Aspirin bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wirksamkeit und Sicherheit von magensaftresistentem gegenüber unbeschichtetem Aspirin bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Aspirin bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

12.10.2023 Es gibt keinen signifikanten Unterschied bei der primären Wirksamkeit oder Sicherheit zwischen magensaftresistentem und unbeschichtetem Aspirin (Acetylsalicylsäure) bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen laut einer online in JAMA Cardiology veröffentlichten Studie.

Amber Sleem vom Ochsner Medical Center in New Orleans und Kollegen führten eine sekundäre Post-hoc-Analyse der Aspirin Dosing: A Patient-Centric Trial Assessing Benefits and Long-term Effectiveness (ADAPTABLE) Studie durch, um die Wirksamkeit und Sicherheit von magensaftresistentem im Vergleich zu unbeschichtetem Aspirin zu bewerten. Die Analyse umfasste 15.076 Patienten mit atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die in der ADAPTABLE-Studie verwendete Aspirin-Verabreichung wurde von 10.678 Teilnehmern selbst angegeben; 69,0 Prozent nahmen magensaftresistentes Aspirin ein.

  • Die Forscher fanden keinen signifikanten Unterschied bei der Wirksamkeit in Bezug auf das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod (bereinigte Hazard Ratio [aHR]: 0,94; 95 Prozent Konfidenzintervall [KI]: 0,80 bis 1,09) oder bei der Sicherheit in Bezug auf das Blutungsrisiko (aHR: 0,82; 95 Prozent KI: 0,49 bis 1,37) zwischen den Gruppen mit magensaftresistentem und unbeschichtetem Aspirin.
  • Innerhalb jeder Gruppe gab es keinen Zusammenhang zwischen der Aspirindosis und der Wirksamkeit (Aspirin mit magensaftresistentem Überzug: aHR: 1,13; 95 Prozent KI: 0,88 bis 1,45; Aspirin ohne Überzug: aHR: 0,99; 95 Prozent KI: 0,83 bis 1,18) oder Sicherheit (Aspirin mit magensaftresistentem Überzug: aHR: 2,37; 95 Prozent KI: 1,02 bis 5,50; Aspirin ohne Überzug: aHR: 0,89; 95 Prozent KI: 0,49 bis 1,64).

„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die magensaftresistente Beschichtung von Aspirin nicht mit Veränderungen in der Wirksamkeit oder Sicherheit von Aspirin zur Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse verbunden ist, so dass die Patienten die Aspirinverabreichungsform selbst bestimmen können“, schreiben die Autoren.

© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Cardiol. Published online October 4, 2023. doi:10.1001/jamacardio.2023.3364

News zu Acetylsalicylsäure (Aspirin) bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Absetzen von niedrig dosiertem ASS erhöht kardiovaskuläre Risiken

26.09.2017 Das Risiko für kardiovaskuläre (Herz-Kreislauf) Ereignisse steigt um mehr als 30-Prozent an, wenn langfristige Benutzer die Einnahme niedrig dosierten Aspirins unterbrechen laut einer im Fachblatt Circulation veröffentlichten Studie.

Dr. med. Johan Sundström und Kollegen von der Universität Uppsala benutzten das schwedische Rezeptregister (2005 bis 2009), um 601.527 Anwender von Niedrigdosis-Acetylsalicylsäure (ASS) zur Primär- oder Sekundärprävention zu identifizieren, die über 40 Jahre alt und frei von Krebs waren, und im ersten beobachteten Behandlungsjahr mindestens 80 Prozent ihrer Tabletten einnahmen. Die schwedischen Kranken- und Todesursachenregister wurden zur Identifizierung kardiovaskulärer Ereignisse herangezogen.

Die Forscher fanden heraus, dass es über einen Medianwert von 3,0 Jahren Follow-up 62.690 kardiovaskuläre Ereignisse gab. Es gab eine höhere Rate von kardiovaskulären Vorfällen bei Patienten, die Aspirin abgesetzt hatten, als bei Patienten, die weitermachten (multivariabel angepasste Hazard Ratio 1,37). Diese Rate entspricht einem zusätzlichen kardiovaskulären Ereignis, das pro Jahr bei einem von 74 Patienten beobachtet wurde, die Aspirin absetzen. Das erhöhte Risiko trat kurz nach dem Absetzen auf und schien sich im Laufe der Zeit nicht zu verringern.

Die Einhaltung einer niedrig dosierten Behandlung mit Acetylsalicylsäure ohne größere chirurgische Eingriffe oder Blutungen ist wahrscheinlich ein wichtiges Behandlungsziel, schreiben die Autoren.
© arznei-news.de – Quelle: Circulation, Sept. 2017

Kein positives Nutzen-Risiko-Verhältnis mehr für Aspirin als kardiovaskuläre Behandlung in der Primärprävention?

25.12.2019 Forscher führten vor 30 Jahren die erste Überprüfung der Rolle von Aspirin (Acetylsalicylsäure) in der kardiovaskulären Prävention durch und berichteten über eine Verringerung des Risikos für tödliche und nicht-tödliche Herzinfarkte.

Spätere Berichte stellten auch einen Rückgang der Krebstodesfälle bei Patienten fest, die Aspirin über fünf oder mehr Jahre einnahmen, aber keine Verringerung der kardiovaskulären Todesfälle oder Schlaganfälle, und zeigten durchweg ein signifikantes Risiko für schwere Blutungskomplikationen.

Die meisten dieser Aspirin-Studien wurden in Europa und den Vereinigten Staaten durchgeführt und rekrutierten Patienten vor dem Jahr 2000. Seither sind cholesterinsenkende Medikamente weit verbreitet, begleitet von einer besseren Kontrolle des Bluthochdrucks, weniger Tabakkonsum und einer weit verbreiteten Darmkrebsvorsorge.

Die Wissenschaftler Frank Moriarty vom HRB Centre for Primary Care Research, Royal College of Surgeons in Ireland und Mark H Ebell von der University of Georgia verglichen diese älteren Studien mit vier neueren, groß angelegten Studien zu Aspirin.

Die Teilnehmer der neueren Studien ähnelten im Großen und Ganzen der heutigen Population, die Aspirin zur Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwenden würde. Im Vergleich zu den Patienten in den älteren Studien waren sie älter, rauchten etwas weniger und hatten eher Typ-2-Diabetes.

Wie ältere Studien ergaben auch die jüngsten Studien mit Aspirin zur Primärprävention keinen Nutzen hinsichtlich der Mortalität und wiesen auf einen signifikanten Anstieg des Risikos für schwere Blutungen.

Sie konnten jedoch keine Belege für die beiden wichtigen Nutzen von Aspirin finden: eine Verringerung des Risikos für Krebstodesfälle und ein verringertes Risiko für nicht-tödliche Herzinfarkte.

Auf 1.000 Patienten, die fünf Jahre lang Aspirin eingenommen hatten, entfielen vier größere kardiovaskuläre Ereignisse, jedoch sieben weitere schwere Blutungen und keine Veränderung der kardiovaskulären Mortalität insgesamt.

Mit dem weit verbreiteten Einsatz von Statinen und bevölkerungsweiten Krebsvorsorgeuntersuchungen kann Aspirin als Primärprävention das Gesamtrisiko für Krebstod oder Herzinfarkt nicht mehr senken, schließen die Studienautoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Family Practice, cmz080, https://doi.org/10.1093/fampra/cmz080