Polatuzumab-Vedotin (DCDS4501A bzw. RG7596; Markenname Polivy) ist ein Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (antibody-drug conjugate bzw. ADC) zur Behandlung von Krebs.
Infos
- News: Studien / Forschung; Zulassung
- Indikation / Anwendung / Krankheiten
- Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit
- Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise
- Schwangerschaft / Stillen
- Gegenanzeigen / Kontraindikation
- Wechselwirkungen
- Handelsname / Markenname: Polivy
- ATC-Code: L01XC37
- Medikamentengruppe: antineoplastische Arzneimittel; andere antineoplastische Arzneimittel; monoklonale Antikörper
- Beipackzettel / Fachinformationen
Indikation / Anwendung / Krankheiten
Polivy in Kombination mit Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (R-CHP) wird angewendet zur Behandlung erwachsener Patienten mit bisher unbehandeltem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL).
Polivy in Kombination mit Bendamustin und Rituximab wird angewendet zur Behandlung erwachsener Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL), die nicht für eine hämatopoetische Stammzelltransplantation in Frage kommen.
News zu Polatuzumab-Vedotin (Polivy)
- 12.12.2022 Polivy bei zuvor unbehandeltem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom. Aktualisierte Daten aus der Phase-III-Studie POLARIX zeigen weiterhin eine statistisch signifikante Verringerung des Risikos einer Krankheitsverschlechterung oder des Todes bei Patienten mit zuvor unbehandeltem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL)
- 25.03.2022 EU: Der CHMP der EMA empfiehlt die Erweiterung der Indikation wie folgt: Polivy in Kombination mit Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Prednison (R-CHP) ist für die Behandlung erwachsener Patienten mit zuvor unbehandeltem diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) angezeigt.
- 09.08.2021 POLARIX: Polivy (Polatuzumab-Vedotin) in Kombination mit Rituximab plus Chemotherapie verlängert progressionsfreies Überleben in Erstlinienbehandlung des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) … zum Artikel
- 06.06.2021 Daten für bispezifische CD20xCD3-Antikörper und neue Kombinationstherapien mit Polivy zeigen in ersten Studien einen verbesserten klinischen Nutzen für Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom … zum Artikel
- 07.12.2020 Neue Daten unterstützen Nutzen/Risiko-Profil von Polivy plus Bendamustin und MabThera/Rituxan bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen grosszelligen B-Zell-Lymphom … zum Artikel
- 21.01.2020 Europäische Kommission genehmigt Polivy für Menschen mit zuvor behandeltem aggressiven Lymphom
- 15.11.2019 EU: Rezidiviertes / refraktäres diffus großzelliges B-Zell-Lymphom – CHMP-Zulassungsempfehlung für Polivy
- 11.06.2019 Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom: FDA genehmigt Polivy
- 03.12.2018 Längerfristige Follow-up-Daten zeigen den nachhaltigen Nutzen bei rezidivierendem oder refraktärem DLBCL
- 10.12.2017 Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom: Positive Phase II Daten für Kombination mit Bendamustin plus Rituximab
Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom: Positive Phase II Daten für Kombination mit Bendamustin plus Rituximab
10.12.2017 Roche hat positive Ergebnisse aus der randomisierten Phase-II-Studie GO29365 bekanntgegeben, in der Polatuzumab-Vedotin in Kombination mit Bendamustin plus MabThera / Rituxan (Rituximab) (BR) gegenüber BR allein bei Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL), die keine Kandidaten für eine Transplantation hämatopoetischer Stammzellen sind, verglichen wurde.
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt und zeigte, dass der Zusatz von Polatuzumab-Vedotin zu BR die Rate des vollständigen Ansprechens von 15% auf 40% (p=0,012) am Ende der Behandlung erhöhte – gemessen mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie und bewertet von einem unabhängigen Überprüfungsausschuss.
Mit dem Zusatz von Polatuzumab-Vedotin zu Bendamustin plus Rituximab wurden keine unerwarteten Sicherheitssignale beobachtet.
Breakthrough-Therapie-Status und PRIME
Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie wurde Polatuzumab Vedotin kürzlich von der US Food and Drug Administration der Breakthrough-Therapie-Status und von der Europäischen Arzneimittelagentur PRIME (PRIority MEdicines) für die Behandlung von Menschen mit rezidivierendem oder refraktärem DLBCL verliehen.
Es gibt eine Reihe von laufenden Studien, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit von Polatuzumab-Vedotin für verschiedene Formen von Non-Hodgkin-Lymphomen untersucht wird, einschließlich der Kombination mit Gazyva / Gazyvaro (Obinutuzumab), MabThera / Rituxan, Venclexta / Venclyxto (Venetoclax) und Tecentriq (Atezolizumab).
GO29365
GO29365 ist eine globale, randomisierte Phase-Ib/II-Studie zur Bewertung der Sicherheit, Verträglichkeit und Aktivität von Polatuzumab-Vedotin in Kombination mit MabThera / Rituxan (Rituximab) oder Gazyva / Gazyvaro (Obinutuzumab) plus Bendamustin bei rezidivierendem oder refraktärem (R/R) follikulären Lymphom oder diffusem großzelligen B-Zell-Lymphom.
Das Phase II Stadium randomisierte 80 Patienten mit stark vorbehandeltem R/R DLBCL auf entweder Bendamustin plus MabThera / Rituxan (BR) oder BR in Kombination mit Polatuzumab-Vedotin. Die eingeschriebenen Patienten hatten einen Median von zwei früheren Therapien erhalten (1-7 vorherige Therapien im Polatuzumab-Vedotinarm und 1-5 vorherige Therapien im BR-Arm allein).
© arznei-news.de – Quelle: Roche, Dez. 2017
Längerfristige Follow-up-Daten zeigen den nachhaltigen Nutzen bei rezidivierendem oder refraktärem DLBCL
03.12.2018 Roche hat längerfristige Daten aus der Phase-Ib/II-Studie GO29365 bekanntgegeben, wonach Polatuzumab-Vedotin in Kombination mit MabThera (Rituximab) plus Bentamustin ein durchschnittliches Gesamtüberleben (OS) von über einem Jahr im Vergleich zum Bentamustin-Arm (12,4 vs. 4,7 Monate, HR 0,42) bei Menschen mit R/R DLBCL, die nicht für eine hämatopoetische Stammzelltransplantation geeignet sind, aufweist.
OS war ein explorativer Endpunkt. Nebenwirkungen bzw. unerwünschte Ereignisse (Leukozytopenie, Thrombozytopenie, Neuropathie, Durchfall, Fieber, verminderter Appetit und Pneumonie) stimmten mit denen früherer Studien mit Polatuzumab-Vedotin und Bentamustin überein.
Die Behandlung mit Polatuzumab-Vedotin plus Bentamustin führte zu einer 66%igen Reduktion des Risikos für das Fortschreiten der Erkrankung oder Tod (gemessen am progressionsfreien Überleben; PFS; HR=0,34; p<0,0001), wobei 40% ein vollständiges Ansprechen (CR) erreichten, verglichen mit 18% im Bentamustin-Arm (primärer Endpunkt, gemessen durch Positronen-Emissions-Tomographie (PET); CR-Raten, bewertet durch ein unabhängiges Review Committee; p=0,026).
Darüber hinaus erreichten die mit Polatuzumab-Vedotin plus Bentamustin behandelten Patienten in allen getesteten Untergruppen höhere CR-Raten und längere PFS und OS im Vergleich zu Bentamustin – darunter Patienten aus Cell-of-origin-Gruppen, Keimzentrum B-zellähnlich und aktivierte B-zellähnlich, die mit einer schlechteren Prognose bei DLBCL verbunden sind.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Roche
Diffus großzelliges B-Zell-Lymphom: FDA genehmigt Polivy
11.06.2019 Die Food and Drug Administration hat Polatuzumab Vedotin (Polivy, Genentech) im beschleunigten Verfahren zugelassen.
Es ist ein CD79b-gerichtetes Antikörper-Medikamenten-Konjugat, das in Kombination mit Bentamustin und Rituximab für erwachsene Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach mindestens zwei vorherigen Therapien indiziert ist.
Die Zulassung von Polivy erfolgte auf der Grundlage der Studie GO29365 (NCT02257567, s.o.), einer offenen, multizentrischen klinischen Studie mit einer Kohorte von 80 Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem DLBCL (nach mindestens einer vorherigen Behandlung).
© arznei-news.de – Quellenangabe: FDA
Aus der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels der Europäischen Kommission:
Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise
Polatuzumab Vedotin ist ein gegen CD79b-gerichtetes Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das bevorzugt an B-Zellen einen Mitosehemmstoff abgibt (Monomethylauristatin E oder MMAE), was zur Abtötung maligner B-Zellen führt.
Das Polatuzumab-Vedotin-Molekül besteht aus MMAE, welches über einen spaltbaren Linker kovalent an einen humanisierten monoklonalen Immunglobulin-G1-Antikörper gebunden ist.
Der monoklonale Antikörper bindet mit hoher Affinität und Selektivität an CD79b, eine Zelloberflächenkomponente des B-Zell-Rezeptors. Die CD79b-Expression ist auf normale Zellen innerhalb der B-Zelllinien (mit Ausnahme von Plasmazellen) und auf maligne B-Zellen beschränkt. CD79b wird bei > 95 % der diffusen großzelligen B-Zell-Lymphome exprimiert.
Nach Bindung an CD79b wird Polatuzumab Vedotin schnell internalisiert und der Linker durch lysosomale Proteasen abgespalten, um die intrazelluläre Freisetzung von MMAE zu ermöglichen. MMAE bindet an Mikrotubuli und tötet sich teilende Zellen durch Mitosehemmung und Induktion der Apoptose.
Schwangerschaft / Stillen
Verhütung (Frauen und Männer)
Wenn Sie eine Frau im gebärfähigen Alter sind, müssen Sie während der Behandlung mit Polivy und für mindestens 9 Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Verhütungsmethode anwenden.
Männer müssen während der Behandlung mit Polivy und für mindestens 6 Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Verhütungsmethode anwenden.
Schwangerschaft
Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie schwanger sind, vermuten schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden. Das ist wichtig, weil Polivy die Gesundheit Ihres Babys beeinträchtigen kann. Wenn Sie schwanger sind, wenden Sie dieses Arzneimittel nicht an, es sei denn, Sie und Ihr Arzt entscheiden, dass der Nutzen für Sie die möglichen Risiken für Ihr ungeborenes Baby überwiegt.
Stillzeit
Sie dürfen während Ihrer Behandlung mit Polivy und für mindestens 3 Monate nach der letzten Dosis nicht stillen, da kleine Mengen Polivy in die Muttermilch übergehen können.
Fruchtbarkeit
Männern wird empfohlen vor Behandlungsbeginn mit diesem Arzneimittel Spermaproben einfrieren und aufbewahren zu lassen.
Mögliche Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit
Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Die vollständigen Nebenwirkungen finden Sie hier.
Arznei-News.de – Quellenangabe: Europäische Kommission – EPAR – 25.05.2022