WHO-Empfehlung für zwei neue Medikamente zur Behandlung von Patienten mit COVID-19, eines für Patienten mit kritischer Erkrankung und eines für nicht-schwere Fälle
14.01.2022 Das erste Medikament Baricitinib ist ein Januskinase (JAK)-Inhibitor – eine Klasse von Medikamenten, die zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, Blut- und Knochenmarkskrebs und rheumatoider Arthritis eingesetzt werden.
Schwere bis kritische Fälle
Nach Angaben der WHO Guideline Development Group wird es für Patienten mit schweren oder kritischen Erkrankungen in Kombination mit Kortikosteroiden „dringend empfohlen“.
Die internationale Expertengruppe stützte ihre Empfehlung auf „moderat sichere Belege“ dafür, dass das Medikament die Überlebenschancen verbessert und die Notwendigkeit einer Beatmung verringert.
Es wurde kein Anstieg der unerwünschten Wirkungen beobachtet.
Die Experten bemerken, dass es eine ähnliche Wirkung hat wie andere Arthritis-Medikamente, sogenannte Interleukin-6 (IL-6)-Inhibitoren. Aus diesem Grund empfehlen sie, wenn beide Medikamente verfügbar sind, die beste Option zu wählen, je nach Kosten, Verfügbarkeit und Erfahrung des Arztes.
Es wird nicht empfohlen, beide Medikamente gleichzeitig zu verwenden.
Die Experten raten auch vom Einsatz zweier anderer JAK-Inhibitoren (Ruxolitinib und Tofacitinib) bei Patienten mit schweren oder kritischen Fällen einer COVID-19-Infektion ab.
Nach Ansicht der Experten haben die mit diesen Medikamenten durchgeführten Studien keinen Nutzen gezeigt, und sie weisen darauf hin, dass Tofacitinib möglicherweise zu mehr schweren Nebenwirkungen führt.
Nicht-schwerwiegende Fälle
In derselben Aktualisierung spricht die WHO eine bedingte Empfehlung für den Einsatz eines monoklonalen Antikörpers namens Sotrovimab bei Patienten mit nicht-schweren Fällen aus.
Demnach sollte das Medikament nur Patienten mit dem höchsten Risiko für einen Krankenhausaufenthalt verabreicht werden. Bei Patienten mit einem geringeren Risiko zeige es nur „triviale Nutzen“.
Eine ähnliche Empfehlung wurde bereits für ein anderes monoklonales Antikörpermedikament ausgesprochen: Casirivimab-Imdevimab, und die Experten sagen, dass es keine ausreichenden Daten gibt, um das eine dem anderen vorzuziehen.
Bei beiden sei die Wirksamkeit gegen neue Varianten – wie Omicron – noch ungewiss.
Die Gruppe wird ihre Leitlinien für monoklonale Antikörper aktualisieren, sobald mehr Daten zur Verfügung stehen.
Empfehlungen
Diese Empfehlungen basieren auf neuen Erkenntnissen aus sieben Studien, an denen mehr als 4.000 Patienten mit nicht-schweren, schweren und kritischen Infektionen teilgenommen haben.
Die von der WHO mit methodischer Unterstützung der MAGIC Evidence Ecosystem Foundation entwickelten Leitlinien bieten eine vertrauenswürdige Orientierung und helfen Ärzten, bessere Entscheidungen für ihre Patienten zu treffen.
Nach Angaben der Organisation sind die Leitlinien in schnelllebigen Forschungsbereichen nützlich, da sie es den Forschern ermöglichen, die Evidenzzusammenfassungen zu aktualisieren, sobald neue Informationen vorliegen.
In der neuesten Leitlinie werden auch die Empfehlungen für den Einsatz von Interleukin-6-Rezeptorblockern und systemischen Kortikosteroiden bei Patienten mit schwerer oder kritischer COVID-19-Erkrankung aktualisiert; außerdem werden bedingte Empfehlungen für den Einsatz von Casirivimab-Imdevimab (einer weiteren monoklonalen Antikörperbehandlung) bei ausgewählten Patienten ausgesprochen; und es wird von der Verwendung von Rekonvaleszenzplasma, Ivermectin und Hydroxychloroquin unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung abgeraten.
© arznei-news.de – Quellenangabe: United Nations