Langwirkende injizierbare Medikamente plus psychosoziale Intervention verbessern Therapietreue und Symptome bei Patienten mit bipolarer Störung
21.09.2021 Forscher haben herausgefunden, dass sich die Therapietreue von Menschen mit bipolarer Störung durch die Einnahme von injizierbaren Langzeitmedikamenten (in dieser Studie Aripiprazol (Handelsname Abilify)) in Kombination mit psychosozialen Maßnahmen verbessert.
Die Forschungsergebnisse des University Hospitals (UH) Cleveland Medical Center und der Case Western Reserve University (CWRU) School of Medicine wurden in der Zeitschrift The Primary Care Companion for CNS Disorders veröffentlicht.
Die Studie
An der Studie nahmen 30 Personen mit bipolarer Störung teil, die Probleme mit der Therapietreue in Bezug auf ihre Medikamente hatten. Mehr als 20 Prozent von ihnen gaben an, dass sie ihre bipolare Medikation in der letzten Woche oder im letzten Monat nicht eingenommen hatten.
Für die Studie erhielten die Teilnehmer das langwirksame injizierbare Antipsychotikum Aripiprazol.
Trotz der Vorteile, die langwirksame injizierbare Medikamente in Bezug auf die Therapietreue bieten, reicht eine einfache Umstellung auf diese Medikamente möglicherweise nicht aus, um eine langfristige Verhaltensänderung zu erreichen, so Studienautorin Dr. Martha Sajatovic vom University Hospitals Cleveland Medical Center.
In dieser Pilotstudie haben die Forscher deshalb Aripiprazol mit einem kurzen verhaltenstherapeutischen Ansatz kombiniert, den sie als Customized Adherence Enhancement (CAE) bezeichnet haben. Sie untersuchten langwirksames injizierbares Aripiprazol plus CAE, um die Auswirkungen auf die Therapietreue, die Symptome der bipolaren Störung und den Funktionsstatus zu bewerten.
CAE
CAE wurde von einem geschulten Sozialarbeiter nach einem detaillierten Lehrplan durchgeführt, und zwar während des gleichen klinischen Besuchs, bei dem die Patienten ihre Medikamente erhielten. Laut Dr. Sajatovic können Hindernisse für die Therapietreue aus mehreren Komponenten bestehen, darunter mangelnde Aufklärung über die Medikamente, Kommunikationsprobleme mit den Leistungserbringern, Strategien zur Verbesserung der Medikationsroutine und Probleme mit Drogenmissbrauch.
Das CAE ist ein kurzes, praktisches Interventionsprogramm, das auf die spezifischen Probleme einer Person in Bezug auf die Therapietreue ausgerichtet ist. Jedes Modul kann mit anderen Modulen kombiniert werden, die durch ein Screening ermittelt werden. In dieser Studie wurde das CAE in sieben Sitzungen durchgeführt (eine erste Sitzung zu Beginn der Studie, gefolgt von einer monatlichen Sitzung während der sechs Monate der Studie).
Medikamente
Auch Aripiprazol wurde sechs Monate lang einmal im Monat verabreicht. Die Teilnehmer erhielten auch andere Erhaltungstherapien wie stimmungsstabilisierende Medikamente (Lithium, Valproat oder Lamotrigin) oder Antidepressiva und Schlafmittel, die mindestens einen Monat vor der Aufnahme in die Studie verschrieben worden waren.
Die Therapietreue
Am Ende der sechs Monate verbesserte sich das selbstberichtete Adhärenzverhalten (Therapietreue). Die Adhärenz blieb konstant und die bipolaren Symptome verbesserten sich.
CAE plus Aripiprazol war mit einer ausgezeichneten Adhärenz gegenüber den langwirkeden injizierbaren Medikamenten verbunden (100 Prozent der Teilnehmer erhielten die Injektion innerhalb einer Woche nach dem geplanten Zeitpunkt), verglichen mit dem anfänglichen Screening, bei dem die Teilnehmer im Durchschnitt 50,1 Prozent der verschriebenen oralen Medikamente in der zurückliegenden Woche und 40,6 Prozent der Medikamente im zurückliegenden Monat ausgelassen hatten.
Vom Screening bis zur 24. Woche verbesserte sich der Anteil der ausgelassenen Medikamente in der vorangegangenen Woche deutlich von 50,1 Prozent auf 16,9 Prozent und im vorangegangenen Monat von 40,6 Prozent auf 19,2 Prozent.
Verbesserung der Symptome und Funktionen
Vom Ausgangswert bis zur 24. Woche kam es zu einer signifikanten Verringerung der Symptome der bipolaren Störung und der allgemeinen Psychopathologie. Die Funktionsfähigkeit verbesserte sich von Baseline bis Woche 24 signifikant. Die Teilnehmer empfanden die CAE-Intervention auch als sehr akzeptabel.
Zu den Einschränkungen der Studie gehören die geringe Stichprobengröße, das Fehlen einer Kontrollgruppe zum Vergleich und die Tatsache, dass alle Patienten aus einem einzigen Krankenhaus stammten. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass die Therapietreue auf Selbstauskünften beruhte, was dazu führen kann, dass ausgelassene Medikamente unterschätzt werden. 21 der ursprünglich 30 Teilnehmer schlossen die Studie ab (neun Teilnehmer brachen die Studie aus verschiedenen Gründen vorzeitig ab).
© arznei-news.de – Quellenangabe: The Primary Care Companion For CNS Disorders (2021). DOI: 10.4088/PCC.20m02888