Studie untersuchte die Folgen der Horrortrips unter Psilocybin
02.01.2017 Bei der Befragung von 1.993 Personen mit negativen Erfahrungen beim bzw. nach dem Konsum von Psilocybin-haltigen Pilzen (‚magic mushrooms‘) sagten 10%, sie hätten einen Bad Trip (‚Horrortrip‘) gehabt, und eine deutliche Mehrheit bezeichnete ihre Erfahrung als eine der beunruhigensten Top 10 Erlebnisse ihres Lebens.
Trotzdem sagten viele der Befragten, dass die Erfahrung ‚bedeutsam‘ oder ‚wertvoll‘ gewesen sei, wobei die Hälfte der Personen mit positiven Erfahrungen sie als eine der wichtigsten in ihrem Leben einschätzten, so der Bericht im Fachblatt Journal of Psychopharmacology.
Risiken nicht einschätzbar
Sowohl die negativen als auch die positiven Ergebnisse in Betracht ziehend, bestätigen die Befunde die Ansicht der Forscher, dass weder die Benutzer noch die Wissenschaftler sich über die mit Psilocybin verbundenen Risiken sicher sein können, sagte Psychopharmakologe Dr. Roland Griffiths von der Johns Hopkins Universität, der mehr als 15 Jahre Psilocybin im Hinblick auf die Erzeugung von Erfahrungen mystischen Typs, auf die Behandlung von Angststörungen und Depression, und auf die Behandlung von Nikotoinsüchtigen untersucht hat.
Erforschung der Bad Trips
In den letzten Jahren haben Griffiths und sein Team mehr als ein Dutzend Studien durchgeführt, die einige Nutzen der Droge bestätigten. Die gegenwärtige Studie wurde entworfen, um etwas mehr Licht auf die sogenannten Bad Trips – oder im deutschen auch ‚Horrortrips‘ genannt – zu werfen.
Die Befragten füllten drei Fragebögen aus: die Hallucinogen Rating Scale, den Mystischen Erfahrungsfragebogen und den 5D-Altered States of Consciousness Fragebogen.
Die Teilnehmer sollten sich dabei auf ihren schlimmsten Horrortrip fokussieren, und dann die Psilocybin-Dosis nennen, die Umgebung, in der die Erfahrung auftrat, wie lange sie anhielt, und welche Strategien sie einsetzten, um den Bad Trip zu stoppen, sowie alle unerwünschten Folgen.
78 Prozent der Befragten waren Männer, 89 Prozent waren weiß, und 51 Prozent hatten einen College- oder Universitätsabschluss. 66 Prozent waren aus den USA. Im Durchschnitt waren die Teilnehmer 30 Jahre alt zur Zeit der Befragung und 23 Jahre alt zur Zeit des Bad Trips, wobei 93 Prozent berichteten, dass sie Psilocybin mehr als zweimal eingenommen hätten.
Auswertung der Erfahrungen
Laut den Daten, die die negativste Erfahrung der Befragten mit Magic-Mushrooms erfassten, sagten
- 10,7 Prozent der Befragten, dass sie sich oder andere körperlich während des Horrortrips gefährdet hätten;
- 2,6 Prozent waren aggressiv oder übten Gewalt aus;
- 2,7 Prozent suchten medizinische Hilfe auf;
- 5 der Teilnehmer mit bereits existierender Angststörung, Depression oder Suizidgedanken unternahmen einen Selbstmordversuch unter dem Bad Trip;
- 6 berichteten, dass ihre (vorherigen) Selbstmordgedanken nach ihrer Erfahrung des Bad Trips verschwanden;
- 3 Fälle einer auftretenden Psychose waren mit den psilocybinhaltigen Pilzen verbunden;
- ein Drittel der Teilnehmer sagte, ihre Erfahrung gehört zu den fünf bedeutsamsten ihres Lebens;
- ein Drittel stufte sie als zu den Top 5 ihrer spirituellen Erfahrungen ihres Lebens ein;
- 62 Prozent berichteten, es wäre eine der 10 problematischten ihres Lebens;
- 39 Prozent bezeichneten diese Drogenerfahrung als eine der fünf schwierigsten Erfahrungen ihres Lebens; und
- 11 Prozent sagten, die Einnahme der Zauberpilze hätte ihre schwerste Lebenserfahrung zur Folge gehabt.
Katharsis
Die kontraintuitive Entdeckung, dass äußerst schwere bzw. schlimme Erfahrungen – wie ein Horrortrip – manchmal auch sehr bedeutsame Erfahrungen sein können, steht im Einklang mit den Befunden aus früheren Studien zu Psilocybin, wonach die problematische Erfahrung – manchmal als Katharsis beschrieben – oft auf eine positive persönliche oder spirituelle Bedeutung hinauslaufen kann, sagte Griffiths.
Weitere Studien müssen folgen, um besser die Risiken und Vorteile halluzinogener Drogen – wie den Psilocybin-Pilzen – zu verstehen, schlossen die Forscher.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Johns Hopkins Universität, Journal of Psychopharmacology; Dez. 2016
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