Studien untersuchten Zusammenhang zwischen Epiduralanalgesie und Autismus
30.09.2021 Der Einsatz einer Epiduralanalgesie während der Geburt scheint bei Kindern in Dänemark nicht mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) in Verbindung zu stehen, während in einer zweiten Kohorte in British Columbia, Kanada, ein leicht erhöhtes Risiko festgestellt wurde. Dies geht aus zwei Studien hervor, die im Journal of the American Medical Association veröffentlicht wurden.
Studie 1
Dr. Anders Pretzmann Mikkelsen vom Universitätskrankenhaus Kopenhagen-Rigshospitalet in Dänemark und Kollegen führten eine retrospektive Kohortenstudie durch, an der alle zwischen Januar 2006 und Dezember 2013 in Dänemark lebend geborenen Kinder teilnahmen. Die Kohorte umfasste 479.178 Kinder, von denen 19,4 Prozent während der Geburt einer Epiduralanalgesie ausgesetzt waren.
Die Forscher fanden heraus, dass bei 6.428 Kindern (1,3 Prozent) bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit (Median: 7,0 Jahre) Autismus diagnostiziert worden war. Die Inzidenzrate der Autismus-Diagnose betrug 23,1 bzw. 18,5 pro 10.000 Personenjahre in den exponierten bzw. nicht exponierten Kohorten (bereinigte Hazard Ratio: 1,05; 95 Prozent Konfidenzintervall: 0,98 bis 1,11).
Studie 2
Dr. Gillian E. Hanley von der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, und Kollegen führten eine bevölkerungsbasierte retrospektive Kohortenstudie mit Einzelgeburten durch, die zwischen dem 1. April 2000 und dem 31. Dezember 2014 in British Columbia geboren wurden. Es wurden die Daten von 388.254 Kindern einbezogen; 28,7 Prozent von ihnen waren einer Epiduralanalgesie ausgesetzt worden.
Die Forscher fanden heraus, dass bei 5.192 Kindern eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wurde (1,34 Prozent). Eine Autismusdiagnose wurde bei 1,53 Prozent der Kinder mit Epiduralanalgesie und bei 1,26 Prozent der Kinder ohne Epiduralanalgesie gestellt (vollständig bereinigte Hazard Ratio: 1,09; 95 Prozent Konfidenzintervall: 1,00 bis 1,15). Die Forscher kamen jedoch zu dem Schluss, dass die Ergebnisse angesichts der Wahrscheinlichkeit von Restverfälschungen, die für die Ergebnisse verantwortlich sein könnten, keinen überzeugenden Beleg für einen Zusammenhang liefern.
Die derzeitige Befundlage rechtfertigt nicht die Berücksichtigung des Autismusrisikos bei der Entscheidung, ob eine neuraxiale Wehenanalgesie angewendet (Patientinnen) oder empfohlen (medizinisches Fachpersonal) werden soll, schreiben die Autoren eines begleitenden Editorials.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA. 2021;326(12):1170-1177. doi:10.1001/jama.2021.12655 und JAMA. 2021;326(12):1178-1185. doi:10.1001/jama.2021.14986