Diabetes durch Antipsychotika, Neuroleptika

Erfahrungen, Erfahrungsberichte zu diesen Medikamenten

Erhöhtes Risiko für Übergewicht, Diabetes durch Stoffwechselnebenwirkungen?

Experten berichten, dass etwa 14,4 Millionen US-Amerikaner Neuroleptika (Antipsychotika) nehmen. Diese Psychopharmaka werden normalerweise gegen bipolare Störung, Schizophrenie oder eine Reihe von anderen psychischen Störungen verschrieben, und macht sie zu den am meisten verschriebenen Medikamenten in den USA.

Einigen Nebenwirkungen der Neuroleptika auf der Spur

Leider sind die meisten Antipsychotika trotz ihrer breiten Anwendung dafür bekannt, dass sie Stoffwechselnebenwirkungen wie Übergewicht (s.a. Gewichtszunahme durch Antipsychotika) und Diabetes verursachen.

Natürlich bedeutet dies für die Patienten ein bedeutendes Dilemma, da sie wählen müssen zwischen: Verbesserung ihrer psychischen Verfassung und Schädigung ihrer physischen Gesundheit.

Ein neuer Forschungsbericht ist in der Zeitschrift Molecular Psychiatry erschienen, der die von den Neuroleptika ausgelösten metabolischen Änderungen erörtert.

SMAD3

Die Medikamente interferieren mit dem normalen Stoffwechsel durch die Aktivierung eines SMAD3 genannten Proteins. Das SMAD3 Protein ist wiederum ein wichtiger Bestandteil eines zellularen Prozesses der transforming growth factor beta (TGFbeta – deutsch: Transformierender Wachstumsfaktor) Signalkaskade genannt wird.

Die TGFbeta Signalkaskade reguliert viele biologische Prozesse, z.B. das Zellwachstum, Entzündungen und Insulin-Signale.

Stoffwechselnebenwirkung Übergewicht

In der aktuellen Studie aktivierten alle Neuroleptika, die Stoffwechselnebenwirkungen verursachen, SMAD3, während Antipsychotika ohne diese Nebenwirkungen es nicht taten.

Und, die SMAD3-Aktivierung durch Neuroleptika war völlig unabhängig von ihren neurologischen Wirkungen, was die Möglichkeit erhöht, dass Antipsychotika entwickelt werden könnten, die nützliche therapeutische Wirkungen im Gehirn bewahren, aber die negativen Stoffwechselnebenwirkungen draussen lassen.

„Wir glauben nun, dass so viele neuroleptische Medikamente Übergewicht und Diabetes hervorrufen, weil sie die TGFbeta Signalkaskade auslösen. Von allen Medikamenten, die wir getestet haben, verursachten nur die zwei Antipsychotika, die die Kaskade nicht aktivierten, keine Stoffwechselnebenwirkungen“, sagte Fred Levine, M.D, Ph.D Senior-Autor der Studie.

Die TGFbeta Signalkaskade spielt auch eine wichtige Rolle in Stoffwechselkrankheiten bei Menschen, die keine Neuroleptika nehmen.

Diabetes

Es ist bekannt, dass Menschen, die erhöhte TGFbeta-Level haben, für Diabetes anfälliger sind. Wenn man also eine dysregulierte TGFbeta Signalkaskade hat – ob durch Neuroleptika verursacht oder durch irgendeinen anderen Mechanismus – ist dies eindeutig eine sehr schlechte Sache, sagte Dr. Levine.

Die Tatsache, dass Antipsychotika diese Kaskade aktivieren, sollte für die Pharmakonzerne sehr wichtig sein. Wir hoffen, dass diese neue Information zur Entwicklung von verbesserten Medikamenten / Psychopharmaka führt, sagte er.
Quelle: Molecular Psychiatry, Februar 2012

Atypische Neuroleptika erhöhen Risiko für Typ 2 Diabetes bei Kindern und jungen Erwachsenen

30.08.2013 Kinder und junge Erwachsene, die „atypische“ Antipsychotika (Neuroleptika) aufgrund von Verhaltensproblemen oder Stimmungsstörungen verschrieben bekommen, haben ein deutlich erhöhtes und unnötiges Risiko für Typ 2 Diabetes.

Untersuchung bei Kindern

Während andere Studien schon ein gesteigertes Risiko für Typ 2 Diabetes bei der Verwendung von atypischen Neuroleptika gezeigt haben, ist dies die erste große, gut durchdachte Studie, die sich das Risiko für Kinder ansieht, sagt Wayne A. Ray, Professor für Präventivmedizin, Autor der Studie, vom Vanderbilt University Medical Center, USA. Die Autoren merken an, dass die Verwendung dieser Medikamente für nicht-psychosegebundene Stimmungs-, Aufmerksamkeits- oder Verhaltensstörungen bei Jugendlichen/Kindern heute die Mehrheit der Rezepte ausmacht.

„Wir haben bewußt Personen aus der Studie ausgeschlossen, die die Neuroleptika wegen ihrer Schizophrenie und andere Psychosen einnehmen, weil wir so nur Patienten hatten, bei denen es therapeutische Alternativen zu den Antipsychotika gibt“, sagte Ray.

Für die Untersuchung wurden Krankenblätter der TennCare ausgewertet mit Patienten im Alter von 6-24 (1996 bis 2007). Während dieser Zeit wurden die Kinder und Jugendlichen, denen atypische Neuroleptika wegen Aufmerksamkeit-, Verhaltens- oder Stimmungsstörungen verschrieben wurden, mit ähnlichen Patienten verglichen, die die vorgeschriebenen Medikamente für diese Störungen bekamen.
Symbol für Diabetes

Risiko für Diabetes verdreifachte sich

Selbst nach der Ausschaltung bestimmter Erkrankungen, die häufig mit Diabetes verbunden sind, verdreifachte sich das Risiko für die Entwicklung von Diabetes im folgenden Jahr bei denen, die atypische Antipsychotika nahmen. Das Risiko steigerte sich noch weiter durch die Erhöhung kumulativer Dosierungen. Das erhöhte Risiko blieb für mindestens ein Jahr nach Absetzen der Neuroleptika bestehen.

Ray und seine Kollegen weisen darauf hin, dass die Entwicklung von Typ 2 Diabetes in dieser Altersgruppe immer noch sehr selten ist. Von beinahe 29.000 Kindern und Jugendlichen in der antipsychotischen Behandlungsgruppe und 14.400 Kindern in der Kontrollgruppe, wurden letztlich 106 mit Typ 2 Diabetes diagnostiziert und behandelt.

„Wir mussten die Studie so groß machen, um klinisch bedeutende Unterschiede beim Risiko für Typ 2 Diabetes wahrzunehmen, eine relativ seltene, aber schwere Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen“, sagte Strahl.

Alternativen zu atypischen Neuroleptika suchen

Die Nachricht für Ärzte und Verschreiber dieser antipsychotischen Medikamente ist: sie sollten sorgfältig Ausschau halten nach Alternativen zu atypischen Neuroleptika, sagte Ray.
„Dies ist noch viel wichtiger bei Kindern mit hohem Risiko, also zum Beispiel bei Übergewicht. Kinder sollten sorgfältig auf Stoffwechselwirkungen überwacht werden, die sie für Diabetes anfälliger machen, und die Medikamente sollten nur für die kürzest mögliche Zeit mit der niedrigst möglichen Dosis eingesetzt werden“, sagte er.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Vanderbilt University Medical Center

Neuroleptika: Risiko für Diabetes Typ II bei Heranwachsenden

16.09.2014 Kinder und Jugendliche mit einer psychiatrischen Diagnose haben ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ II, wenn sie Neuroleptika (Antipsychotika) einnehmen, laut einer neuen dänischen Studie. (Weitere Studie s.o.)

René Ernst Nielsen von der Psychiatrie der Aalborg Universitätsklinik in Dänemark und seine Kollegen analysierten die Daten von 48.299 Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen in einer Langzeitstudie, um die Häufigkeit von und die möglichen Vorhersagevariablen für Typ 2 Diabetes (definiert durch die Behandlung mit oralen antidiabetischen Medikamenten) zu dokumentieren.

Die Studie fand heraus, dass das absolute Diabetes-Risiko für psychiatrisch erkrankte und mit Antipsychotika behandelte Heranwachsende etwa bei 0,72% liegt verglichen mit 0,27% bei jenen, die keine Neuroleptika bekamen. Besonders weibliche – mit Antipsychotika behandelte – Heranwachsende hatten ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes Typ 2, während der Typus der psychiatrischen Diagnose nicht mit Diabetes verbunden war.

Vorsicht insbesondere bei Off-Label-Einsatz

Diese Daten sind besorgniserregend wegen der häufigen Verwendung von Antipsychotika für nicht-psychotische Störungen und Off-Label-Einsatz bei z.B. Verhaltensstörungen, welche zuerst mit nicht-pharmakologischen Behandlungsmethoden behandelt werden sollten. Außerdem sollte eine regelmäßige kardiometabolische Überwachung, inkluse Nüchtern-Glucose und Hämoglobin A1C Tests, zum festen Bestandteil bei Kindern und Jugendlichen, die Neuroleptika verschrieben bekommen, gemacht werden.

Erst andere Behandlungsoptionen prüfen

Dr. Nielsen sagte über die in Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichte Studie: „Der Einsatz antipsychotischer Medikamente kann bei einigen diagnostizierten psychischen Krankheiten notwendig sein. Diese Studie betont die Wichtigkeit, den gegenwärtigen Richtlinien zu folgen: Neuroleptika sollten nur bei Kindern und Jugendlichen verwendet werden, wenn andere erprobte und sicherere Behandlungsoptionen ausgeschöpft wurden.“

© arznei-news.de – Quelle: Aalborg Universitätsklinik / Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, August 2014

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