Cannabidiol (Epidyolex) gegen Psychose

Cannabidiol (CBD) ist eine von mindestens 85 aktiven Cannabinoiden der Cannabis-Pflanze. Es hat einen großen phytocannabinoiden Anteil von bis zu 40% des Extraktes der Pflanze.

Anwendung bei: Dravet-Syndrom, Epilepsie, Tuberöse Sklerose, Lennox-Gastaut-Syndrom, Hirntumor, Glioblastom, Schizophrenie, Psychose

Erfahrungen, Erfahrungsberichte zu diesem Medikament

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Cannabis-Extrakt kann die Gehirnfunktionen bei Psychosen wieder normalisieren

29.08.2018 Eine in JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass eine einzelne Dosis des Cannabisextraktes Cannabidiol (CBD, Markenname Epidyolex) dazu beitragen kann, Anomalien der Gehirnfunktion bei Menschen mit Psychose zu reduzieren.

Die Forscher untersuchten eine Gruppe von 33 jungen Menschen, bei denen noch keine Psychose diagnostiziert wurde, die aber belastende psychotische Symptome hatten, und 19 gesunde Kontrollteilnehmer. Eine einzelne Dosis Cannabidiol wurde 16 Teilnehmern verabreicht, während die anderen 17 ein Placebo erhielten.

Alle Teilnehmer wurden in einem MRT-Scanner untersucht, während sie eine Gedächtnisaufgabe durchführten, die drei Regionen des Gehirns (Gyrus parahippocampalis, Striatum, Mittelhirn) aktivierte, von denen bekannt ist, dass sie an Psychosen beteiligt sind.

Gyrus parahippocampalis, Striatum, Mittelhirn

Wie erwartet, war die Hirnaktivität bei den Teilnehmern mit Psychoserisiko im Vergleich zu den gesunden Teilnehmern abnormal. Bei den mit Cannabidiol behandelten Teilnehmern war die anormale Gehirnaktivität jedoch weniger stark ausgeprägt als bei denen, die ein Placebo erhielten, was darauf hindeutet, dass Cannabidiol helfen kann, die Gehirnaktivität wieder auf ein normales Niveau zurückzuführen.

Der Einfluss von Cannabidiol auf diese drei Gehirnregionen könnte den therapeutischen Wirkungen auf psychotische Symptome zugrundeliegen.

Interessanterweise zeigten bereits frühere Forschungen des King’s College London, dass Cannabidiol im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC) einen heilsamen Effekt zu haben scheint.

CBD vs. THC

THC ist der Inhaltsstoff in Cannabis, der für das ‚High‘ von Cannabiskonsumenten verantwortlich ist, und der stark mit der Entwicklung von Psychosen zusammenhängt. THC kann als Nachahmung einiger Effekte der Psychose angesehen werden, während Cannabidiol im Großen und Ganzen entgegengesetzte neurologische und Verhaltenseffekte hat, schreiben die Wissenschaftler.

Cannabidiol kann Veränderungen in den parahippocampalen, striatalen und Mittelhirn-Funktionen bei Hochrisiko-Personen teilweise normalisieren. Da diese Regionen für die Pathophysiologie der Psychose entscheidend sind, könnte der Einfluss von CBD an diesen Stellen dessen therapeutischen Wirkungen auf psychotische Symptome zugrundeliegen, schließen die Autoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2018.2309

Wie Cannabidiol im Gehirn von Menschen mit Psychose wirkt

03.02.2020 Eine in Psychological Medicine veröffentlichte Forschungsarbeit untersuchte mit Hilfe von fMRT-Scans die Hirnaktivität von 13 Personen mit der Diagnose Psychose unter dem Einfluss einer einzigen Dosis Cannabidiol (CBD) im Vergleich zu 16 Kontrollen unter Placebo, während sie eine Gedächtnisaufgabe durchführten.

Die Forscher zeigten, dass während der Aufgabe ein anderes Aktivitätsmuster in den präfrontalen und mediotemporalen Hirnarealen von Menschen mit Psychose unter Placebo als bei Menschen ohne Psychose auftrat. Erhielten die Psychoseerkrankten eine Dosis CBD, glich die Aktivierung in diesen Hirnarealen eher der Aktivierung, die man bei den Kontrollpersonen sah.

CBD ist eine von über 100 chemischen Verbindungen, die als Cannabinoide bekannt sind und in der Cannabispflanze vorkommen. In jüngster Zeit besteht Interesse an der Verwendung von Cannabidiol (CBD) als Alternative zu den derzeitigen antipsychotischen Medikamenten, da es sich als allgemein verträglicher und wirksamer für eine Untergruppe von Menschen erweisen könnte, die auf die verfügbaren Antipsychotika nicht ansprechen.

Die Anwendung von Cannabidiol wurde mit einer Abnahme der Psychosesymptome und Veränderungen der Hirnaktivität während verbaler Gedächtnisaufgaben bei Patienten mit hohem Psychoserisiko in Verbindung gebracht.

Beeinflusste Hirnregionen

Die Studie zeigte auch, dass die Aktivität im Striatum und die Aktivität im Hippocampus bei Menschen mit Psychose besser koordiniert war, was darauf hindeutet, dass es in dieser Gruppe im Vergleich zu den Kontrollen eine größere funktionelle Verbindung zwischen diesen beiden Hirnbereichen gab.

Nach einer Dosis Cannabidiol war diese funktionelle Konnektivität bei Menschen mit Psychose reduziert und ähnelte nun mehr der der Kontrollgruppe. Die Psychotiker setzten ihre bestehende antipsychotische Behandlung während der gesamten Studie fort.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass CBD eine ausgleichende Wirkung auf das veränderte Muster der Hirnaktivität in den präfrontalen, mediotemporalen und striatalen Bereichen bei Menschen mit Psychose hat.

Abschwächung der Psychosesymptome

Die Studie zeigte auch, dass die psychotischen Symptome nach der CBD-Dosis einen abnehmenden Trend zeigten, aber die Forscher betonten, dass keine endgültigen Schlussfolgerungen über diesen Effekt gezogen werden könnten, da die Studie nicht auf die anhaltende Anwendung von Cannabidiol abzielte und die Stichprobengröße gering war.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Psychological Medicine – DOI: https://doi.org/10.1017/S0033291719003519.

Systematische Übersicht zur Wirksamkeit von Cannabidiol bei der Behandlung von Patienten mit primären psychotischen Störungen

22.02.2020 Eine in Psychiatry Research veröffentlichte Studie untersuchte die Verwendung von Cannabidiol als antipsychotische Behandlung von primären psychotischen Störungen.

Maykel Farag Ghabrash vom Department of Psychiatry and Addiction, Faculty of Medicine, Université de Montréal, und Kollegen untersuchten die Datenbanken CINAHL, EBM, EMBASE, MEDLINE und PubMed (1970 bis 2019) auf experimentelle und Beobachtungsstudien zur Bewertung der antipsychotischen und kognitiven Veränderungen durch Cannabidiol bei Personen mit psychotischen Störungen.

Es gab acht in Frage kommende Studien zur Bewertung des antipsychotischen Potenzials von Cannabidiol, an denen insgesamt 210 Teilnehmer teilnahmen. Aufgrund der Heterogenität der Studien präsentieren die Wissenschaftler die extrahierten Daten zur allgemeinen Psychopathologie, zu positiven und negativen Symptomen, zur Kognition und zu den Funktionsergebnissen als narrative Synthese.

Wenige Belege für Wirksamkeit

Sie fanden nur wenige Belege für die antipsychotische Wirksamkeit von Cannabidiol und keine, die dessen Nutzen für Kognition oder Funktionen belegen.

Die Behandlung mit Cannabidiol hatte im Vergleich zu anderen Antipsychotika ein günstiges Nebenwirkungsprofil und wurde in allen Studien gut vertragen.

Die Beobachtungsstudien wiesen ein höheres Risiko einer Verzerrung auf als die experimentellen Studien.

Zu den Faktoren, die potenziell zur Variabilität der Ergebnisse beitrugen, gehörten die Cannabidiol-Dosierung, die Behandlungsdauer, die Verwendung als Begleittherapie und die Kriterien für die Einbeziehung der Teilnehmer.

Dies rechtfertige eine weitere Untersuchung, um festzustellen, ob Cannabidiol als Behandlung von Psychosen wirksam sein könnte, schließen die Forscher.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Psychiatry Research – https://doi.org/10.1016/j.psychres.2020.112890.

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