Update der fortlaufenden WHO-Leitlinie zu Medikamenten gegen Covid-19
14.07.2022 Das Antidepressivum Fluvoxamin und das Gichtmedikament Colchicin werden für Patienten mit leichtem oder mittelschwerem COVID-19 nicht empfohlen, da es derzeit keine ausreichenden Belege dafür gibt, dass sie wichtige Ergebnisse für die Patienten verbessern, und beide Medikamente potenziell Risiken beinhalten, so ein aus internationalen Experten bestehendes Gremium der WHO Guideline Development Group (GDG) in The BMJ.
Aufgrund begrenzter oder fehlender Daten wurde für beide Medikamente keine Empfehlung bei Patienten mit schweren oder kritischen COVID-19-Erkrankungen ausgesprochen.
Fluvoxamin und Colchicin sind weit verbreitete, kostengünstige Medikamente, die als potenzielle COVID-19-Therapien während der Pandemie auf großes Interesse gestoßen sind.
Die aktuellen Empfehlungen gegen ihren Einsatz spiegeln jedoch die anhaltende Ungewissheit darüber wider, wie die Medikamente im Körper wirken, sowie den Nachweis, dass sie nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf das Überleben und andere wichtige Messgrößen wie das Risiko einer Krankenhausaufnahme und die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung haben. Außerdem fehlt es an zuverlässigen Daten über COVID-19-bedingte schwerwiegende Schäden im Zusammenhang mit diesen Medikamenten.
Die Empfehlung der WHO, Fluvoxamin nur im Rahmen klinischer Studien zu verwenden, stützt sich auf Daten aus drei randomisierten kontrollierten Studien (RCT) mit über 2.000 Patienten, und ihre nachdrückliche Empfehlung gegen Colchicin basiert auf Daten aus sieben RCT mit 16.484 Patienten.
Nach eingehender Prüfung dieser Erkenntnisse kam das Gremium – dem Experten aus der ganzen Welt angehören, darunter vier Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind – zu dem Schluss, dass sich fast alle gut informierten Patienten auf der Grundlage der vorliegenden Erkenntnisse gegen eine Fluvoxamin- oder Colchicintherapie bei COVID-19 entscheiden würden.
Das Gremium stellte fest, dass in keiner der eingeschlossenen Studien Kinder untersucht wurden, so dass die Anwendbarkeit dieser Empfehlungen auf Kinder ungewiss ist. Das Gremium sah jedoch keinen Grund, warum Kinder mit COVID-19 anders auf eine Behandlung mit Fluvoxamin oder Colchicin ansprechen sollten.
© arznei-news.de – Quellenangabe: The BMJ (2022). www.bmj.com/content/371/bmj.m3379
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