Cannabis / Cannabinoide bei psychischen Erkrankungen

News zu Cannabis / Cannabinoide bei psychischen Erkrankungen

Cannabis hilfreich gegen Drogenabhängigkeit und psychische Störungen?

20.11.2016 Laut einer im Fachblatt Clinical Psychology Review veröffentlichten Studie der University of British Columbia kann Marihuana bzw. Cannabis einigen Menschen mit psychischen Störungen, Drogensucht bzw. Alkoholismus helfen.

Alkoholismus, Opioidabhängigkeit

Walsh und Kollegen prüften systematisch alle Studien zu medizinischem Cannabis und der psychischen Gesundheit, sowie Studien über den Einsatz von nicht-medizinischem Marihuana – was die Metaanalyse zu einer der umfassendsten Berichte bislang über die Effekte von medizinischem Cannabis auf die psychische Verfassung macht.

Die Forschungsbefunde legen nahe, dass Cannabis als eine Ausstiegsdroge benutzt werden kann, um den Gebrauch von Substanzen – wie Opioid-Schmerzmitteln – zu verringern, die potenziell schädlicher sind, sagte Studienleiter Zach Walsh, Prof. der Psychologie am Okanagan Campus.

Depression, PTBS, Soziale Phobie

Die umfangreiche systematische Überprüfung von Forschungsergebnissen zum Gebrauch von medizinischem Cannabis bei psychischen Störungen und Drogensüchten fand auch heraus, dass es bei Symptomen von Depression, Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und sozialer Angststörung (Soziale Phobie) helfen kann. Jedoch zeigen die Befunde, dass Marihuana nicht bei psychischen Erkrankungen wie Bipolarer Störung und Psychosen empfohlen werden kann.

Es gibt derzeit keine klaren Richtlinien darüber, wie Gesundheitsdienstleister im psychotherapeutischen Bereich am besten mit Menschen arbeiten können, die Marihuana zu medizinischen Zwecken verwenden, sagte Walsh.

Mit dem Ende des Verbots (in einigen Teilen der Welt) kann man den Leuten nicht mehr einfach sagen, sie sollen mit dem Marihuana-Konsum aufhören. Deshalb wird es dringend notwendig sein zu wissen, wie man Cannabis in der Behandlung einsetzen kann bzw. damit umgeht, sowie Gefahren und Nutzen abzuwägen, sagte der Psychologe.

© arznei-news.de – Quellenangabe: University of British Columbia, Clinical Psychology Review – doi.org/10.1016/j.cpr.2016.10.002; Nov. 2016

Effekte von Cannabis auf psychische Probleme, Erkrankungen

20.04.2018 Eine im Fachblatt Journal of Affective Disorders herausgegebene Studie untersuchte, wie das Rauchen von verschiedenen Sorten und Mengen von Marihuana sich auf psychische Probleme wie Stress und Angst bzw. psychische Störungen wie Angststörung und Depressivität auswirkt.

Die Studie zeigt, dass das Rauchen von Cannabis kurzfristig Depressionen, Ängste (Angststörung) und Stress signifikant reduzieren kann, aber zu einer schlechteren generellen psychischen Stimmungslage langfristig beitragen kann.

Effekte von Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol

Die Forschungsarbeit gehört zu den ersten Versuchen von US-Wissenschaftlern mit unterschiedlichen Konzentrationen der chemischen Verbindungen Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), die das Wohlbefinden medizinischer Cannabiskonsumenten beim Rauchen außerhalb eines Labors untersuchte.

Effekte der Dosierungen

Das Forscherteam um Carrie Cuttler vom Fachbereich Psychologie der Universität Washington State fand heraus, dass eine Inhalation (ein ‚Puff‘) von Cannabis mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt kurzfristig optimal die Symptome von Depression reduzieren konnte.

Zwei Inhalationen von Marihuana jeglicher Sorte genügten, um Symptome der Angst zu reduzieren, während 10 oder mehr Inhalationen von Cannabis mit hohem CBD- und hohem THC-Gehalt den größten Stressabbau bewirkten.

Mehr THC ist nicht immer besser

Viele Marihuanakonsumenten scheinen fälschlich anzunehmen, dass mehr THC immer besser ist, sagte Cuttler. Die Studie zeigt, dass CBD auch ein sehr wichtiger Bestandteil von Cannabis ist und einige der positiven Effekte von THC verstärken kann.

Geschlechtsspezifische psychische Wirkungen

Die Psychologen fanden auch heraus, dass beide Geschlechter über einen Rückgang aller drei psychischen Symptome nach dem Marihuanakonsum berichteten; Frauen berichteten jedoch über einen signifikant größeren Rückgang der Angst nach Cannabiskonsum.

Langfristig gesehen, verstärkten sich jedoch die depressiven Symptome bei den Marihuanakonsumenten im Vergleich zum Beginn der Studie.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of Affective Disorders (2018). DOI: 10.1016/j.jad.2018.04.054

Belege für den Nutzen von Cannabinoiden zur Behandlung psychischer Störungen fehlen

30.10.2019 Medizinische Cannabinoide, einschließlich medizinischer Cannabis- und pharmazeutischer Cannabinoide und ihrer synthetischen Derivate, wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), wurde eine therapeutische Rolle bei bestimmten psychischen Störungen zugeschrieben.

Wirksamkeit und Sicherheit

Ein Forscherteam analysierte die verfügbaren Belege, um die Wirksamkeit und Sicherheit aller Arten von medizinischen Cannabinoiden bei der Behandlung von Symptomen verschiedener psychischer Störungen zu ermitteln.

Es gibt wenig Hinweise darauf, dass Cannabinoide psychische Erkrankungen lindern laut einer in The Lancet Psychiatry veröffentlichten Studie.

Nicola Black von der University of New South Wales in Sydney und Kollegen führten eine systematische Überprüfung und Meta-Analyse durch, um die Wirksamkeit und Sicherheit von medizinischen Cannabinoiden bei der Behandlung von psychischen Störungen zu untersuchen.

Alle Studien, die jede Art und Formulierung eines medizinischen Cannabinoids bei Erwachsenen zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Aufmerksamkeitsdefiziten / Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Tourette-Syndrom, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) oder Psychosen untersuchten, wurden berücksichtigt. Es wurden Daten für 83 geeignete Studien berücksichtigt.

Die Autoren fanden nur wenig Hinweise darauf, dass die Cannabis-Präparate sicher und wirksam bei der Behandlung der sechs häufigen psychischen Störungen waren.

Die Forscher stellten fest, dass bei Patienten mit anderen Erkrankungen (vor allem chronischen Nicht-Krebs-Schmerzen und Multipler Sklerose), pharmazeutisches Tetrahydrocannabinol (THC; mit oder ohne Cannabidiol [CBD]) die Angstsymptome verbesserte (standardisierte mittlere Differenz [SMD] -0,25).

In einer Studie verschlechterte sich die negative Symptomatik der Psychose durch pharmazeutisches THC (mit oder ohne CBD) (SMD 0,36). Pharmazeutisches THC (mit oder ohne CBD) hatte keinen signifikanten Einfluss auf andere primäre Ergebnisse der untersuchten psychischen Erkrankungen.

In allen Studien erhöhte pharmazeutisches THC die Zahl der Personen mit unerwünschten Ereignissen (Nebenwirkungen) und Abbrüchen aufgrund von unerwünschten Ereignissen (Quotenverhältnisse 1,99 bzw. 2,78) im Vergleich zu Placebo.
© arznei-news.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry – DOI:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(19)30401-8

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