Eine frühe Behandlung mit Antikoagulanzien erhöht möglicherweise nicht das Überleben bei schwerer COVID-19
30.01.2021 Eine frühe Behandlung mit Antikoagulanzien (auch Gerinnungshemmer genannt) scheint das Überleben von kritisch kranken Erwachsenen mit COVID-19 nicht zu beeinflussen laut einer in den Annals of Internal Medicine veröffentlichten Studie.
Dr. Hanny Al-Samkari vom Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School in Boston und Kollegen untersuchten die Inzidenz von venösen Thromboembolien (VTE) und schweren Blutungen bei 3.239 kritisch kranken Erwachsenen mit COVID-19 (67 Krankenhäuser; Durchschnittsalter 61 Jahre; 64,5 Prozent Männer) und untersuchten den Effekt einer frühen Behandlung mit Gerinungshemmern (innerhalb der ersten zwei Tage nach Aufnahme auf der Intensivstation) auf das Überleben.
Die Forscher fanden heraus, dass 204 Patienten (6,3 Prozent) eine VTE und 90 Patienten (2,8 Prozent) ein schwerwiegendes Blutungsereignis entwickelten. Männliches Geschlecht und ein höherer D-Dimer-Wert bei der Aufnahme auf die Intensivstation waren unabhängige Prädiktoren für eine VTE.
Die Analyse schloss 2.809 Patienten in die Zieluntersuchung ein, wobei 11,9 Prozent eine frühe therapeutische Antikoagulation erhielten. Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 27 Tagen hatten die Patienten, die eine frühe Behandlung mit Gerinnungshemmern erhielten, ein ähnliches Sterberisiko wie Patienten, die keine erhielten (Hazard Ratio 1,12; 95 Prozent Konfidenzintervall 0,92 bis 1,35).
Die Ergebnisse unterstützen nicht den frühen empirischen Einsatz von Antikoagulanzien bei kritisch kranken Patienten mit COVID-19, schreiben die Autoren. Diese Befunde unterstreichen die Notwendigkeit von gut konzipierten, adäquat ‚gepowerten‘ randomisierten klinischen Studien zur therapeutischen Antikoagulation bei kritisch kranken Patienten mit COVID-19, schließen sie.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Annals of Internal Medicine – doi.org/10.7326/M20-6739.