ADHS-Medikamente verbunden mit geringerer Suizidalität bei Kindern?

ADHS-Medikamente können das Suizidrisiko bei Kindern mit Hyperaktivität, oppositionellem Trotzverhalten und anderen Verhaltensstörungen senken

06.06.2021 ADHS-Medikamente können das Suizidrisiko bei Kindern mit Hyperaktivität, oppositionellem Trotzverhalten und anderen Verhaltensstörungen (also externalisierende Verhaltensweisen) senken laut einer Studie des Lifespan Brain Institute (LiBI) des Children’s Hospital of Philadelphia (CHOP) und der University of Pennsylvania.

Die in JAMA Network Open veröffentlichten Ergebnisse adressieren eine bedeutende Wissenslücke im Bereich des Suizidrisikos bei Kindern und könnten in einer Zeit, in der Suizide bei Kindern zunehmen, Strategien zur Suizidprävention liefern, schreiben die Autoren um Ran Barzilay.

Die Studie

Die LiBI-Forscher nutzten Daten aus der Adolescent Brain Cognitive Development (ABCD)-Studie. Die ABCD-Studie ist die landesweit größte Langzeitstudie zur Gehirnentwicklung und -gesundheit und umfasst eine Kohorte von 11.878 Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren, die über Schulsysteme gewonnen wurden. Die Kohorte erstreckt sich über 21 Standorte in den Vereinigten Staaten und umfasst mehr als 20 % der US-Bevölkerung in dieser Altersgruppe.

Sie enthält umfassende Daten zur kindlichen Entwicklung, einschließlich Daten zur geistigen, sozialen und emotionalen Gesundheit. Der Umfang und die Breite der Daten, die in der ABCD-Studie gesammelt wurden, erlaubten es dem Forscherteam, auf mehrere Störfaktoren zu kontrollieren und speziell die Verbindung von ADHS-Medikamenten mit Suizidalität zu untersuchen.

Suizidfaktor externalisierende Verhaltensweisen

In einer Sekundäranalyse der Daten der ABCD-Studie fanden die LiBI-Forscher heraus, dass von den 11.878 Kindern in der Studie 8,5 % mit ADHS-Medikamenten wie Methylphenidat, Adderall oder Clonidin behandelt wurden und 8,8 % über frühere oder aktuelle Suizidalität berichteten. Die Forscher fanden heraus, dass Kinder, die suizidale Tendenzen zeigten, mehr externalisierende Symptome aufwiesen und häufiger mit ADHS-Medikamenten behandelt wurden als nicht-suizidale Kinder.

Unter den Kindern, die signifikante externalisierende Verhaltensweisen zeigten, hatten diejenigen, die ADHS-Medikamente einnahmen, jedoch eine geringere Wahrscheinlichkeit für Suizidalität, was auf eine moderierende Rolle der ADHS-Medikamente bei diesen Kindern hindeutet.

Positiver Langzeitnutzen von ADHS-Medikamenten

Um zu untersuchen, ob dieser Effekt anhält, analysierten die Forscher die Daten der einjährigen Nachuntersuchungen der Teilnehmer. Sie fanden heraus, dass Kinder mit hohen externalisierenden Symptomen, die zu Beginn der Studie mit ADHS-Medikamenten behandelt wurden, ein Jahr später seltener suizidgefährdet waren.

Kinder, die zu Beginn der Studie keine ADHS-Medikamente erhielten, aber hohe externalisierende Symptome aufwiesen, waren bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr eher suizidgefährdet.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Netw Open. 2021;4(6):e2111342. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.11342.

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