Medizinisches Cannabis erhöht Risiko für Herzrhythmusstörungen

Kardiovaskuläres Risiko nach einer Cannabinoid-Behandlung bei Patienten mit chronischen Schmerzen

Medizinisches Cannabis erhöht Risiko für Herzrhythmusstörungen

23.08.2022 Zur Behandlung chronischer Schmerzen verschriebenes Cannabis ist mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen verbunden laut einer auf dem ESC Congress 2022 vorgestellten Studie.

Studienautorin Dr. Nina Nouhravesh vom Gentofte University Hospital, Dänemark, sagte:

„Chronische Schmerzen sind ein wachsendes Problem. Nach Angaben der dänischen Gesundheitsbehörden berichteten im Jahr 2017 29 % der dänischen Erwachsenen im Alter über 16 Jahren über chronische Schmerzen, im Jahr 2000 waren es noch 19 %. Medizinisches Cannabis wurde im Januar 2018 in Dänemark versuchsweise zugelassen, was bedeutet, dass Ärzte es bei chronischen Schmerzen verschreiben können, wenn sich alle anderen Maßnahmen, einschließlich Opioiden, als unzureichend erwiesen haben. Sicherheitsdaten sind spärlich, daher wurden in dieser Studie die kardiovaskulären Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis und insbesondere Herzrhythmusstörungen untersucht, da bei Konsumenten von Cannabis im Freizeit- und Gelegenheitskonsum bereits Herzrhythmusstörungen festgestellt wurden.“

Medizinisches Cannabis

Medizinisches Cannabis gibt es in verschiedenen Darreichungsformen, je nach Gehalt an Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). In Dänemark können Dronabinol (hoher THC-Gehalt), Cannabinoid (mehr THC als CBD) und Cannabidiol (hoher CBD-Gehalt) verschrieben werden. Das Produkt kann inhaliert, gegessen oder in den Mund gesprüht werden.

Die Studie

Die Forscher identifizierten insgesamt 1,6 Millionen Patienten, bei denen zwischen 2018 und 2021 in Dänemark chronische Schmerzen diagnostiziert wurden. Von diesen nahmen 4.931 Patienten (0,31 %) mindestens eine Verschreibung von Cannabis in Anspruch (Dronabinol 29 %, Cannabinoide 46 %, Cannabidiol 25 %). Jeder Konsument wurde nach Alter, Geschlecht und Schmerzdiagnose mit fünf Nichtkonsumenten mit chronischen Schmerzen verglichen, die als Kontrollen dienten. Die Konsumenten und die Kontrollpersonen wurden 180 Tage lang beobachtet und ihr Risiko für neue kardiovaskuläre Erkrankungen wurde verglichen.

Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 60 Jahren, und 63 % waren Frauen. Die Studie berichtet zum ersten Mal über die chronischen Schmerzbeschwerden von Nutzern von medizinischem Cannabis in Dänemark. Etwa 17,8 % litten an Krebs, 17,1 % an Arthritis, 14,9 % an Rückenschmerzen, 9,8 % an neurologischen Erkrankungen, 4,4 % an Kopfschmerzen, 3,0 % an komplizierten Frakturen und 33,1 % an anderen Diagnosen (zumeist nicht spezifizierte chronische Schmerzen).

  • Das absolute Risiko für neu auftretende Herzrhythmusstörungen betrug 0,86 % bei medizinischen Cannabiskonsumenten im Vergleich zu 0,49 % bei Nichtkonsumenten, was einem relativen Risiko von 1,74 entspricht (das Risiko ist also um 74% gegenüber Nichtkonsumenten erhöht).
  • Die Risiken für ein neu auftretendes akutes Koronarsyndrom und eine Herzinsuffizienz unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen.
  • Die Ergebnisse waren für alle chronischen Schmerzerkrankungen und jede Art von medizinischem Cannabis ähnlich.

© arznei-news.de – Quellenangabe: ESC Congress 2022

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