Medikamentöse (psychopharmakologische) Behandlung von Panikattacken
26.04.2017 Obwohl die medikamentöse Behandlung die akzeptierte Erstlinientherapie bei Panikstörung ist, sprechen 17 % bis 64 % der Patienten nicht adäquat auf die Medikamente an und zeigen das häufigste Symptom der Panikstörung: die Panikattacke.
Personalisierter Ansatz
In einer umfassenden neuen Analyse untersuchten Forscher wissenschaftliche Daten, um herauszufinden, ob ein personalisierter Ansatz bei der Verschreibung von Medikamenten vielversprechendere Resultate liefern kann.
Studienautorin Daniela Caldirola von der Universität Mailand und Kollegen von den Krankenhäusern Villa San Benedetto Hospital und Hermanas Hospitalarias schreiben, dass Patienten mit einer Panikstörung von solch einem Ansatz profitieren könnten, weil es aus der klinischen Perspektive einen großen Bedarf nach wirksameren psychopharmakologischen Interventionen bei dieser Störung gibt.
Medikamenten-Optionen
Mehrere Medikamente sind wirksam bei der Behandlung von Panikstörung, einschließlich
- selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI),
- Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI),
- trizyklischer Antidepressiva (Trizyklika – TCA) und
- Benzodiazepine.
Geringe Ansprechraten
Doch in klinischen Kurzzeitstudien sprachen 17 % – 64 % der Teilnehmer mit Panikstörung auf die Psychopharmaka nicht an und zeigten weiterhin Panikattacken und/oder negative mit Panikattacken verknüpfte Verhaltensweisen.
Nach einer sorgfältigen Rezension von mehr als 1.000 Studien identifizierten Forscher 22 randomisierte Placebo-kontrollierte Studien zu drei Medikamenten
- Paroxetin,
- Venlafaxin XR und
- Alprazolam,
die den Anforderungen der Studie genügten.
Die primären Absichten waren soziodemographische und klinische Eigenschaften zu identifizieren, die Kliniker in der klinischen Praxis vor dem Beginn einer Behandlung leicht auswerten konnten, d. h.,
- Geschlecht,
- Alter,
- Dauer der Panikstörung,
- Präsenz/Schwere einer Agoraphobie,
- Anzahl der Panikattacken,
- Schwere der Störung und
- Schwere der generalisierten Angst / depressiven Symptome, sowie
- klinische Resultate als auch Verträglichkeit von FDA-genehmigten Medikamenten für Panikstörung.
Die Metaanalyse lieferte nur sehr beschränkte Unterstützung für die moderaten Effekte der soziodemographischen und klinischen Variablen bei den kurzfristigen klinischen Resultaten und Verträglichkeit von Paroxetin, Venlafaxin XR, und Alprazolam bei der Behandlung von Panikstörung.
Wichtige Befunde
Jedoch fanden die Forscher drei wichtige Verknüpfungen:
- Eine längere Krankheitsdauer war deutlich mit einer niedrigeren Rate von Patienten verbunden, die am Ende der Studien frei von Panikattacken waren, bei den Studien die Venlafaxin XR mit Placebo verglichen.
- Ein höheres Alter zu Beginn der Studien, die Paroxetin mit Placebo verglichen, war deutlich mit einer höheren Rate an Patienten verbunden, die aus den Studien wegen nachteiliger Nebenwirkungen ausschieden.
- Je länger die Behandlung mit Venlafaxin andauerte, desto höher war am Studienende die Rate an Patienten, die frei von Panikattacken waren.
Der personalisierte Ansatz in der Pharmakotherapie von Panikstörung scheint – trotz frühen Stadiums – der vielversprechendste Weg für die Verbesserung der Resultate bei dieser Störung, schreiben die Autoren im Fachblatt Personalized Medicine in Psychiatry.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Universität Mailand, Personalized Medicine in Psychiatry, DOI: 10.1016/j.pmip.2016.12.003; April 2017