Niedrig dosiertes Aspirin und die Risiken für Schlaganfall und intrazerebrale Blutungen bei gesunden älteren Menschen

28.07.2023 Eine von der Monash University geleitete Studie hat ergeben, dass bei gesunden älteren Menschen, die täglich niedrig dosiertes Aspirin (Wirkstoff Acetylsalicylsäure) einnehmen, das Risiko für Hirnblutungen größer ist als der mögliche Nutzen einer Verringerung des Schlaganfallrisikos.
Die im Fachblatt JAMA Network Open veröffentlichte Studie ist die erste größere Untersuchung zum Risiko/Nutzen von Aspirin als Primärpräventionsmaßnahme bei älteren Menschen, die durch Stürze und andere Stöße gegen den Kopf häufig Kopfverletzungen ausgesetzt sind. Blutungen sind eine bekannte Nebenwirkung von Aspirin.
Die Studie
Die Forscher stützten sich auf die Daten von ASPREE (ASPirin in Reducing Events in the Elderly), einer Aspirin-Studie zur Primärprävention, an der mehr als 19.000 anfangs gesunde ältere Menschen teilnahmen, die meisten von ihnen über 70 Jahre alt, die große Mehrheit in Australien, der Rest in den USA.
Die Primärprävention umfasst Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit und zur Vorbeugung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Sekundärpräventionsmaßnahmen werden nach einem gesundheitlichen Ereignis ergriffen, um zu verhindern, dass es erneut auftritt.
Die Teilnehmer, bei denen zum Zeitpunkt der Teilnahme an der Studie keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt waren, erhielten nach dem Zufallsprinzip für durchschnittlich fünf Jahre täglich 100 mg Aspirin oder eine Placebo-Tablette.
Auftreten von Blutungen und Schlaganfällen
Die sekundäre Analysestudie ergab keinen statistisch signifikanten Unterschied bei der Häufigkeit von ischämischen Schlaganfällen – der häufigsten Art von Schlaganfällen, die durch eine Verstopfung der Blutgefäße zum Gehirn verursacht werden – zwischen der Aspirin- und der Placebogruppe.
Insgesamt traten Schlaganfälle bei 4,6 % in der Aspirin-Gruppe und 4,7 % in der Placebo-Gruppe auf. Die Zahl der Hirnblutungen war zwar gering, aber die Zahl der Blutungen war in der Aspirin- im Vergleich zur Placebogruppe um 38 % höher.
Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass das Risiko für Hirnblutungen größer war als der mögliche Nutzen bei der Verringerung von Schlaganfällen. Dies gilt sowohl für Blutungen ins Gehirn als auch für Blutungen an der Hirnoberfläche, die häufig mit einem Kopftrauma einhergehen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass niedrig dosiertes Aspirin möglicherweise keine Rolle bei der Primärprävention von Schlaganfällen spielt und dass bei der Verwendung von Aspirin bei älteren Menschen, die anfällig für Kopftraumata sind, z. B. durch Stürze, Vorsicht geboten ist, schreiben die Forscher.
Der Hauptautor der Studie Professor John McNeil sagte, dass die Studie mögliche Risiken für einige Personen aufzeigt, aber ältere Menschen, die Aspirin einnehmen, sollten dies nicht ohne Rücksprache mit ihrem Hausarzt beenden.
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„Obwohl Blutungen insgesamt nicht häufig auftraten, wurde ein weiteres Risiko von niedrig dosiertem Aspirin aufgezeigt, das vor allem für ältere Menschen relevant ist, die anfällig für Kopfverletzungen sind“, sagte McNeil.
„Diese Ergebnisse gelten nicht für ältere Personen, die Aspirin auf ärztlichen Rat hin einnehmen, etwa nach einem Herzinfarkt oder einem ischämischen Schlaganfall. Bei der Sekundärprävention spricht die Abwägung von Risiken und Nutzen im Allgemeinen für Aspirin. Es ist wichtig, dass Sie Ihren Hausarzt konsultieren, bevor Sie Ihre Medikamenteneinnahme ändern.“
Der Erstautor der Studie Professor Geoffrey Cloud, Direktor der Schlaganfallabteilung von Alfred Health, erklärte, dass die Menschen ihr Schlaganfallrisiko durch eine gesunde Lebensweise verringern können.
„Ältere Menschen, die ihr Risiko für den ersten Schlaganfall senken wollen, sollten nicht ohne ärztlichen Rat täglich Aspirin einnehmen, sondern sich stattdessen auf die Änderung von Risikofaktoren im Lebensstil und die Kontrolle des Blutdrucks konzentrieren“, sagte er.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Netw Open. 2023;6(7):e2325803. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.25803
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Aspirin kann das Schlaganfallrisiko bei Frauen mit einer Präeklampsie in der Vorgeschichte senken
23.01.2019 Frauen mittleren Alters mit einer Vorgeschichte von Präeklampsie haben ein höheres Schlaganfallrisiko, und Acetylsalicylsäure (Handelsname ist z.B. Aspirin) kann das Risiko reduzieren laut einer in der Zeitschrift Neurology veröffentlichten Studie.
Die Forscher analysierten die Daten von 84.000 Frauen, die an der California Teachers Study teilnahmen; von diesen hatten etwa 4.000 eine Präeklampsie in der Krankengeschichte. Frauen galten als regelmäßige Aspirin-Nutzer, wenn sie das Medikament drei- oder mehrmal pro Woche nach der Geburt für mindestens ein Jahr einnahmen.
Erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Frauen mit Präeklampsie
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Schlaganfallrisiko bei Frauen mit einer vorherigen Präeklampsie 30 Prozent höher war als bei Frauen ohne vorherige Präeklampsie.
Präeklampsie
Die Präeklampsie (Synonyme sind Schwangerschaftsintoxikation, Schwangerschaftstoxikose, EPH-Gestose, Spätgestose, Schwangerschaftsvergiftung) bezeichnet eine Erkrankung mit einem hohen Blutdruck, die die Schwangerschaft und das Wochenbett beeinträchtigen kann.
Niedrigeres Schlaganfallrisiko bei Frauen unter 60 Jahren
Die regelmäßige Aspirineinnahme schien das erhöhte Schlaganfallrisiko im Zusammenhang mit einer Präeklampsie zu beseitigen, allerdings nur bei Frauen unter 60 Jahren.
Acetylsalicylsäure-Anwenderinnen in dieser Altersgruppe mit einer zuvor diagnostizierten Präeklampsie hatten das gleiche Schlaganfallrisiko wie Frauen ohne vorherige Erkrankung.
Im Vergleich dazu hatten zuvor daran erkrankte Frauen in dieser Altersgruppe, die nicht den Wirkstoff Acetylsalicylsäure nahmen, ein um 50 Prozent höheres Schlaganfallrisiko.
Der Einsatz von Aspirin hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Verringerung des Risikos eines Schlaganfalls bei Frauen über 60 Jahren mit einer Vorgeschichte von Präeklampsie.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Neurology, 2019; 92 (4): 159 DOI: 10.1212/WNL.0000000000006802
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