Stimulanzien und Psychose

Psychotische Nebenwirkungen durch Psychostimulanzien bei einigen Kindern?

01.01.2016 Psychostimulanzien wie Methylphenidat, Lisdexamfetamin und Dexamphetamin, die bei der Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zum Einsatz kommen, können das Risiko für psychotische Nebenwirkungen unter jungen Patienten erhöhen, die einen Elternteil mit einer schweren psychischen Erkrankung haben.

2/3 mit psychotischen Symptomen

Die Studie mit 141 Kindern und jungen Erwachsenen im Alter von 6 bis 21 Jahren erfasste die auftretenden psychotischen Nebenwirkungen:
Fast zwei Drittel der Teilnehmer berichteten über eine psychotische Nebenwirkung. Diese unerwünschten Wirkungen beinhalteten Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Hören von Stimmen und/oder Wahrnehmungsstörungen, sagte der leitende Forscher Dr. Rudolf Uher von der Dalhousie University.

Zum Vergleich: Nur etwa ein Viertel derjenigen, die keine Psychostimulanzien nahmen, zeigten psychotische Symptome.

Nutzen-Risiko-Verhältnis abwägen

„Diese Medikamente können extrem hilfreich sein, auch bei Kindern mit einer psychiatrischen Erkrankung in der Familiengeschichte“, sagte Uher in der Zeitschrift Pediatrics. „Auf keinen Fall sollten wir also die Verschreibung dieser ADHS-Medikamente stoppen.“

Uher betonte, dass Ärzte schon seit längerem wissen, dass diese Medikamente Halluzinationen und andere psychotische Symptome verursachen können. „Überraschend ist jedoch die Häufigkeit. Niemand hat geahnt, dass diese Nebenwirkungen so häufig sein könnten“, sagte er.

Das bedeutet, dass die Kinder nach anormalen Erfahrungen befragt werden sollten, denn sie erzählen es nicht, wenn sie nicht gefragt werden, sagte Dr. Uher. Und dann muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis abgewägt werden.

Elternteil mit psychischer Erkrankung

Alle Kinder hatten mindestens einen Elternteil mit einer schweren klinischen Depression, einer bipolaren Störung oder Schizophrenie. Fast ein Viertel der Kinder wurde mit ADHS diagnostiziert.

Ritalin, Elvanse, Attentin

Etwa 17 Prozent aller Kinder – inkl. der Hälfte der mit ADHS diagnostizierten Kinder – nahmen Psychostimulanzien wie Ritalin (Wirkstoff Methylphenidat), Elvanse (Lisdexamfetamin) oder Dexedrine (Wirkstoff Dextroamphetamin; in Deutschland enthält Attentin diesen Wirkstoff) ein. Diese Medikamente sind dafür bekannt, die mit ADHS verbundenen Erscheinungen wie Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität zu verringern.

Limitation der Studie

Weitere Forschungsarbeiten werden benötigt, denn die neue Studie hat nicht zwischen Kindern mit leichten und schwerwiegenden Störungen unterschieden. Dies bedeutet, dass man nicht ausschließen kann, dass Kinder mit schwerer Störung nicht inhärent schon ein höheres Risiko für diese Nebenwirkungen haben, denn diejenigen mit geringeren Problemen hätten mit geringerer Wahrscheinlichkeit diese Medikamente als Erstbehandlung verschrieben bekommen.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Dalhousie University, Pediatrics; Dez. 2015

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