Antiepileptika, Antikonvulsiva und Suizid

  • 03.08.2021 Warnhinweis zum Suizidrisiko bei neueren Medikamenten gegen Krampfanfälle ist unzureichend belegt: Studie … zum Artikel
  • April 2011 Warnhinweis vom BfArM: Suizidgedanken und suizidales Verhalten … zum Artikel
  • Aug. 2010 Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen Antiepileptika und Suizid, Depression, Epilepsie, Bipolare Störung … zum Artikel
  • Juli 2010 Selbstverletzungen, Suizidalität: Einige Antikonvulsiva verweisen auf selbstschädigendes, selbstmörderisches Verhalten … zum Artikel
  • Weitere Infos, News zu Antiepileptika, Antikonvulsiva

Studie untersuchte Zusammenhänge zwischen Antiepileptika und Suizid, Depression, Epilepsie, Bipolare Störung

Die Verwendung von antiepileptischen Medikamenten hängt nicht direkt mit einem höheren Risiko für suizidgebundene Ereignisse bei Patienten mit Epilepsie zusammen, aber das Suizidrisiko ist höher für Patienten mit Depression und generell für Epileptiker, Depressive oder Personen mit bipolarer Störung laut einer im New England Journal of Medicines veröffentlichten Studie.

Dr. Alejandro Arana von Risk MR Pharmacovigilance Services in Zaragoza, Spanien, und Kollegen analysierten Daten von 5.130.795 Patienten der Health Improvement Network Database aus dem Vereinigten Königreich, die repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung war.

Die Forscher stellten fest, dass bei Patienten mit Epilepsie oder bipolarer Störung Antiepileptika (auch Antikonvulsiva genannt) nicht mit einem höheren Risiko für versuchten oder vollendeten Selbstmord verbunden waren (relative Risiken: 0,59 für Patienten mit Epilepsie und 1,13 für bipolare Störung, das letztere hatte ein Vertrauensintervall von 1,0).

Die Verwendung dieser Medikamente war jedoch deutlich mit einem höheren Risiko für Suizidalität bei Personen mit Depression verbunden (relatives Risiko 1,65) und für Personen mit Epilepsie, Depression oder bipolare Störung (relatives Risiko 2,57).

Unsere Analysen der Beobachtungsdaten bestätigten Real-World-Daten aus den Praxen, dass zuvor berichtete erhöhte Risiko für suizidale Ereignisse verbunden sind mit Epilepsie, Depression und bipolarer Störung, schreiben die Studienautoren.

„Unsere Befunde zeigen, dass die Behandlung mit Antiepileptika kein zusätzliches Risiko für suizidgebundene Ereignisse bei Patienten mit Epilepsie bedeutet“, schreiben die Autoren.
Quelle: New England Journal of Medicines, August 2010

Selbstverletzungen, Suizidalität: Einige Antikonvulsiva verweisen auf selbstschädigendes, selbstmörderisches Verhalten

Patienten, die neuere Epilepsie-Medikamente nehmen, die mit einem hohen Risiko für Depression verbunden sind, können ein höheres Risiko für Selbstverletzungen oder Selbstmord haben, aber andere Gruppen von Antikonvulsiva scheinen nicht dieses Risiko aufzuweisen laut einer Studie in der 27 Juli Ausgabe von Neurology.

Dr. Frank Andersohn von der Charité Universität medizinisches Zentrum in Berlin und Kollegen analysierten Daten von Patienten mit Epilepsie, die mit Antiepileptika behandelt wurden. Die Forscher verglichen 453 Fälle von selbstverletzenden oder suizidalem Verhalten mit 8.962 Kontrollen und klassifizierten Antikonvulsiva in Barbiturate, konventionelle Epilepsie-Medikamente und neuere Antikonvulsiva mit geringem (Lamotrigin, Gabapentin, Pregabalin [Lyrica], Oxcarbazepin) oder hohem (Levetiracetam, Tiagabin, Topiramat, Vigabatrin) Potential, Depression zu verursachen.

Höhers Suizid-Risiko bei depressionssteigernden Medikamenten

Die Forscher stellten fest, dass die gegenwärtige Verwendung von neueren Antiepileptika mit hohem Potential für Depression, mit einem höheren Risiko für selbstverletzendes oder suizidales Verhalten verbunden ist (relatives Risiko 3,08) verglichen mit der Nicht-Einnahme von Antikonvulsiva im vorangegangenen Jahr.

Barbiturate, konventionelle Antikonvulsiva oder neuere Niedrig-Risiko-Antiepileptika konnten nicht mit einem höheren Risiko für Suizid und Selbstverletzungen verbunden wurden.

Für einen Großteil der Studienperiode waren die Epilepsie-Medikamente mit hohem Risiko im Vereinigten Königreich nur als Add-On für partielle Epilepsien zugelassen, vorgesehen, den betreffenden Patienten nur als Teil einer Polytherapie gegeben zu werden. Deshalb hatten diese Patienten möglicherweise medikamenten-refraktäre Epilepsie, eine Gruppe, die sich am oberen Ende des Suizidrisiko-Spektrums befindet, schreiben die Forscher. Und letzlich ist die klinische Beschreibung des Epilepsie-Typs und psychiatrischen Komorbidität bisher mangelhaft, schreiben die Autoren des begleitenden Leitartikels.

Bayer Schering Pharma lieferte und finanzierte die Datenbank. Ein Verfasser der Studie offenbarte finanzielle Verbindungen zu Bayer Schering Pharma and Novartis; ein anderer offenbarte Verbindungen zu Sanofi-Aventis.

Quelle: Neurology, Juli 2010

Warnhinweis vom BfArM: Suizidgedanken und suizidales Verhalten

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat Bescheide zu Antiepilepta und suizidalem Verhalten bzw. Suizid an die betreffenden Pharmakaunternehmen herausgegeben, wonach die entsprechenden Warnhinweise zu ändern bzw. zu vervollständigen sind.

Die betroffenen Antiepileptika

Betroffen sind die Wirkstoffe der Psychopharmaka bzw. Antiepileptika: Carbamazepin, Clobazam, Clonazepam, Ethosuximid, Felbamat, Gabapentin, Kaliumbromid, Levetiracetam, Mesuximid, Oxcarbazepin, Phenytoin, Primidon, Sultiam, Tiagabin, Topiramat, Valproinsäure, Vigabatrin.

Die Warnhinweise sollen wie folgt ergänzt werden:

Suizidgedanken und suizidales Verhalten

Über Suizidgedanken und suizidales Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika bei verschiedenen Indikationen behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von (betreffendes Antiepileptikum) nicht aus.

Patienten sollten bei Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine entsprechende Behandlung sollte überlegt werden. Die Patienten (bzw. deren Betreuer) soll der Rat gegeben werden, bei Auftreten von Selbstmordgedanken oder suizidalem Verhalten umgehend medizinische Hilfe einzuholen.

Die Gebrauchshinweise sollen wie folgt ergänzt werden:

Besondere Vorsicht bei der Einnahme von (obige Antiepileptika):

Eine geringe Anzahl von Patienten, die mit Antiepileptika wie (obige Antiepileptika) behandelt wurden, hatten Gedanken daran, sich selbst zu verletzen oder sich das Leben zu nehmen. Wenn Sie zu irgendeinem Zeitpunkt solche Gedanken haben, setzen Sie sich sofort mit Ihrem Arzt in Verbindung, schreiben die Verfasser.

Es gibt also Berichte über suizidale Gedanken und suizidales Verhalten (Suizidalität) bei Patienten, die mit antiepileptischen Medikamenten in verschiedenen Indikationen behandelt wurden, einschließlich Epilepsie und bipolare Störungen.
Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, April 2011

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