ADHS-Medikamente für Kinder

Keine Wirkung von ADHS-Medikamenten bei kleinen Kindern

16.03.2013 Eine neue Forschungsstudie zeigt, dass viele kleine Kinder mit moderater bis schwerwiegender Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bedeutende Symptome haben, trotz Behandlung mit Medikamenten.

Der Befund ist immens wichtig, da ADHS zu einer immer häufigeren Diagnose in der frühen Kindheit wird. Forscher fanden, dass 9 von 10 kleinen Kindern mit moderater bis schwerwiegender Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS) weiterhin schwerwiegende Symptome und Beeinträchtigung zeigten, lange nach der Diagnose und Behandlung mit den üblichen ADHS-Medikamenten.

Studie mit Vorschulkindern mit ADHS über sechs Jahre

Die Studie, herausgegeben in der Zeitschrift Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, wurde von Forschern des Johns Hopkins Childrens Center geführt. Die Forscher sagen, dass die Studie die größte Langzeituntersuchung ist, die mit Vorschulkindern mit ADHS bislang gemacht wurde.

Experten sagen, dass die Forschung bedeutsame Einblicke auf den natürlichen Verlauf eines Leidens liefert, das in einem zunehmend früheren Alter diagnostiziert wird.
ADHS Medikamente zeigen keine Wirkung
(Symbolfoto)

Medikamente zeigten keine Wirkung

Die Studie zeigt, dass fast 90 Prozent der beobachteten 186 Jungen sechs Jahre nach der Diagnose ADHS Symptome hatten; Kinder, die ADHS-Medikamente nahmen, hatten ebenso schwerwiegende Symptome wie jene, die keine nahmen.

Kinder mit ADHS im Alter von 3 bis 5 nahmen an der Studie teil und wurden für mehrere Monate behandelt; danach wurden sie an Kinderärzte wegen der fortgesetzten Behandlung überwiesen.

Während der nächsten sechs Jahre verwendeten die Forscher detailierte Berichte der Eltern und Lehrer, um das Verhalten, die Schulleistung der Kinder zu verfolgen, und die Häufigkeit und den Schweregrad von drei der ADHS kennzeichnenden Symptome festzustellen: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.

Die Kinder wurden von den Klinikern der Studie am Anfang, nach der Hälfte und am Ende der Untersuchung einer vollständigen Diagnose unterzogen.

Ohne Medikamente zeigten sich weniger Symptome als mit

Die ADHS-Medikamente schienen keinen Unterschied bei mehr als zwei Dritteln der Kinder zu machen. Wie sich bei den Schweregraden der Symptome zeigten, gab es keinen Unterschied zwischen Kindern, die Medikamente bekamen und denen, die keine bekamen.

  • 62 Prozent der Kinder, die ADHS-Medikamente einnahmen, zeigten klinisch bedeutende Hyperaktivität und Impulsivität, verglichen mit 58 Prozent bei jenen, die keine Medikamente bekamen.
  • Und 65 Prozent der Kinder auf Medikamente zeigten klinisch bedeutende Unaufmerksamkeit, verglichen mit 62 Prozent ihrer medikamentenfreien Pendants.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, März 2013

Auswirkungen von ADHS-Medikamenten auf das Risikoverhalten von Kindern und Jugendlichen

28.07.2016 Eine in der Fachzeitschrift Labour Economics veröffentlichte Studie der Princeton Universität zeigt, dass die zur Behandlung von Aufmerksamkeits- / Hyperaktivitätsstörung eingesetzten Medikamente langfristige Vorteile nicht nur bei der Reduktion der Kernsymptome bieten.

Die Studie analysierte die Daten von 150.000 mit ADHS diagnostizieren Kindern und Jugendlichen (2003-2013), um herauszufinden, welche langfristigen Auswirkungen die Medikamente auf die Bereitschaft haben, bestimmte Risiken einzugehen. Heranwachsende mit dieser Störung sind für ein riskanteres Verhalten bekannt – wie riskantes Autofahren, Drogenkonsum und riskantes Sexualverhalten.

Im Vergleich zu mit ADHS diagnostizierten Kindern, die keine Medikamente erhielten, konnte bei den Heranwachsenden der Medikamenten-Gruppe beobachtet werden, dass sie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit

  • mit einer Geschlechtskrankheit diagnostiziert wurden (-3,6 Prozentpunkte),
  • Drogen missbrauchten (-7,3 Prozentpunkte) und
  • verletzt wurden (-2,3 Prozentpunkte).

In absoluten Zahlen heißt das in einer Stichprobe von 14.000 diagnostizierten Teilnehmern: 512 Teilnehmer wurden weniger mit einer Geschlechtskrankheit diagnostiziert und 998 Teilnehmer weniger zeigten eine Substanz-Missbrauchsstörung in der Medikamentengruppe.

6.122 Kinder und Jugendliche im Alter unter 19 Jahren wurden weniger verletzt, schreiben die Studienautorinnen Anna Chorniy und Leah Kitashima.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Princeton Universität, Labour Economics – DOI: 10.1016/j.labeco.2016.06.014; Juli 2016

ADHS-Medikamente: Wie viel ist zu viel für ein hyperaktives Kind?

10.09.2019 Wenn Kinder mit ADHS nicht gut auf Methylphenidat (auch bekannt als Ritalin) ansprechen, erhöhen Ärzte oft die Dosis.

Nun zeigt eine 2019 auf der Konferenz der European College of Neuropsychopharmacology in Kopenhagen vorgestellte Studie, dass eine Erhöhung der Dosis nicht immer die beste Option ist, da sie keinen Einfluss auf einige der funktionellen Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit ADHS haben könnte.

Die Forscher warnen vor einer Erhöhung der Dosierung, da dieser Effekt nur für Verhaltensfaktoren (wie z.B. Verringerung der Aufmerksamkeit und/oder Hyperaktivität/Impulsivität) beobachtet werden kann und nicht für die Fähigkeit des Kindes, dessen Impulse zu kontrollieren.

Um die Auswirkungen des Medikaments MPH auf Kinder mit ADHS zu verstehen, überprüften Karen Vertessen von der Vrije Universiteit Amsterdam und Kollegen die gesamte wissenschaftliche Literatur (eine Meta-Analyse) im Zusammenhang mit den Dosiseffekten von MPH auf die Hemmungskontrolle (ein Aspekt der Impulsivität) bei Kindern und Jugendlichen.

Bei 18 Studien mit insgesamt 606 Probanden mit ADHS ermittelten sie die Dosen des ADHS-Medikaments und klassifizierten sie als niedrige, mittlere oder hohe Dosis.

Die Ergebnisse zeigten, dass eine mittlere Dosis des ADHS-Medikaments die stärksten positiven Auswirkungen auf die Hemmungskontrolle hatte. Die Erhöhung der Dosis über die mittlere Dosis hinaus ließ das Medikament jedoch nicht effektiver wirken.

Im Allgemeinen helfen hohe Dosen von MPH dem Kind oder Jugendlichen nicht, die Hemmungen besser unter Kontrolle zu halten, obwohl eine erhöhte Dosis des Medikaments generell einen größeren Einfluss auf die zentralen Verhaltenssymptome von ADHS hat, schließen die Studienautoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: European College of Neuropsychopharmacology

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