Crizanlizumab (Adakveo)

Infos

Indikation / Anwendung / Krankheiten

Adakveo wird angewendet zur Prävention wiederkehrender vasookklusiver Krisen (VOCs) bei Patienten ab 16 Jahren mit Sichelzellkrankheit. Es kann als Zusatztherapie zu Hydroxyurea/Hydroxycarbamid (HU/HC) gegeben werden oder als Monotherapie bei Patienten, bei denen die Anwendung von HU/HC nicht geeignet oder unzureichend ist.

News

Antikörper reduziert Schmerzkrisen bei Sichelzellanämie

07.12.2016 Ergebnisse aus der Phase II Studie Sustain zeigen, dass SEG101 (Crizanlizumab, ehemals SelG1; Markenname in den USA, EU: Adakveo), ein Anti-P-Selektin-Antikörper, die mediane jährliche Häufigkeit von Sichelzellanämie-bedingten Schmerzkrisen (SCPC) um 45,3% im Vergleich zu Placebo reduzierte (1,63 vs 2,98, p = 0,010) bei Patienten mit oder ohne Hydroxyurea-Therapie.

Sichelzellanämie

Akute schmerzhafte Episoden, häufig als vaso-okklusive Krisen bezeichnet, sind eine wesentliche Ursache für Morbidität bei der Sichelzell-Krankheit mit begrenzten Behandlungsmöglichkeiten, sagte Dr. Kenneth Ataga von der Universität North Carolina.

Durch die Verklumpung und Gefäßverstopfung kann es bei der homozygoten Form der Erkrankung zu anfallsartigen schmerzhaften, z. T. lebensbedrohlichen Durchblutungsstörungen (Sichelzellkrisen) kommen, die unter anderem zu venösen Thrombosen führen können. (Wikipedia)

Sustain

In der Sustain-Studie wurden die Patienten mit einer hohen Dosis (5,0 mg / kg), einer niedrigen Dosis (2,5 mg / kg) oder mit Placebo behandelt. Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt: die Verringerung der jährlichen Rate von SCPC im Hochdosis-Arm um 45,3% vs Placebo (Median 1,63 vs 2,98, p = 0,010).

Im niedrig dosierten Arm wurde die jährliche Rate von SCPC um 32,6% gegenüber Placebo reduziert (Median 2,01 vs. 3,0, p = 0,180). Für Patienten im Hochdosis-Arm verzögerte sich die Zeit bis zum ersten SCPC gegenüber Placebo um das 2,9-fache (Median 4,07 vs. 1,38 Monate, p = 0,001) und die verstrichene Zeit bis zum zweiten SCPC war 2,0-fach länger als unter Placebo (Median 10,32 vs. 5,09 Monate, p = 0,022).
© arznei-news.de – Quelle: Novartis, Dez. 2016

SUSTAIN: Verringert Sichelzellen-Schmerzkrisen / Gefäßverschlüsse

10.10.2018 Die Ergebnisse einer Post-Hoc-Analyse der Phase-II-SUSTAIN-Studie mit Crizanlizumab (Adakveo), einem humanisierten monoklonalen Anti-P-Selektin-Antikörper zur Behandlung von Sichelzellenkrankheit (SCD), wurden im American Journal of Hematology veröffentlicht.

Die Analyse zeigte, dass mehr mit Crizanlizumab behandelte Patienten keine vaso-okklusiven Krisen (VOC; Gefäßverschlüsse) hatten als mit Placebo behandelte Patienten (35,8% vs. 16,9%), insbesondere Patienten mit einer Vorgeschichte von 2-10 VOCs im vorangegangenen Jahr.

Die Post-Hoc-Analyse ergab 52-Wochen-Resultate von 132 Patienten, davon 67 mit Crizanlizumab 5 mg/kg und 65 mit Placebo behandelt. Alle untersuchten Patienten hatten im Jahr vor der Studie eine Anamnese von mindestens 2 VOC, wobei 62,9% (n=83) 2-4 Vorfälle und 37,1% (n=49) 5-10 Ereignisse aufwiesen. Der häufigste Genotyp bei SCD, das homozygote Hämoglobin S (HbSS), wurde bei den meisten SUSTAIN-Patienten (n=94; 71,2%) identifiziert, und Patienten mit diesem Genotyp waren gleichmäßig auf die Studienarme verteilt.

Die Analyse ergab, dass die Behandlung mit Crizanlizumab VOC verhindern kann, sowohl bei Patienten, die im Jahr vor der Studie 2-4 und 5-10 krankheitsbezogene Schmerzvorfälle hatten, als auch bei Patienten mit HbSS.

Vaso-okklusive Krisen

Von den untersuchten Untergruppen erreichte eine beträchtliche Anzahl der Patienten über mehrere Untergruppen hinweg, die mit Crizanlizumab behandelt wurden, kein VOC im Vergleich zu den mit Placebo behandelten, einschließlich:

  • Personen mit 2-4 Ereignissen im Jahr vor der Teilnahme an der Studie (17 von 42 Patienten oder 40,5% gegenüber 10 von 41 Patienten oder 24,4%).
  • Personen mit 5-10 Ereignissen im Jahr vor der Teilnahme an der Studie (7 von 25 Patienten oder 28,0% gegenüber 1 von 24 Patienten oder 4,2%).
  • Personen mit dem HbSS-Genotyp (15 von 47 Patienten oder 31,9% gegenüber 8 von 47 Patienten oder 17,0%)
  • Diese auch mit gleichzeitiger Verabreichung von Hydroxyharnstoff (14 von 42 Patienten 33,3% vs. 7 von 40 Patienten oder 17,5%).

In der Post-Hoc-Analyse traten keine neuen Sicherheitsbedenken auf, da die auf die Behandlung zurückzuführenden unerwünschten Ereignisse zwischen Crizanlizumab und Placebo-Armen in allen Untergruppen ähnlich waren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Novartis

Aus der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels der Europäischen Kommission:

Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise

Crizanlizumab ist ein selektiver humanisierter monoklonaler IgG2-kappa-Antikörper, der mit hoher Affinität an P-Selektin bindet und die Interaktion mit dessen Liganden, einschließlich P-Selektin- Glykoprotein-Ligand-1, blockiert. Crizanlizumab kann auch vorgeformte P-Selektin/PSGL-1- Komplexe dissoziieren. P-Selektin ist ein Adhäsionsmolekül, das auf aktivierten Endothelzellen und Thrombozyten exprimiert wird. Es spielt eine essenzielle Rolle bei der initialen Rekrutierung von Leukozyten und der Aggregation von Thrombozyten am Ort einer Gefäßverletzung während einer Entzündung.

Im chronisch entzündungsfördernden Zustand, der mit der Sichelzellkrankheit einhergeht, wird P-Selektin überexprimiert und zirkulierende Blutzellen sowie das Endothelium werden aktiviert und hyperadhäsiv. Die durch P-Selektin vermittelte multizelluläre Adhäsion ist ein Schlüsselfaktor in der Pathogenese der Vasookklusion und der vasookklusiven Krisen (VOC). Bei Patienten mit Sichelzellkrankheit werden erhöhte Spiegel von P-Selektin nachgewiesen.

Es hat sich gezeigt, dass die Bindung von P-Selektin auf der Oberfläche des aktivierten Endothels und der Thrombozyten die Interaktionen zwischen Endothelzellen, Thrombozyten, Erythrozyten und Leukozyten wirksam blockiert und so eine Vasookklusion verhindert.

Schwangerschaft / Stillen

Adakveo wurde nicht bei schwangeren Frauen untersucht, daher liegen nur begrenzte Informationen zu seiner Sicherheit während der Schwangerschaft vor.

Wenn Sie schwanger sind oder eine Frau sind, die schwanger werden könnte und keine Verhütungsmittel verwendet, wird von der Anwendung von Adakveo abgeraten.

Es ist nicht bekannt, ob Adakveo oder seine einzelnen Bestandteile in die Muttermilch übergehen.

Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie Ihren Arzt um Rat, bevor dieses Arzneimittel bei Ihnen angewendet wird. Ihr Arzt wird die möglichen Risiken bei der Anwendung von Adakveo während der Schwangerschaft oder Stillzeit mit Ihnen besprechen.

Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit

Wie alle Arzneimittel kann auch Crizanlizumab Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.

Informieren Sie unverzüglich den Arzt oder das medizinische Fachpersonal, das Ihnen die Infusion verabreicht, wenn folgende Beschwerden bei Ihnen auftreten:

  • Fieber, Schüttelfrost, Zittern, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Schmerzen an der Stelle, an der die Infusionsnadel eingeführt wurde, Bläschenbildung, Juckreiz, Kurzatmigkeit oder pfeifende Atemgeräusche.

Diese Symptome können Anzeichen einer Infusionsreaktion sein, die eine häufig auftretende Nebenwirkung ist (dies bedeutet, dass sie bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen kann).

Andere mögliche Nebenwirkungen

Weitere mögliche Nebenwirkungen werden nachfolgend aufgelistet. Wenn diese Nebenwirkungen schwerwiegend werden, informieren Sie Ihren Arzt oder das medizinische Fachpersonal.

Sehr häufig (kann mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen)

  • Gelenkschmerzen (Arthralgie)
  • Übelkeit
  • Rückenschmerzen
  • Fieber
  • Schmerzen im Unter- oder Oberbauch, Druckempfindlichkeit des Bauchs und Bauchbeschwerden

Häufig (kann bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen)

  • Durchfall
  • Juckreiz (einschließlich Juckreiz im Bereich der Scheide)
  • Erbrechen
  • Muskelschmerzen (Myalgie)
  • Schmerzen in Muskeln oder Knochen des Brustkorbs (die Skelettmuskulatur betreffende Brustschmerzen)
  • Halsschmerzen (Schmerzen im Mund- und Rachenraum)
  • Rötung oder Schwellung und Schmerzen an der Infusionsstelle

Arznei-News.de – Quellenangabe: Europäische Kommission – EPAR – 04.11.2020

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