Studie untersuchte Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Ergänzung und Knochenbrüchen bei gesunden Erwachsenen im mittleren und höheren Lebensalter
28.07.2022 Die Einnahme hoher Dosen des „Sonnenscheinvitamins“ verringert das Risiko von Knochenbrüchen bei allgemein gesunden älteren Menschen nicht, berichteten Forscher im New England Journal of Medicine.
Dies ist die jüngste in einer Reihe von Enttäuschungen über einen Nahrungsbestandteil, von dem man sich einst eine weitreichende Schutzwirkung erhoffte. Dieselbe Studie mit fast 26.000 Personen hatte bereits ergeben, dass die Einnahme von Vitamin-D-Pillen weder Herzkrankheiten noch Krebs oder Gedächtnisverlust vorbeugt.
Und obwohl eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr wichtig für starke Knochen ist, ist „mehr nicht besser“, sagte Studienautorin Dr. Meryl LeBoff vom Bostoner Brigham and Women’s Hospital.
Empfehlung für Vitamin-D-Aufnahme
Die Gesundheitsbehörden der USA empfehlen 600 bis 800 internationale Einheiten Vitamin D pro Tag, um sicherzustellen, dass jeder, ob jung oder alt, genug davon bekommt. Zwar bildet unsere Haut Vitamin D durch Sonneneinstrahlung, aber im Winter kann das schwieriger sein. Milch und bestimmte andere Lebensmittel sind mit dem Nährstoff angereichert, um uns zu helfen.
Die größere Frage war, ob eine höhere als die empfohlene Menge besser ist, um Knochenbrüche oder andere Erkrankungen zu verhindern. Um den widersprüchlichen wissenschaftlichen Berichten Rechnung zu tragen, hat Dr. JoAnn Manson, Leiterin der Abteilung für Präventivmedizin am Brigham and Woman’s College, die größte Studie ihrer Art gestartet, um eine Reihe von Gesundheitsergebnissen bei fast 26.000 allgemein gesunden US-Amerikanern im Alter von 50 Jahren oder älter zu verfolgen.
Die neuesten Ergebnisse vergleichen Knochenbrüche bei denjenigen, die fünf Jahre lang entweder eine hohe Dosis – 2.000 internationale Einheiten der aktivsten Form von Vitamin D, D-3 genannt – oder Scheinpillen täglich einnahmen.
Nicht weniger Hüft- und andere Knochenbrüche
Die Ergänzungsmittel verringerten das Risiko für Hüft- oder andere Knochenbrüche nicht, berichtet LeBoff. Vitamin D und Kalzium wirken zwar am besten zusammen, aber auch die 20 % der Studienteilnehmer, die zusätzlich ein Kalziumpräparat einnahmen, profitierten nicht davon. Auch die wenigen Studienteilnehmer mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel im Blut profitierten nicht.
LeBoff wies jedoch darauf hin, dass in der Studie Menschen nicht berücksichtigt wurden, die aufgrund von knochenschwächender Osteoporose oder anderen Erkrankungen Nahrungsergänzungsmittel benötigen, oder Menschen mit schwerem Vitamin-D-Mangel. Weitere Untersuchungen seien auch zur Erforschung weiterer möglicher Risikogruppen erforderlich, die von einer Vitamin-D-Supplementierung profitieren könnten.
Insgesamt „stellen diese Ergebnisse das Dogma in Frage und lassen Zweifel am Wert von Routineuntersuchungen des Vitamin-D-Blutspiegels und pauschalen Empfehlungen für eine Nahrungsergänzung aufkommen“, so Manson. „Zeit im Freien zu verbringen, körperlich aktiv zu sein und sich herzgesund zu ernähren, wird bei den meisten Menschen zu einem größeren Gesundheitsgewinn führen“.
© arznei-news.de – Quellenangabe: New England Journal of Medicine (2022). DOI: 10.1056/NEJMoa2202106
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