Wirkung von Inhibitoren des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS-Hemmer) auf das Rupturrisiko bei hypertensiven Patienten mit intrakraniellen Aneurysmen
05.06.2022 Eine multizentrische Studie mit mehr als 3.000 Menschen mit Bluthochdruck und Hirnaneurysmen ergab, dass die Einnahme von RAAS-Inhibitoren (einer Klasse von blutdrucksenkenden Medikamenten) das Risiko eines Aneurysma-Risses um 18 % verringerte. Dies geht aus neuen in der Fachzeitschrift Hypertension veröffentlichten Forschungsergebnissen hervor.
Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
Das körpereigene Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) umfasst Hormone, die die Blutdruckregulierung beeinflussen, und eine Dysregulation des RAAS kann zur Entwicklung von Bluthochdruck führen.
Zwei Komponenten des RAAS sind nachweislich an der Entstehung von intrakraniellen Aneurysmen beteiligt, und frühere Forschungen haben ergeben, dass eine Dysregulation des RAAS auch zur Ruptur (Riss) eines Aneurysmas beitragen kann. RAAS-Hemmer – Medikamente, die die Wirkung des RAAS blockieren – werden häufig zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt.
Bluthochdruck und intrakranielle Aneurysmen
„Etwa die Hälfte der Patienten mit intrakraniellen Aneurysmen leidet unter Bluthochdruck, der eine Gefäßentzündung verursachen und das Risiko einer Aneurysmaruptur erhöhen kann“, so der Hauptautor der Studie Dr. Qinghai Huang vom Changhai-Krankenhaus der Second Military Medical University in Shanghai, China.
„Angesichts der Tatsache, dass ein Drittel der Patienten mit rupturierten Aneurysmen stirbt und ein weiteres Drittel für die Aktivitäten des täglichen Lebens auf Hilfe angewiesen ist, müssen modifizierbare Risikofaktoren identifiziert werden, um die Ruptur eines Aneurysmas zu verhindern“.
Die Studie
Diese multizentrische Studie analysierte Daten, die von 2016 bis 2021 in 20 medizinischen Zentren in verschiedenen Regionen Chinas vor und nach der Ruptur gesammelt wurden, um den Zusammenhang zwischen der Verwendung von RAAS-Blockern und anderen Blutdruckmedikamenten, einschließlich Betablockern und Diuretika, und dem Risiko einer Aneurysmaruptur zu untersuchen.
Mehr als 3.000 Erwachsene mit Bluthochdruck und intrakraniellen Aneurysmen wurden in die Studie aufgenommen. Die Studienteilnehmer waren zu einem Drittel Männer und zu zwei Dritteln Frauen mit einem Durchschnittsalter von 61 Jahren.
Der Bluthochdruckstatus der Teilnehmer wurde als kontrolliert (normaler Blutdruck mit blutdrucksenkenden Medikamenten) oder unkontrolliert (Bluthochdruck, definiert als 140/90 oder höher, mit blutdrucksenkenden Medikamenten) eingestuft und anhand von Blutdruckmessungen zu einem bestimmten Zeitpunkt, drei Monate vor der Krankenhauseinweisung wegen eines Aneurysmas, bestimmt.
Die Analyse ergab, dass bei 32 % der RAAS-Hemmer einnehmenden Teilnehmer ein intrakranielles Aneurysma riss, verglichen mit 67 % derjenigen, die keine RAAS-Hemmer einnahmen.
„Wir waren überrascht, dass selbst bei Menschen mit kontrolliertem Bluthochdruck die mit RAAS-Inhibitoren behandelten Patienten ein deutlich geringeres Rupturrisiko aufwiesen als Personen, die keine RAAS-Hemmer einnahmen. Unsere Studie zeigt, dass die Einnahme der richtigen blutdrucksenkenden Medikamente zur Normalisierung des Blutdrucks das Risiko einer Aneurysmaruptur deutlich senken kann“, so Huang.
„Auf der Grundlage dieser Daten schätzen wir, dass fast 18 % der rupturierten Aneurysmen verhindert werden könnten, wenn allen Patienten mit hohem Blutdruck und intrakraniellen Aneurysmen RAAS-Inhibitoren verschrieben würden. Aufgrund des großen potenziellen Nutzens und der hohen Sicherheit von RAAS-Hemmern können diese Ergebnisse den Ärzten auch dabei helfen, die Behandlung zu optimieren, um Menschen mit Bluthochdruck dabei zu helfen, die Ruptur eines Aneurysmas zu verhindern“.
Weitere Faktoren für das Risiko eines Aneurysma-Risses
Anhand eines multivariablen Modells berechneten die Forscher, dass das Risiko einer Aneurysmaruptur bei Frauen 1,8-mal höher war als bei Männern und dass die folgenden Faktoren das Risiko eines Aneurysma-Risses erhöhten:
- unkontrollierter Bluthochdruck;
- Exposition gegenüber Passivrauchen und
- unbehandelter Typ-2-Diabetes.
„Diese Ergebnisse bestätigen frühere Studien, die darauf hinweisen, dass – neben der Kontrolle des Blutdrucks – die Raucherentwöhnung und eine aggressive Behandlung von Typ-2-Diabetes ebenfalls dazu beitragen können, das Risiko einer Aneurysmaruptur zu verringern“, so Huang. Es bedarf jedoch weiterer Forschungsarbeiten zur Klärung der Frage, wie RAAS-Hemmer an der Prävention der Ruptur eines intrakraniellen Aneurysmas bei Erwachsenen mit hohem Blutdruck beteiligt sind.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Hypertension, 2022 DOI: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.18970