können während und trotz des langsamen Ausschleichens auftreten; sie verschwinden nicht auf magische Weise ein paar Wochen nach dem Absetzen und können lange anhalten, was zu einem Post-Entzugssyndrom führt.
Entzugssymptome und -syndrome könnten falsch bewertet worden sein
In dieser Studie wurde die KVT-Gruppe also gestoppt, obwohl sie nötiger denn je gebraucht wurde, schreiben die Autoren. Darüber hinaus wurden Entzugssymptome und -syndrome nicht ausreichend beurteilt und behandelt; sie könnten fälschlicherweise als das Auftreten einer Angststörung identifiziert worden sein.
Dieser spezifische Versuch war zwangsläufig gescheitert, aber alternative Wege können möglich sein, schreiben die Autoren. Die Wissenschafter wollen den bisherigen Ansatz zum Absetzen der Antidepressiva darlegen, damit er in weiteren Studien untersucht werden kann.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Psychotherapy and Psychosomatics (2018). DOI: 10.1159/000492693
Ansätze zur Beendigung versus Fortführung der langfristigen Einnahme von Antidepressiva bei Depression und Angststörungen bei Erwachsenen
23.04.2021 Eine in Cochrane veröffentlichte Studie stellt fest, dass zwar viel über die weltweit zunehmende Einnahme von Antidepressiva bekannt ist, es aber nur sehr wenige Erkenntnisse über sichere und effektive Ansätze zum Absetzen von Antidepressiva gibt.
Leitlinien empfehlen in der Regel, dass Antidepressiva bis zu 6 bis 12 Monate nach der Besserung oder bis zu zwei Jahre bei rückfallgefährdeten Personen eingenommen werden sollten, aber viele Menschen nehmen Antidepressiva viel länger ein. Umfragen unter Antidepressiva-Anwendern deuten darauf hin, dass bis zur Hälfte der Menschen, die Langzeit-Antidepressiva verschrieben bekommen, keinen eindeutigen medizinischen Grund haben, sie weiter einzunehmen. Bei Langzeiteinnahme besteht das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Gewichtszunahme, sexuellen Funktionsstörungen, Blutungen und Magen-Darm-Problemen.
Die Studie
In der Cochrane-Studie untersuchte ein internationales Forscherteam, dem auch Professor Tony Kendrick von der Universität Southampton angehörte, die Ergebnisse von 33 randomisierten Kontrollstudien mit 4.995 Teilnehmern, denen Antidepressiva für 24 Wochen oder länger verschrieben worden waren. In 13 Studien wurde das Antidepressivum abrupt abgesetzt, in 18 wurde es über einige Wochen hinweg abgesetzt (sogenanntes „Tapering“, Ausschleichen), in vier wurde zusätzlich psychologische Unterstützung angeboten und in einer Studie wurde das Absetzen durch einen Brief an die Hausärzte mit Hinweisen zum Ausschleichen angeregt.
Die meisten Tapering-Schemata dauerten vier Wochen oder weniger und keine der Studien verwendete sehr langsame Ansätze zum Ausschleichen, die über ein paar Wochen hinausgingen – im Gegensatz zu den neuen Richtlinien des britischen Royal College of Psychiatrists, die ein Tapering über Monate oder Jahre empfehlen, um sicher abzusetzen.
Die Autoren waren nicht in der Lage, eindeutige Schlussfolgerungen über die Wirkungen und die Sicherheit der untersuchten Ansätze zu ziehen und hatten aufgrund der geringen Sicherheit der Belege kein Vertrauen in die Ergebnisse. D.h., es gibt bislang nicht genügend aussagekräftige Studien zu diesem Thema.
Abruptes Absetzen
Dreizehn Studien berichteten über ein abruptes Absetzen des Antidepressivums.
Die Evidenz mit sehr geringer Sicherheit deutet darauf hin, dass ein abruptes Absetzen ohne psychologische Unterstützung das Risiko eines Rückfalls erhöhen kann, und es gibt keine ausreichende Evidenz für die Auswirkung auf unerwünschte Ereignisse im Vergleich zur Fortsetzung der Antidepressiva, ohne spezifische Bewertung der Absetzsymptome. Die Belege über die Auswirkungen eines abrupten Absetzens auf Entzugssymptome sind sehr unsicher.
Absetzen durch Ausschleichen
Achtzehn Studien untersuchten das Absetzen durch „Ausschleichen“ (eine Woche oder länger). Die meisten Tapering-Schemata dauerten vier Wochen oder weniger.
Die Belege mit sehr geringer Sicherheit deuten darauf hin, dass das auschleichende Absetzen zu einem höheren Rückfallrisiko führen kann mit keinem oder nur geringem Unterschied bei den unerwünschten Ereignissen im Vergleich zur Fortsetzung der Antidepressiva, ohne spezifische Bewertung der Absetzsymptome. Die Evidenz über die Auswirkungen des Absetzens auf Entzugssymptome ist sehr unsicher.
Absetzen mit psychologischer Unterstützung
Vier Studien berichteten über das Absetzen mit psychologischer Unterstützung. Die Evidenz mit sehr geringer Sicherheit deutet darauf hin, dass die Einleitung einer präventiven kognitiven Therapie (PCT) oder MBCT in Kombination mit „Ausschleichen“ zu erfolgreichen Absetzraten von 40 % bis 75 % in der Absetzgruppe führen kann (690 Teilnehmer, 3 Studien). Daten von Kontrollgruppen in diesen Studien wurden angefordert, sind aber noch nicht verfügbar.
Hinweise mit geringer Sicherheit deuten darauf hin, dass ein Absetzen in Kombination mit einer psychologischen Intervention keinen oder nur einen geringen Effekt auf einen Rückfall hat im Vergleich zur Fortsetzung der Antidepressiva. Absetzsymptome wurden nicht erfasst. Ein Pooling von Daten zu unerwünschten Ereignissen war aufgrund unzureichender Informationen nicht möglich.
Absetzen mit minimaler Intervention
Evidenz mit geringer Sicherheit aus einer Studie deutet darauf hin, dass ein Brief an den Hausarzt zur Überprüfung der Antidepressiva-Behandlung keinen oder nur einen geringen Effekt auf die erfolgreiche Absetzrate im Vergleich zur üblichen Versorgung (6 % vs. 8 %; 146 Teilnehmer, 1 Studie) oder auf Rückfälle (Rückfallrate 26 % vs. 13 %; 146 Teilnehmer, 1 Studie) haben könnte. Es wurden keine Daten zu Absetzsymptomen oder Nebenwirkungen angegeben.
Ein zentrales Problem früherer Studien ist, dass sie nicht zwischen Symptomen einer Rückkehr der Depression und Entzugs- / Absetzsymptomen der Antidepressiva unterschieden haben, schreiben die Autoren.
Langzeiteinnahme von Antidepressiva
Die Forscher wissen, dass der Anstieg der Langzeiteinnahme von Antidepressiva weltweit ein großes Problem darstellt, sagt die Hauptautorin Dr. Ellen Van Leeuwen von der Universität Gent, Belgien. Als Allgemeinmedizinerin sehe sie aus erster Hand, wie schwer es für viele Patienten ist, von Antidepressiva loszukommen.
Es sei sehr besorgniserregend, dass nicht genug darüber bekannt ist, wie man den unangemessenen Langzeitgebrauch von Antidepressiva verringern kann und was die sichersten und effektivsten Ansätze sind, um den Menschen dabei zu helfen sie abzusetzen. So gibt es zum Beispiel über 1.000 Studien, die sich mit dem Beginn der Einnahme von Antidepressiva befassen, aber wir haben weltweit nur 33 Studien gefunden, die das Absetzen von Antidepressiva untersuchen. Es ist klar, dass dieser Bereich dringend Aufmerksamkeit braucht.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Cochrane – https://doi.org/10.1002/14651858.CD013495.pub2.
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