Depressionen, Angststörungen: Antidepressivum Escitalopram oder Laufen?

Antidepressiva oder Lauftherapie: Vergleich der Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit von Patienten mit Depressionen und Angststörungen

Depressionen, Angststörungen: Antidepressivum Escitalopram oder Laufen?

07.10.2023 Eine Studie verglich die Wirkung von Antidepressiva mit Lauftraining zur Behandlung von Angststörungen, Depressionen und des allgemeinen Gesundheitszustands und kommt zu dem Ergebnis, dass beide in etwa den gleichen Nutzen für die psychische Gesundheit haben, dass aber ein 16-wöchiges Lauftraining über den gleichen Zeitraum zu einer Verbesserung der körperlichen Gesundheit führt, während Antidepressiva zu einer leichten Verschlechterung des körperlichen Zustands führen, wie frühere Studien gezeigt haben. Allerdings war die Abbrecherquote in der Gruppe, die sich zunächst für Sport entschied, wesentlich höher.

Die Forscher um Brenda Penninx von der Vrije University, Amsterdam, untersuchten 141 Patienten mit Depressionen und/oder Angststörungen. Sie hatten die Wahl zwischen einer 16-wöchigen Behandlung mit dem SSRI-Antidepressivum Escitalopram und einer 16-wöchigen Lauftherapie in der Gruppe. 45 entschieden sich für die Antidepressiva, 96 nahmen an der Lauftherapie teil. Die Mitglieder der Gruppe, die sich für Antidepressiva entschieden, waren etwas depressiver als die Mitglieder der Gruppe, die sich für das Laufen entschieden.

Escitalopram vs. Lauftraining

Die Antidepressiva-Gruppe nahm 16 Wochen lang das SSRI Escitalopram ein. Die Laufgruppe strebte zwei bis drei eng betreute 45-minütige Gruppensitzungen pro Woche an (über 16 Wochen). Die Einhaltung des Therapieplans war in der Laufgruppe geringer (52 %) als in der Gruppe der Antidepressiva (82 %), obwohl die Gruppe anfangs das Laufen den Antidepressiva vorzog.

Am Ende der Studie wiesen etwa 44 % der Teilnehmer beider Gruppen eine Verbesserung der Depression und der Angststörungen auf. Die Laufgruppe zeigte jedoch auch Verbesserungen bei Gewicht, Taillenumfang, Blutdruck und Herzfunktion, während die Escitalopram-Gruppe eine Tendenz zu einer leichten Verschlechterung dieser Stoffwechselmarker zeigte.

„Es ist wichtig zu betonen, dass in der Behandlung von Depressionen Platz für beide Therapien ist. Die Studie zeigt, dass viele Menschen gerne Sport treiben, es aber schwierig sein kann, dies durchzuziehen, obwohl die Vorteile erheblich sind“, sagte Penninx.

„Wir haben festgestellt, dass die meisten Menschen den Therapieplan für Antidepressiva einhalten, während sich etwa nur die Hälfte der Laufgruppe an die zweimal wöchentlich stattfindende Bewegungstherapie hielt. Es reicht nicht aus, den Patienten zu sagen, sie sollen laufen gehen. Um das Bewegungsverhalten zu ändern, bedarf es einer angemessenen Überwachung und Ermutigung, wie wir es mit der Einführung der Bewegungstherapie in einer psychiatrischen Einrichtung getan haben.“

Die Ergebnisse

  • Von den 141 Teilnehmern (Durchschnittsalter 38,2 Jahre; 58,2 % weiblich) erhielten 45 Teilnehmer Escitalopram und 96 eine Lauftherapie.
  • Intention-to-treat-Analysen zeigten, dass die Remissionsraten nach 16 Wochen vergleichbar waren (die Antidepressiva-Behandlung war leicht wirksamer: Antidepressiva: 44,8 %; Laufen: 43,3 %; p = 0,881).
  • Die Gruppen unterschieden sich signifikant bei verschiedenen Veränderungen der körperlichen Gesundheit: Gewicht (d = 0,57; p = 0,001), Taillenumfang (d = 0,44; p = 0,011), systolischer (d = 0,45; p = 0,011) und diastolischer (d = 0,53; p = 0,002) Blutdruck, Herzfrequenz (d = 0,36; p = 0,033) und Herzfrequenzvariabilität (d = 0,48; p = 0,006).

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of Affective Disorders (2023). DOI: 10.1016/j.jad.2023.02.064

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