Galanin bei Depression

Galanin ist ein Neuropeptid, das im Zentralnervensystem und im peripheren Nervensystem agiert. Beim Menschen besteht es aus 30 Aminosäuren.

Es wird kodiert durch das Gen LAG, das weitgehend im Gehirn, Rückenmark und Darm des Menschen sowie anderer Säugetiere exprimiert wird. Galanin-Signaling tritt durch drei G-Protein-gekoppelte Rezeptoren auf.

Als Antidepressivum bei Depression?

19.12.2016 Forscher des Karolinska Institutet suchen nach neuen Zielen für die Entwicklung verbesserter Antidepressiva. Unter den Zielen sind Rezeptoren für Neuropeptide – eine große Gruppe von Neurotransmittern. Galanin ist ein 29/30 Aminosäuren langes Neuropeptid, das über drei Rezeptoren verfügt – GalR1-3.

Antidepressive Wirkung in Studien

Aus dem Schweinedarm wurde Galanin vor mehr als 30 Jahren von Viktor Mutt und seinem Doktorstudenten Kazuhiko Tatemoto gewonnen und so entdeckt. Dieses Peptid wurde seitdem besonders in Hinblick auf die Behandlung von Depression durch mehrere Gruppen an KI und Stockholmer Universität untersucht. Umfassende Tierversuche wiesen darauf hin, dass der GalR1-Antagonist antidepressive Wirkung haben könnte.

Swapnali Barde und Mitarbeiter haben nun nachgeforscht, inwieweit die Ergebnisse der Tierversuche auf den Menschen übertragbar sind. Fünf Regionen im Gehirn wurden post-mortem bei Kontrollpersonen, sowie Frauen und Männern mit Depression untersucht, die Selbstmord begangen hatten.

Analyse

Dabei wurden drei Methoden zur Analyse von Galanin und den drei Rezeptoren benutzt:

  1. qPCR, um das Niveau der mRNS zu messen,
  2. Pyrosequenzierung zur Messung der DNS-Methylierung (epigenetische Veränderungen) und
  3. Radioimmunoassay, um die Konzentrationen von Galanin zu messen,

sagten die Studienautoren Swapnali Barde und Tomas Hökfelts.

Unterschiede im Gehirn

Die Ergebnisse zeigen einen Unterschied zwischen kranken und gesunden Gehirnen – besonders im Frontallappen und in zwei Kernen im niederen Gehirnstamm. Der vordere Teil des Gyrus cinguli (Cingulum anterior, ACC) war überhaupt nicht betroffen.

Außerdem waren es besonders die Transmitter-Zellen, d.h. Galanin und GalR3, die Veränderungen zeigten. Beide waren Up-reguliert in den Gehirnstamm-Kernen und Down-reguliert im Frontallappen.

Methylierung

Zur gleichen Zeit war die Methylierung in die entgegengesetzte Richtung verändert, was in Übereinstimmung mit einer Theorie zu sehen ist, dass Methylierung die Synthese unterdrückt. Die Veränderungen wurden sowohl bei Frauen als auch bei Männern entdeckt, sagte Hökfelt.

Bei der DNS-Methylierung handelt es sich um eine chemische Veränderung an der Erbsubstanz von Zellen. Bei dieser Modifikation kommt es zu einer Übertragung von Methylgruppen – eingeleitet durch Enzyme (DNA-Methyltransferasen) – an bestimmte Stellen innerhalb der DNS.

Schnellere Wirkung, weniger Nebenwirkungen erwartet

GalR3 koexistiert sowohl mit Noradrenalin als auch 5-Hydroxytryptamin in separaten Nervenpopulationen in den Kernen des niederen Gehirnstamms. GalR3 ist ein Rezeptor-Hemmer, der die Aktivität in diesen Nervenzellen verringert, und auf diese Weise die Freisetzung von Noradrenalin und 5-HT im vorderen Gehirn reduziert.

Da die Transkription für Galanin und auch für GalR3 Up-reguliert ist, resultiert die Aktivitätsverringerung dieser beiden Monoamine im Vorderhirn wahrscheinlich in einer Depression.

Ein GalR3-Antagonist könnte so möglicherweise eine antidepressive Wirkung haben, indem er ‚die Unterbrechung‘ hemmt, so die Forscher im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences.

Das Endergebnis ist ähnlich dem, was SSRI und verwandte Psychopharmaka bewirken, nämlich 5-HT und Noradrenalin im Gehirn zu erhöhen – aber über einen völlig anderen Mechanismus. Die Erwartung ist, dass ein GalR3-Antagonist schneller, d.h. ohne Verzögerung, wirkt, sowie weniger Nebenwirkungen hätte, schließt Hökfelt.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Karolinska Institutet, Proceedings of the National Academy of Sciences – DOI: 10.1073/pnas.1617824113; Dez. 2016

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