Einsatz direkter oraler Antikoagulanzien (DOAC) zur Behandlung akuter venöser Thromboembolien bei Patienten mit gastrointestinalen Krebserkrankungen
07.06.2021 Eine Studie von Mayo Clinic-Forschern bringt etwas Klarheit in den Einsatz von direkten oralen Antikoagulantien (DOAC), wie Apixaban und Rivaroxaban, zur Behandlung von akuten venösen Thromboembolien (VTE) bei Patienten mit gastrointestinalen (Magen-Darm) Krebserkrankungen. Die Ergebnisse wurden in Mayo Clinic Proceedings veröffentlicht.
Zu den Ergebnissen der Studie gehören:
- Rivaroxaban zeigte kein erhöhtes Blutungsrisiko bei luminalen gastrointestinalen Krebserkrankungen und sollte bei dieser Patientengruppe nicht als kontraindiziert angesehen werden.
- Apixaban zeigte ein höheres Blutungsrisiko bei Patienten mit luminalem Magen-Darm-Krebs und sollte bei dieser Krebsart nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden, bis weitere Studien vorliegen, die die Sicherheit des Medikaments belegen.
- Direkte orale Antikoagulanzien können bei Patienten mit venösen Thromboembolien und nicht-luminalen gastrointestinalen Krebserkrankungen, wie z. B. Bauchspeicheldrüsenkrebs und hepatobiliärem Krebs, eingesetzt werden. Dies ist mit der Vorgehensweise vergleichbar, wie Patienten mit nicht gastrointestinalen Krebserkrankungen bei venösen Thromboembolien behandelt werden.
Venengerinnsel bei Krebspatienten
Es ist bekannt, dass fast jeder fünfte Krebspatient ein Gerinnsel in den Venen entwickelt, das entweder als tiefe Venenthrombose oder als Lungenembolie bezeichnet wird, sagt Dr. Waldemar Wysokinski, Kardiologe an der Mayo Clinic. Gerinnungsvorgänge können tödlich sein, wobei die Lungenembolie die zweithäufigste Todesursache bei Krebspatienten ist.
Dr. Wysokinski sagt, dass Krebspatienten, die mit Antikoagulantien gegen venöse Thromboembolien behandelt werden, ein höheres Risiko für eine neue Gerinnselbildung und Blutungen haben, und dass jedes Antikoagulans speziell auf seine Wirksamkeit und Sicherheit bei dieser Patientengruppe überprüft werden sollte.
Vergleich mit Heparin
In der randomisierten klinischen Studie mit Rivaroxaban identifizierte eine Sicherheitsanalyse von Patienten, die mit diesem Blutverdünner behandelt wurden, vier schwere Blutungsereignisse, die bei 11 bzw. 36% der Patienten auftraten, deren Krebserkrankungen im oberen Teil des Gastrointestinaltrakts – Speiseröhre oder Speiseröhre-Magen-Übergang – lokalisiert waren, verglichen mit einem schweren Blutungsereignis bei 19 bzw. 11% der Patienten, die mit niedermolekularem Heparin behandelt wurden. Diese Beobachtung führte zum Ausschluss von Patienten mit dieser Art von Krebs von der weiteren Aufnahme in diese Studie.
Dr. Wysokinski sagt, dass eine retrospektive Analyse von Patienten mit Magen-Darm-Krebs, die an einer Studie zum Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit eines anderen direkten oralen Antikoagulans – Edoxaban – mit niedermolekularem Heparin teilnahmen, ein fast vierfach höheres Risiko für schwere Blutungen bei Patienten zeigte, die mit diesem Blutverdünner behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten, die mit niedermolekularem Heparin behandelt wurden.
Einschränkungen bei der Verwendung von DOAC
Diese beiden Beobachtungen veranlassten die Forscher zu einer Änderung der medizinischen Leitlinien, in denen von der Verwendung von DOAC wie Rivaroxaban oder Edoxaban bei Patienten mit GI-Krebs zugunsten von LMWH abgeraten wird, sagt Dr. Wysokinski. Sie waren der Meinung, dass diese Empfehlungen auf einer sehr kleinen Anzahl von Patienten basierten, und dass die Ergebnisse eine weitere Auswertung erfordern, um zu definieren, ob die Einschränkungen bei der Verwendung von DOAC für alle Blutverdünner dieser Kategorie gelten – und für die gesamte Gruppe von Patienten mit GI-Krebs oder nur für Patienten mit luminalem GI-Krebs.
Dr. Wysokinski sagt, dass es zum Zeitpunkt, als sein Team seine Analyse abschloss und seine Studie zur Veröffentlichung einreichte, keine Studien mit Patienten mit Krebs-assoziierten venösen Thromboembolien gab, die Apixaban mit niedermolekularem Heparin in einer Untergruppe von Patienten mit gastrointestinalem Krebs verglichen. Er sagt, dass die aktuelle Studie zwar kein höheres Blutungsrisiko bei Patienten mit luminalem Magen-Darm-Krebs zeigte, die mit Rivaroxaban behandelt wurden, dass aber bei Patienten, die mit Apixaban behandelt wurden, ein höheres Risiko für Blutungen bestand.
Ihre Studie stützt nicht die Beobachtungen früherer klinischer Studien mit Rivaroxaban, aber sie gibt Anlass zu Bedenken hinsichtlich der Anwendung von Apixaban bei dieser Art von Krebs und zeigt die Notwendigkeit weiterer Studien, um dessen Sicherheit zu etablieren, schließt er.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Mayo Clinic Proceedings.