- 13.02.2014 Borderliner durch Oxytocin gelassener?
- 08.09.2014 Oxytocinreduktion nach sozialer Zurückweisung
Borderliner durch Oxytocin gelassener?
13.02.2014 Dank dem Hormon Oxytocin gelassener gegenüber verärgerten Mitmenschen? Eine neue Studie der Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg zeigte, dass Patientinnen mit Borderline-Syndrom verärgerten Gesichtern unbewusst mehr Aufmerksamkeit schenken. Oxytocin reduzierte diese Reaktion.
Extreme Empfindlichkeit
Borderliner reagieren äußerst empfindlich auf Zurückweisungen, seien sie real oder eingebildet. Sie widmen Gesichtern, in denen sie Verärgerung vermuten, unbewusst mehr Aufmerksamkeit, und sehen diesen schneller und häufiger in die Augen. Zur gleichen Zeit kommt es im Gehirn der Betroffenen durch diesen „bedrohlichen Reiz“ auch zu einer heftigeren Reaktion.
„Diese hohe Gehirnaktivität in bestimmten Bereichen der Amygdala (Teil des Limbischen Systems und wesentlich an der Entstehung der Angst beteiligt) könnte erklären, warum die Patienten empfindlicher und heftiger als Gesunde auf negative Signale ihrer Mitmenschen reagieren, häufig mit aggressivem Verhalten gegen sich oder andere“, erklärt Studienleiterin Dr. Katja Bertsch.
Die Oxytocin-Studie
40 Patientinnen mit Borderline-Störung und 41 gesunden Kontrollpersonen wurde Oxytocin bzw. ein Placebo verabreicht. Dann wurden die Bewegungen ihrer Augen verfolgt und mit MRT die Aktivität ihres Gehirns dargestellt, während sie unterschiedliche Gesichtsausdrücke ansahen.
Tatsächlich konnte Oxytocin die extreme Empfindlichkeit für einige Zeit auf ein normales Niveau senken. Das über die Nase eingeatmete Oxytocin normalisierte Blickbewegungen und die Aktivität des Gehirns.
Die Befunde wurden im American Journal of Psychiatry veröffentlicht.
Behandlung
Als Medikament (Nasenspray) dürfte sich Oxytocin bei Borderlinern dennoch nicht eignen, da die Halbwertszeit lediglich 45 Minuten beträgt.
„Wir hoffen allerdings, Oxytocin in Zukunft begleitend zur Psychotherapie einsetzen zu können, damit die Patienten sich im Gespräch mit dem Therapeuten weniger bedroht fühlen, leichter Vertrauen aufbauen und die Therapie als hilfreich erleben“, erklärt Bertsch. „Das muss aber noch genauer untersucht werden.“
Quelle: Universitätsklinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg, Feb. 2014
Oxytocinreduktion nach sozialer Zurückweisung
08.09.2014 Forscher der Ludwig Maximilian Universität berichten über Zusammenhänge zwischen körperlichen und emotionalen Misshandlungen in der Kindheit, sozialer Ausgrenzung und dem Oxytocinspiegel bei der Borderline Persönlichkeitsstörung.
Außer der affektiven Instabilitäts- und Identitätsdiffusion zeigen Borderline-Patienten eine beeinträchtigte zwischenmenschliche Funktionalität.
Vor kurzem wurde vorgeschlagen, dass eine veränderte Oxytocinregulierung ein Mechanismus sein könnte, der solchen zwischenmenschlichen Funktionsstörungen bei Borderlinern zugrundeliegt, d.h. es wurde ein reduziertes Oxytocinniveau im Plasma bei Patienten mit Borderline-Störung gefunden, was negativ mit einem Kindheitstrauma korrelierte (zusammenhing).
Soziale Ausgrenzung
Um die Hypothese einer veränderten Oxytocinregulierung bei Borderlinern direkt anzusprechen, setzten die Wissenschaftler des Fachbereichs für Psychotherapie und Psychiatrie 22 Frauen mit Borderline Persönlichkeitsstörung und 21 gesunde Kontrollteilnehmer (auf Geschlecht, Alter und Bildung angepasst) einer Situation sozialer Ausgrenzung (Ächtung) aus. Sich zurückgewiesen und von anderen isoliert zu fühlen, kann experimentell mit Hilfe des Cyberball-Paradigma simuliert werden: ein Spiel mit einem virtuellen Ball, wobei die Testpersonen von den anderen Spielern ausgeschlossen werden.
Die Ergebnisse ergaben, dass sich bei den Borderline-Teilnehmern – im Vergleich zu den gesunden Probanden – eine Verringerung des Oxytocinplasmaspiegels zeigte, nachdem es zu einer sozialen Ausgrenzung kam. Der Baseline-Oxytocinlevel war nicht mit Alter, Schweregrad der klinischen Symptome oder den meisten Maßen der emotionalen Reaktionen, oder dem Menstruationsverlauf verbunden.
In der Borderline-Gruppe konnte ein negativer Zusammenhang zwischen physischen und emotionalen Misshandlungen in der Kindheit und dem Rückgang des Oxytocinspiegels zur Baseline gefunden werden.
Insbesondere zeigte sich: je höher der Level an emotionalen und physischen Misshandlungen, desto kleiner zeigte sich die Veränderung beim Oxytocin. Im Gegensatz dazu unterschieden sich die Cortisolspiegel zwischen den Borderline-Patienten und den Kontrollteilnehmern nicht.
© arznei-news.de – Quelle: Journal of Psychotherapy and Psychosomatics, Ludwig Maximilian Universität, Sept. 2014