Einsatz von Antipsychotika und psychiatrische Krankenhausaufenthalte bei nicht-affektiver Erstpsychose und Cannabiskonsumstörung
06.04.2024 Der übermäßige Konsum von Marihuana bzw. Cannabis wird zunehmend mit gefährlichen Psychosen in Verbindung gebracht, und eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass Antipsychotika erforderlich sein könnten, um solche Patienten vor dem Krankenhaus zu bewahren.
Bei psychotischen Episoden handelt es sich um einen gefährlichen psychiatrischen Zustand, bei dem Menschen den Bezug zur Realität verlieren. Diese Episoden können so außer Kontrolle geraten, dass die Betroffenen in ein Krankenhaus eingewiesen werden müssen.
Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass Menschen, die Marihuana übermäßig konsumieren und dann ihre erste psychotische Episode erleben, durch den schnellen Einsatz von injizierten Antipsychotika geholfen werden kann.
„Diese Ergebnisse ermutigen den frühzeitigen Einsatz von lang wirkenden injizierbaren Antipsychotika der zweiten Generation als wichtige sekundäre Präventionsstrategie zur Verringerung der Hospitalisierungsrate bei solchen Patienten“, berichtet ein Team unter der Leitung von Dr. Alexander Denissoff von der Universität Turku in Finnland.
Die Studie
Sein Team verfolgte die Ergebnisse von 1.820 Personen, die zwischen 2006 und 2021 eine erste psychotische Episode und gleichzeitig eine Cannabiskonsumstörung aufwiesen.
Etwas mehr als 1.100 dieser Patienten wurden schließlich wegen eines „psychotischen Rückfalls“ ins Krankenhaus aufgenommen, so die American Psychiatric Association in einer Pressemitteilung. Bei Patienten, die ein Antipsychotikum erhalten hatten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie wegen eines Rückfalls ins Krankenhaus mussten, jedoch um ein Drittel geringer als bei Patienten, die diese Medikamente nicht erhalten hatten.
Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Antipsychotika
Beim Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Antipsychotika lag Risperidon an der Spitze und senkte die Wahrscheinlichkeit einer rückfallbedingten Krankenhauseinweisung um 60 %, so die Forscher, gefolgt von Aripiprazol (58 % Verringerung), oralem Clozapin (57 %) und Paliperidon (54 %).
Das Team um Denissoff betonte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit einer Cannabiskonsumstörung mehrere psychotische Episoden erlebt, steigt, wenn er nach einer ersten Episode Marihuana konsumiert und/oder die antipsychotischen Medikamente nicht wie vorgeschrieben einnimmt.
Bei denjenigen, die wegen einer Substanzkonsumstörung ins Krankenhaus kamen, schien Clozapin am besten zu wirken, mit einem um 86 % niedrigeren Risiko einer erneuten Krankenhauseinweisung wegen Substanzkonsums, gefolgt von Risperidon (67 %) und Paliperidon (63 %), so die Forscher.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Schizophrenia Bulletin (2024). DOI: 10.1093/schbul/sbae034