Die Süßstoffe Saccharin, Cyclamat und Acesulfam-K können die beiden „prioritären Krankheitserreger“ Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa eindämmen
24.11.2022 Drei künstliche Süßstoffe, die in Produkten wie Diätgetränken, Joghurts und Desserts verwendet werden, hemmen das Wachstum multiresistenter Krankheitserreger drastisch.
Die Zusatzstoffe setzen nicht nur Bakterien außer Gefecht, die mehrere schwere Infektionen verursachen, sondern sie verringern auch die Resistenz der Bakterien gegen gängige Antibiotika, so dass weniger davon benötigt werden.
Diese in der Zeitschrift Molecular Medicine veröffentlichte Entdeckung könnte den Kampf gegen Superkeime anführen.
„Künstliche Süßstoffe sind in allen diätetischen und zuckerfreien Lebensmitteln enthalten“, sagt der Biowissenschaftler Dr. Ronan McCarthy von der Brunel University London. „Wir haben herausgefunden, dass diese Süßstoffe, die Sie in Ihrem Kaffee oder in Ihrer zuckerfreien Limonade finden, sehr gefährliche Bakterien abtöten und ihre Behandlung erleichtern können. Das ist sehr aufregend, denn normalerweise kostet es Milliarden und Jahrzehnte, um ein neues Antibiotikum zu entwickeln, während wir eine Verbindung gefunden haben, die nicht nur die pathogenen Bakterien bekämpfen, sondern auch ihre Resistenz gegen bereits vorhandene Antibiotika umkehren kann.“
Die Forscher fanden heraus, dass die Süßstoffe Saccharin, Cyclamat und Acesulfam-K (Ace-K) die beiden „prioritären Krankheitserreger“ eindämmen, die laut Weltgesundheitsorganisation am dringendsten neue Antibiotikabehandlungen benötigen.
Das in Joghurts, Diätgetränken und Desserts verwendete Acesulfam-K kann das Wachstum der beiden prioritären Krankheitserreger Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa vollständig stoppen. Beide Erreger sind besonders gefährlich für Menschen, die schwer krank sind oder deren Immunsystem geschwächt ist, wie z. B. Chemotherapie-Patienten.
Das Team fand heraus, dass Acesulfam-K, das 200-mal süßer ist als Zucker, die Bildung von schützenden Biofilmen durch Krankheitserreger verhindert, die normalerweise dazu beitragen, dass sie sich festsetzen, chronische Infektionen verursachen und eine Antibiotikaresistenz entwickeln. In Verbindung mit Antibiotika erhöht Acesulfam-K deren Abtötungswirkung, was bedeutet, dass für die Behandlung eines Patienten eine geringere Antibiotikadosis erforderlich sein kann.
Das Team arbeitet nun an weiteren präklinischen Tests und erklärt, dass alle drei Süßstoffe potenziell neue Behandlungsmöglichkeiten für multiresistente Infektionen bieten und in bestimmten Situationen als Ersatz für Antibiotika entwickelt werden könnten.
„Mit dieser Arbeit“, so McCarthy, „haben wir eine potenzielle Waffe gefunden, die im Kampf gegen multiresistente Krankheitserreger eingesetzt werden kann“.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Brunel University