Brustkrebs: Neues Medikament lässt Hirnmetastasen schrumpfen

Studie untersuchte Trastuzumab-Deruxtecan bei HER2-positivem Brustkrebs mit Hirnmetastasen

Brustkrebs: Neues Medikament lässt Hirnmetastasen schrumpfen

09.08.2022 Eine österreichische Studie unter Leitung der MedUni Wien hat gezeigt, dass aktive Hirnmetastasen bei Brustkrebspatientinnen durch eine neuartige Medikamentenklasse teilweise oder sogar vollständig zurückgebildet werden.

Dabei handelt es sich um ein chemisches Konjugat aus einem Antikörper und einem Chemotherapeutikum, das nach den aktuellen Erkenntnissen einen völlig neuen Weg in der onkologischen Forschung und der gezielten Therapie eröffnet.

Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht und gelten als bahnbrechend für die Behandlung von Hirnmetastasen, einer gefürchteten Komplikation von Krebs.

Die Studie

An der Studie nahmen 14 Frauen und ein Mann mit HER2-positivem Brustkrebs und Hirnmetastasen teil, die an der Klinischen Abteilung für Onkologie der MedUni Wien und des Universitätsklinikums Wien behandelt wurden. In der Studie untersuchte das österreichische Forscherteam um Matthias Preusser und Rupert Bartsch (Klinische Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien und des Universitätsklinikums Wien) den Wirkstoff Trastuzumab Deruxtecan (T-Dxd) als möglichen neuen Therapieansatz bei Ausbreitung von Brustkrebs ins Gehirn.

Die Ergebnisse waren wie folgt:

  • T-Dxd ließ die Metastasen bei 73,3 % der Patientinnen schrumpfen und bei zwei von 15 Patientinnen (13,3 %) vollständig aus den Gehirnscans verschwinden.
  • Neben diesem äußerst positiven Ergebnis stellten die Forscher auch fest, dass das Medikament gut vertragen wurde: Während des Behandlungszeitraums kam es zu keiner Verschlechterung der Gehirnfunktion oder der Lebensqualität der Teilnehmerinnen.
  • Darüber hinaus ist Trastuzumab Deruxtecan in der EU und anderen Teilen der Welt bereits zugelassen: „Es kann daher sofort zur Behandlung von Brustkrebspatientinnen mit Hirnmetastasen in onkologischen Spezialabteilungen in Österreich und international eingesetzt werden“, betont Studienleiter Matthias Preusser.

50% entwickeln Hirnmetastasen

Mit mehr als 5.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Österreich. Auch weniger als 1 % der Männer sind von dieser Krebsart betroffen. 15 % der Brustkrebspatientinnen haben HER2-positiven Brustkrebs. Bei dieser aggressiven Form von Krebs fungieren HER 2 (Humane Epidermale Rezeptoren) als Andockstellen für Wachstumsfaktoren, die die Krebszelle zur Teilung und damit zum Wachstum und zur Metastasierung anregen. Bei bis zu 50 % der Patientinnen mit metastasierendem HER2-positivem Brustkrebs metastasiert der Krebs ins Gehirn.

Antikörper-Chemotherapie-Wirkstoffkonjugat

Trastuzumab Deruxtecan wurde 2021 von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) für die Behandlung von inoperablem oder metastasiertem HER2-positiven Brustkrebs zugelassen. Es handelt sich um ein chemisches Konjugat aus einem Antikörper gegen HER2 (Trastuzumab) und einem Chemotherapeutikum (Deruxtecan). Bislang war nicht bekannt, ob das neuartige Konjugat bei aktiven Hirnmetastasen wirksam sein könnte.

Auf der Grundlage der aktuellen Studienergebnisse sind nun weitere Untersuchungen zu der neuartigen Wirkstoffklasse geplant: „Unsere Ergebnisse eröffnen völlig neue Wege für die klinische Forschung und die Behandlung von Hirnmetastasen bei Brustkrebs – und möglicherweise auch bei anderen Krebsarten“, sagt Matthias Preusser mit Blick auf die Zukunft der Krebsbehandlung.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Nature Medicine (2022). DOI: 10.1038/s41591-022-01935-8

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