Tucatinib (Handelsname ist Tukysa) ist ein niedermolekularer Inhibitor des HER2-Wachstumsfaktorrezeptors. Das Medikament zielt auf die HER2 „Tyrosinkinase“ – eine Verbindung in der Kette der Kommunikation, die HER2-Rezeptoren erlaubt, das Wachstum der Zelle zu signalisieren.
Infos
- News: Studien / Forschung; Zulassung
- Indikation / Anwendung / Krankheiten
- Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit
- Schwangerschaft / Stillzeit
- Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise
(s.a. bei entsprechenden Krankheiten / Studien) - Hersteller / Entwickler bzw. Vertrieb: Seagen
- Handelsname / Markenname: TUKYSA
- ATC-Code: L01EH03
- Medikamentengruppe: Antineoplastische Mittel, Proteinkinase-Inhibitoren
- Beipackzettel / Packungsbeilage
Indikation / Anwendung / Krankheiten
TUKYSA wird angewendet in Kombination mit Trastuzumab und Capecitabin zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit HER2-positivem lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs, die zuvor mindestens 2 gegen HER2 gerichtete Behandlungsschemata erhalten haben.
News zu Tucatinib
- 24.10.2024 HER2+ Brustkrebsmedikamente könnten bei Gallengangskrebs helfen. Medikamente, die bei HER2-positivem Brustkrebs eingesetzt werden, könnten Patienten mit Gallengangskarzinom helfen
- 07.12.2023 Tucatinib plus Trastuzumab-Emtansin von Nutzen bei fortgeschrittenem oder metastasiertem HER2-positivem Brustkrebs
- 18.02.2021 EU: HER2-positiver lokal fortgeschrittener oder metastasierter Brustkrebs – Die Europäische Kommission erteilt TUKYSA die Zulassung … zum Artikel
- 11.12.2020 EU: HER2-positiver Brustkrebs – CHMP-Zulassungsempfehlung für Tukysa … zum Artikel
- 18.04.2020 FDA genehmigt Tukysa (Tucatinib) in Kombination mit Chemotherapie (Trastuzumab und Capecitabin) zur Behandlung von Patientinnen mit HER2-positivem metastasierendem Brustkrebs.
- 22.12.2019 Die zusätzliche Behandlung mit Tucatinib verlängert die Lebenserwartung von Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2+ Brustkrebs
- 11.07.2018 Klinische Studienergebnisse von Tucatinib mit T-DM1 gegen HER2+ Brustkrebs
- 11.01.2017 HER2+ Brustkrebs: vielversprechende Resultate in Ph1-Studie
HER2+ Brustkrebs: vielversprechende Resultate in Ph1-Studie
11.01.2017 Daten aus einer klinischen Phase 1 Studie zeigen vielversprechende Ergebnisse des experimentellen Anti-Krebs-Wirkstoffes Tucatinib (vorher ONT-380, Handelsname Tukysa) gegen HER2+ Brustkrebs.
50 Frauen, deren Krebs trotz durchschnittlich 5 vorherigen Behandlungsschemata weiterwuchs, wurden behandelt. 27 Prozent dieser stark vorbehandelten Patientinnen zogen einen klinischen Nutzen aus dem Medikament, wobei sie mindestens eine „stabile Erkrankung“ 24 oder mehr Wochen nach Beginn der Behandlung erreichten.
Diese Daten führten zu zwei nachfolgenden Phase Ib Studien, und FDA Fast-Track-Status für Tucatinib.
Weil das Medikament in Tablettenform eingenommen wird und ein sehr positives Nebenwirkungsprofil aufweist, soll es relativ patientenfreundlich sein, so dass Frauen die Behandlung in Infusionszentren und auch viele der Nebenwirkungen, die mit Chemotherapien verbunden sind, vermeiden können, sagten die Studienautoren im Fachblatt Clinical Cancer Research.
© arznei-news.de – Quelle: Clinical Cancer Research, 2017; DOI: 10.1158/1078-0432.CCR-16-1496, Jan. 2017
Klinische Studienergebnisse von Tucatinib mit T-DM1 gegen HER2+ Brustkrebs
11.07.2018 Die in JAMA Oncology veröffentlichten klinischen Studienergebnisse der Phase 1b zeigen vielversprechende Ergebnisse für die Kombination von Tucatinib (ehemals ONT-380) mit T-DM1 gegen stark vorbehandelten HER2-positiven Brustkrebs.
Von 57 behandelten Patientinnen sprachen 48 Prozent auf die Kombination an – mit einer Krebskontrolle von durchschnittlich 8,2 Monaten.
HER2-positiver Brustkrebs
Wichtig ist, sagen die Forscher, dass Tucatinib gegen Hirnmetastasen von HER2+ Brustkrebs, einer der Hauptursachen für die Mortalität durch die Erkrankung, wirkt.
Etwa 20 Prozent der Brustkrebserkrankungen gelten als HER2-positiv, was bedeutet, dass diese Krebszellen „Rezeptoren“ überexprimieren, die den menschlichen epidermalen Wachstumsfaktor 2 (HER2) binden. Wenn HER2-Rezeptoren auf Krebszellen HER2 einfangen, signalisiert dies die unkontrollierte Vermehrung dieser Zellen. Aber auch das Gegenteil ist der Fall: Wenn HER2+ Brustkrebszellen nicht in der Lage sind, HER2 zu binden, sterben sie ab.
Tucatinib wird in einer Reihe weiterer Studien und mit weiteren Wirkstoff-Partnern evaluiert, zum Beispiel in einer weiteren am CU Cancer Center stattfindenen Forschung, um den Einsatz des Medikaments als Bestandteil einer Kombination gegen den sogenannten dreifach-positiven Brustkrebs (Krebsformen, die Östrogen, Progesteron und HER2-Rezeptoren exprimieren) zu untersuchen. Studienautorin Virginia Borges hofft, dass die Wirksamkeit von Tucatinib bei Patientinnen mit metastasierenden Erkrankungen, die frühere Behandlungen ausprobiert haben, zu Studien mit dem früher verwendeten Medikament führen kann.
Kombination mit Ado-Trastuzumab-Emtansin
In der aktuellen Studie wurde Tucatinib mit Ado-Trastuzumab-Emtansin (T-DM1) kombiniert, das zu einer Klasse von Medikamenten gehört, die als Antikörper-Wirkstoff-Konjugate bekannt sind. In diesem Fall wird ein Antikörper namens Trastuzumab, der an HER2 bindet, mit einem Medikament namens Emtansin kombiniert, das Zellen abtötet. Gemeinsam liefert T-DM1 das zelltötende Medikament direkt an die mit HER2 markierten Krebszellen.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Oncol. doi:10.1001/jamaoncol.2018.1812
Die zusätzliche Behandlung mit Tucatinib verlängert die Lebenserwartung von Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2+ Brustkrebs
22.12.2019 Forscher des University of Texas MD Anderson Cancer Center berichten im New England Journal of Medicine, dass die zusätzliche Behandlung mit Tucatinib (Tukysa) zu Capecitabin (Xeloda) und Trastuzumab (Herceptin) das progressionsfreie Überleben (PFS) und die Gesamtüberlebenszeit (OS) bei Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2-positiven Brustkrebs mit und ohne Hirnmetastasen laut den Ergebnissen der klinischen Studie HER2CLIMB signifikant verbesserte.
Wirksamkeit: Gesamtüberlebens-, progressionsfreie Überlebenszeit
Die Studie erreichte ihren primären Endpunkt und zeigte, dass die Behandlungskombination das Sterberisiko im Vergleich zu Trastuzumab und Capecitabin allein um 46% reduzierte.
Auch die sekundären Endpunkte der Studie wurden bei der Zwischenanalyse erreicht. Sie zeigten, dass Tucatinib die OS verlängerte, das Sterberisiko um 34% reduzierte und das PFS bei Patientinnen mit Hirnmetastasen um 52% verlängerte.
Die Gesamtansprechrate war in der Tucatinib-Gruppe mit 41% höher als bei der Standardbehandlung mit 23%.
In die internationale randomisierte Studie wurden 612 Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem HER2-positiven Brustkrebs aufgenommen, die zuvor mit Trastuzumab, Pertuzumab und Ado-Trastuzumab-Emtansin behandelt wurden.
Die Forscher wiesen die Patientinnen nach dem Zufallsprinzip im Verhältnis 2:1 auf die Behandlung mit Trastuzumab und Capecitabin mit oder ohne Tucatinib zu. Fast die Hälfte (47,5%) der Patientinnen hatte zu Beginn der Studie Hirnmetastasen.
Sicherheit; Nebenwirkungen; Abbruchrate
Die Dreifach-Kombination wurde im Allgemeinen gut vertragen, ohne unerwartete Toxizitäten. Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen (Nebenwirkungen) im Tucatinib-Arm gehörten Durchfall, Hand-Fuß-Syndrom, Übelkeit, Erschöpfung und Erbrechen, allesamt meist von geringem Grad.
Die Abbruchrate lag bei 5,7% im Triplett-Arm und 3% im Kontrollarm.
© arznei-news.de – Quellenangabe: New England Journal of Medicine (2019). DOI: 10.1056/NEJMoa1914609
Aus der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels der Europäischen Kommission:
Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise
Tucatinib ist ein reversibler, potenter und selektiver Tyrosinkinase-Inhibitor von HER2. In Tests zur zellulären Signalübertragung erwies sich Tucatinib als > 1000-fach selektiver für HER2 im Vergleich zum epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor. In vitro hemmt Tucatinib die Phosphorylierung von HER2 und HER3, was zu einer Hemmung der nachgelagerten Zellsignalübertragung und Zellproliferation und infolgedessen zum Absterben von Tumorzellen, deren Wachstum durch HER2 gesteuert wird, führt. In vivo hemmt Tucatinib das Wachstum der durch HER2 beeinflussten Tumore und die Kombination aus Tucatinib und Trastuzumab zeigte im Vergleich zur alleinigen Anwendung jedes der Arzneimittel sowohl in vitro als auch in vivo eine verstärkte Antitumorwirkung.
Schwangerschaft / Stillen
Bei Einnahme in der Schwangerschaft kann TUKYSA schädliche Wirkungen beim ungeborenen Kind hervorrufen. Bevor Sie mit der Einnahme von TUKYSA beginnen, wird Ihr Arzt bei Ihnen einen Schwangerschaftstest durchführen.
- Wenn Sie schwanger sind oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt um Rat. Der Arzt wird den möglichen Nutzen für Sie gegen das Risiko für das ungeborene Kind abwägen.
- Wenden Sie während der Einnahme von TUKYSA und mindestens 1 Woche lang nach der letzten Dosis eine zuverlässige Verhütungsmethode an, damit Sie nicht schwanger werden.
- Wenn Sie ein Mann sind und eine Sexualpartnerin haben, die schwanger werden kann, wenden Sie eine zuverlässige Verhütungsmethode an, um eine Schwangerschaft zu vermeiden, während Sie TUKYSA einnehmen sowie mindestens 1 Woche lang nach der letzten Dosis.
- Sollten Sie während der Behandlung mit TUKYSA schwanger werden, informieren Sie Ihren Arzt. Der Arzt wird den möglichen Nutzen einer fortgesetzten Behandlung mit diesem Arzneimittel für Sie gegen das Risiko für das ungeborene Kind abwägen.
Es ist nicht bekannt, ob TUKYSA in die Muttermilch übergeht.
- Wenn Sie stillen oder beabsichtigen zu stillen, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt um Rat. Während der Behandlung mit TUKYSA und mindestens 1 Woche lang nach der letzten Dosis sollten Sie nicht stillen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die beste Art, Ihr Kind während der Behandlung zu ernähren.
Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit
Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Die folgenden Nebenwirkungen können unter diesem Arzneimittel auftreten.
Sehr häufig (kann mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen):
• Durchfall,
• Übelkeit,
• Erbrechen,
• wunde Stellen, Entzündungen oder Geschwüre im Mund,
• Leberprobleme, die zu Juckreiz, Gelbfärbung von Augen und Haut, dunklem Urin und Schmerzen bzw. Beschwerden im rechten Oberbauch führen können,
• Hautausschlag,
• Gelenkschmerzen,
• Gewichtsabnahme,
• Nasenbluten.
Wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken.
Arznei-News.de – Quellenangabe: Europäische Kommission – EPAR – 18.02.2021