Cytisin, Vareniclin am wirksamsten bei der Raucherentwöhnung
16.09.2023 Die Medikamente Cytisin und Vareniclin scheinen Menschen bei der Raucherentwöhnung – genauer beim Nikotinentzug – am besten zu helfen laut einer online in der Cochrane Library veröffentlichten Übersichtsarbeit.
Dr. Nicola Lindson von der Universität Oxford im Vereinigten Königreich und Kollegen untersuchten den vergleichenden Nutzen, Schaden und die Verträglichkeit verschiedener Pharmakotherapien zur Raucherentwöhnung und von E-Zigaretten, um Menschen bei der Tabakentwöhnung zu helfen.
- Auf der Grundlage von 319 randomisierten kontrollierten Studien (157.179 Teilnehmer) fanden die Forscher mit hoher Sicherheit heraus, dass Nikotin-E-Zigaretten (Odds Ratio: 2,37; 16 Studien; [Anm.: was eine Entwöhnung vom Zigarettenrauchen, aber eben weiterhin eine Nikotinabhängigkeit bedeutet]), Vareniclin (Odds Ratio: 2,33; 67 Studien) und Cytisin (Odds Ratio: 2,21; sieben Studien) mit höheren „Entwöhnungsraten“ verbunden waren als die Kontrollgruppe, wobei jede dieser Therapien sieben oder acht zusätzliche Entwöhnungsteilnehmer pro 100 Personen ergab.
- Die Kombination von Nikotinersatztherapie (Pflaster plus eine schnell wirkende Form) war ebenfalls wirksam (Odds Ratio: 1,93).
- Insgesamt waren die Raten schwerwiegender unerwünschter Ereignisse bei allen Behandlungen niedrig (durchschnittlich 3 Prozent), mit Ausnahme von Nortriptylin und nikotinfreien E-Zigaretten (höhere Abbruchquoten).
- Der Ausschluss der 104 Studien mit hohem Risiko für Verzerrungen änderte nichts an den Ergebnissen.
„Es sind mehr direkte Vergleiche der wirksamsten Interventionen erforderlich, ebenso wie Tests von Kombinationen dieser Interventionen“, schreiben die Autoren. „Künftige Arbeiten sollten Daten aus verhaltensorientierten und pharmakologischen Interventionen zusammenführen, um Ansätze für eine kombinierte Unterstützung der Raucherentwöhnung zu finden.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: Cochrane Library – https://doi.org/10.1002/14651858.CD015226.pub2
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Studie untersuchte Nikotinrezeptor-Teilagonisten zur Raucherentwöhnung im Vergleich zu Placebo, Nikotinersatztherapie und Bupropion
19.05.2023 Eine in der Cochrane Library veröffentlichte Übersichtsarbeit verglich die Wirksamkeit von sogenannten Nikotin-Rezeptor-Teilagonisten (Cytisin und Vareniclin) mit Placebo (Scheinbehandlung) und anderen Rauchstopp-Mitteln (Nikotinersatztherapie und Bupropion). Die Forschungsarbeit berücksichtigte 75 Studien mit 45.049 Teilnehmern.
Cytisin vs. Placebo
Die Forscher fanden Hinweise mit mäßiger Sicherheit (begrenzt durch Heterogenität), dass Cytisin mehr Menschen bei der Raucherentwöhnung hilft als Placebo (RR 1,30, 95 % Konfidenzintervall (CI) 1,15 bis 1,47; I2 = 83 %; 4 Studien, 4.623 Teilnehmer), und keine Hinweise auf einen Unterschied bei der Anzahl der gemeldeten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse (SAE=serious adverse events; RR 1,04, 95 % CI 0,78 bis 1,37; I2 = 0 %; 3 Studien, 3.781 Teilnehmer; Hinweise mit geringer Sicherheit).
Die Belege für SAE waren durch Ungenauigkeit limitiert. Die Wissenschaftler fanden keine Daten zu neuropsychiatrischen oder kardialen SAE.
Vareniclin vs. Placebo
Die Forscher fanden Belege mit hoher Sicherheit, dass Vareniclin mehr Menschen dabei hilft, mit dem Rauchen aufzuhören, als Placebo (RR 2,32, 95 % CI 2,15 bis 2,51; I2 = 60 %, 41 Studien, 17.395 Teilnehmer), und Belege mit mäßiger Sicherheit, dass mit Vareniclin behandelte Personen mit höherer Wahrscheinlichkeit über SAE berichten als nicht damit behandelte (RR 1,23, 95 % CI 1,01 bis 1,48; I2 = 0 %; 26 Studien, 14.356 Teilnehmer).
Während Punktschätzungen auf ein erhöhtes Risiko kardialer SAE (RR 1,20, 95 % KI 0,79 bis 1,84; I2 = 0 %; 18 Studien, 7.151 Teilnehmer; Evidenz mit geringer Sicherheit) und ein verringertes Risiko neuropsychiatrischer SAE (RR 0,89, 95 % KI 0,61 bis 1,29; I2 = 0 %; 22 Studien, 7.846 Teilnehmer; Evidenz mit geringer Sicherheit) hinwiesen, war die Evidenz in beiden Fällen durch Ungenauigkeit limitiert, und die Konfidenzintervalle waren sowohl mit dem Nutzen als auch den Risiken vereinbar.
Cytisin vs. Vareniclin
Die gepoolten Ergebnisse der Studien, in denen die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip Cytisin oder Vareniclin erhielten, zeigten, dass in der Vareniclin-Gruppe mehr Teilnehmer mit dem Rauchen aufhörten (RR 0,83, 95 % CI 0,66 bis 1,05; I2 = 0 %; 2 Studien, 2.131 Teilnehmer; Belege mit mittlerer Sicherheit) und mehr SAE meldeten (RR 0,67, 95 % CI 0,44 bis 1,03; I2 = 45 %; 2 Studien, 2.017 Teilnehmer; Belege mit geringer Sicherheit).
Die Evidenz war jedoch durch Ungenauigkeit limitiert, und die Konfidenzintervalle berücksichtigten das Potenzial für einen Nutzen von Cytisin oder Vareniclin. Die Forscher fanden keine Daten zu neuropsychiatrischen oder kardialen SAE.
Vareniclin vs. Bupropion
Die Studienautoren fanden Hinweise mit hoher Sicherheit, dass Vareniclin mehr Menschen bei der Raucherentwöhnung hilft als Bupropion (RR 1,36, 95 % CI 1,25 bis 1,49; I2 = 0 %; 9 Studien, 7.560 Teilnehmer), und keine eindeutigen Hinweise auf Unterschiede bei den Raten von SAE (RR 0,89, 95 % CI 0. 61 bis 1,31; I2 = 0%; 5 Studien, 5.317 Teilnehmer), neuropsychiatrischen SAE (RR 1,05, 95% CI 0,16 bis 7,04; I2 = 10%; 2 Studien, 866 Teilnehmer) oder kardialen SAE (RR 3,17, 95% CI 0,33 bis 30,18; I2 = 0%; 2 Studien, 866 Teilnehmer). Die Belege für Risiken waren von geringer Sicherheit, limitiert durch Ungenauigkeit.
Vareniclin vs. Mono Nikotinersatztherapie
Die Studie fand Hinweise mit hoher Sicherheit, dass Vareniclin mehr Menschen hilft, mit dem Rauchen aufzuhören, als eine einzige Form der Nikotinersatztherapie (NRT; also nur Nikotin-Kaugummi oder nur Nikotin-Pflaster) (RR 1,25, 95% CI 1,14 bis 1,37; I2 = 28%; 11 Studien, 7.572 Teilnehmer), und Hinweise mit geringer Sicherheit, limitiert durch Ungenauigkeit, für weniger gemeldete Nebenwirkungen (RR 0,70, 95% CI 0,50 bis 0,99; I2 = 24%; 6 Studien, 6.535 Teilnehmer). Dir Forscher fanden keine Daten zu neuropsychiatrischen oder kardialen SAE.
Vareniclin vs. duale Nikotinersatztherapie
Es wurden keine eindeutigen Belege für einen Unterschied bei den Entwöhnungsraten zwischen Vareniclin und der dualen Form der Nikotinersatztherapie (also Nikotin-Kaugummi und Nikotin-Pflaster) gefunden (RR 1,02, 95 % KI 0,87 bis 1,20; I2 = 0 %; 5 Studien, 2.344 Teilnehmer; Belege mit geringer Sicherheit, wegen Ungenauigkeit herabgestuft).
Während gepoolte Punktschätzungen auf ein erhöhtes Risiko für SAE (RR 2,15, 95 % KI 0,49 bis 9,46; I2 = 0 %; 4 Studien, 1.852 Teilnehmer) und neuropsychiatrische SAE (RR 4,69, 95 % KI 0,23 bis 96,50; I2 nicht abschätzbar, da Ereignisse nur in 1 Studie; 2 Studien, 764 Teilnehmer) und ein verringertes Risiko für kardiale SAE (RR 0,32, 95 % KI 0,01 bis 7,88; I2 nicht abschätzbar, da Ereignisse nur in 1 Studie; 2 Studien, 819 Teilnehmer), in allen drei Fällen war die Evidenz von geringer Sicherheit und die Konfidenzintervalle waren sehr breit und umfassten sowohl einen erheblichen Schaden als auch einen Nutzen.
Die Studienautoren um Jonathan Livingstone-Banks von der University of Oxford fassen zusammen: Sowohl Cytisin als auch Vareniclin helfen mehr Menschen bei der Raucherentwöhnung als Placebo oder keine Medikamente. Vareniclin ist bei der Raucherentwöhnung wirksamer als Bupropion oder eine einzelne Form der Nikotinersatztherapie und möglicherweise ebenso wirksam oder wirksamer als eine duale Form der Nikotinersatztherapie. Bei mit Vareniclin behandelten Personen ist die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen höher als bei Personen, die es nicht einnehmen, und obwohl das Risiko für kardiale Nebenwirkungen erhöht und das Risiko für neuropsychiatrische Nebenwirkungen verringert sein könnte, waren die Ergebnisse sowohl mit dem Nutzen als auch mit dem Risiko vereinbar. Cytisin könnte weniger unerwünschte Ereignisse hervorrufen als Vareniclin. Auf der Grundlage von Studien, in denen Cytisin und Vareniclin direkt miteinander verglichen wurden, könnte Vareniclin für die Raucherentwöhnung von Vorteil sein, doch könnten weitere Belege dieses Ergebnis untermauern oder einen Nutzen von Cytisin belegen.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Cochrane Library – DOI:https://doi.org/10.1002/14651858.CD006103.pub8
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