Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) in Schwangerschaft

Erfahrungen, Erfahrungsberichte zu diesen Medikamenten

Überwiegen die Risiken embryonaler Missbildungen die Vorteile der Anwendung von SSRI bei schwangeren Frauen mit Depression?

19.10.2018 Ein umfassender neuer Übersichtsartikel präsentiert das aktuellste Wissen zur Rolle, die selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bei einem erhöhten Risiko für mehrere verschiedene Schwangerschaftsfehlbildungen spielen, und zielt auf die laufende Debatte darüber ab, ob SSRI als Wirkstoffklasse diese Fehlbildungen verursachen können.

Serotonin und die Hemmung durch SSRI

Der in der Fachzeitschrift Bioelectricity veröffentlichte Artikel betont auch die Bedeutung von Serotonin – einem Schlüsselvermittler bioelektrischer Kontrollmechanismen in der normalen embryonalen Entwicklung.

Anick Bérard von der University of Montreal und Kollegen untersuchten den Forschungsbereich Serotonin, dessen Hemmung durch SSRI und den Zusammenhang mit der embryonalen Entwicklung und Missbildungen.

Störung der embryonalen Entwicklung

SSRI können die embryonale Entwicklung auf vielfältige Weise stören, unter anderem durch ihre Auswirkungen auf den Serotoninspiegel und die Aktivität von Ionenkanälen in Zellen, die bioelektrische Mechanismen und das Signaling serotonerger Zellen beeinflussen.

Diese Überprüfung ist ein besonders wichtiger Beitrag zur Debatte über den SSRI-Einsatz während der Schwangerschaft, schreibt Bioelectricity. Neben der Kombination der epidemiologischen Daten mit relevanten Erkenntnissen aus Modellsystemen werden die neu anerkannten bioelektrischen Mechanismen der SSRI-Effekte sowie die empirische Evidenz für die Rolle von Serotonin bei Embryonen vor der Entwicklung des Nervensystems einbezogen.

Risiko-Nutzen-Abwägung

Die Forschung vermutet, dass der weit verbreitete Glaube an die Sicherheit dieser Medikamente dadurch entstehen könnte, dass man sich auf die geringere Inzidenz (Auftretenshäufigkeiten) bestimmter Phänotypen (Erscheinungsphänomene) wie z.B. Herzfehlbildungen konzentriert, anstatt die ganze Vielfalt der Fehlbildungen als Folge einer einzigen häufigen Ursache – der Unterbrechung des Serotoninsignalings – zu erkennen.

Dieser Forschungsbericht betont

  • die Bedeutung von Serotonin für die embryonale Entwicklung;
  • die Wirkung der Serotoninhemmung während der frühen Schwangerschaft auf das Auftreten von mehreren verschiedenen Missbildungen, die sich in der menschlichen Schwangerschaft gezeigt haben;
  • dass die Risiken die Vorteile der SSRI-Anwendung während der Schwangerschaft bei schwangeren Frauen mit leichter bis mittelschwerer Depression (die Mehrzahl der der schwangeren depressiven Frauen) überwiegen;
  • und dass die Missbildungen in der Schwangerschaft ein Muster für Fehlbildungen darstellen, das mit den bekannten Wirkmechanismen von SSRI zusammenhängt.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Bioelectricity (2018). DOI: 10.1089/bioe.2018.0003

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