Studie untersuchte Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) beim Tourette-Syndrom
10.06.2023 Australische Forscher haben die erste solide klinische Studie veröffentlicht, wonach medizinisches Cannabis die beeinträchtigenden Auswirkungen des Tourette-Syndroms wirksam behandelt.
Die Ergebnisse, die eine statistisch und klinisch signifikante Verringerung der motorischen und vokalen Tics in nur sechs Wochen zeigen, wurden in der Zeitschrift NEJM Evidence veröffentlicht.
Die klinische Studie wurde von dem Neuropsychiater Dr. Philip Mosley geleitet, einem Forschungsbeauftragten des Wesley Research Institute und des QIMR Berghofer Medical Research Institute.
Die Lambert-Initiative für Cannabinoid-Therapeutika der Universität Sydney unterstützte zusammen mit dem Wesley Research Institute die Planung und Durchführung der Studie und analysierte die Cannabinoid-Blutspiegel der Teilnehmer. Die Analyse ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Cannabiskonzentrationen im Blut und dem Ansprechen auf die aktive Behandlung.
Linderung der Tics, Symptome von Zwangsstörungen und Angst
In der Studie wurden 22 erwachsene Patienten mit schweren Tourette-Symptomen untersucht. In der Doppelblindstudie erhielten die Teilnehmer über zwei sechswöchige Blöcke sowohl medizinisches Cannabisöl (5 mg/ml THC und 5 mg/ml CBD) als auch ein Placebo.
„Dies ist die erste strenge und methodische Studie mit medizinischem Cannabis, die an einer ausreichend großen Gruppe von Menschen durchgeführt wurde, um definitive Schlussfolgerungen über dessen Wirksamkeit zu ziehen“, sagte Mosley.
„Sie zeigt, dass medizinisches Cannabis die Tics in einem Maße reduzieren kann, das für Menschen mit Tourette-Syndrom und ihre Familien einen lebensverändernden Unterschied darstellt.“
„Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass auch andere Symptome, die mit dem Tourette-Syndrom in Verbindung gebracht werden, bei unseren Teilnehmern abnahmen, insbesondere Symptome von Zwangsstörungen und Angstzuständen.“
„Cannabis interagiert mit spezifischen Rezeptoren auf Nervenzellen im Gehirn, die Teil des körpereigenen ‚Endocannabinoid‘-Systems sind“, so Mosley.
„Durch die Stimulation dieser Rezeptoren wird ein durchlässiger Filter geschlossen, der nun verhindert, dass die unwillkürlichen Bewegungen und Lautäußerungen unserer Teilnehmer nach außen dringen und zum Ausdruck gebracht werden.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: NEJM Evidence (2023). DOI: 10.1056/EVIDoa2300012