Prostatakrebsmedikamente möglicherweise weniger sicher als bislang angenommen

Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Nebenwirkungen von Abirateron und Enzalutamid bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs

Prostatakrebsmedikamente möglicherweise weniger sicher als bislang angenommen

26.05.2022 Männer, die eines der beiden gängigsten oralen Medikamente zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs einnehmen und sich gleichzeitig einer Hormontherapie unterziehen, haben ein höheres Risiko für schwerwiegende metabolische oder kardiovaskuläre Probleme als Patienten, die nur eine Hormontherapie erhalten, so Forscher der Michigan Medicine.

Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen

Mit Abirateron behandelte Patienten hatten ein 1,77-mal höheres Risiko, wegen Diabetes, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen in die Notaufnahme oder ins Krankenhaus aufgenommen zu werden, als Patienten, die nur eine Hormonbehandlung erhielten. Mit Enzalutamid behandelte Patenten hatten ein 1,22-fach höheres Risiko für diese Probleme.

Im Vergleich zu Patienten, die kein Abirateron erhielten, benötigten mit Abirateron behandelte Männer auch wahrscheinlicher einen ambulanten Arztbesuch im Zusammenhang mit mindestens einer dieser Beschwerden. Dies war nicht der Fall, wenn der Mann Enzalutamid einnahm.

Abirateron und Enzalutamid hatten sich in klinischen Studien als relativ sicher erwiesen, aber die Forscher wollten die Wirkungen der Medikamente noch einmal untersuchen, da sie befürchteten, dass sich die Patientenpopulation in den Studien von derjenigen in der Praxis unterscheidet.

Studie unter Real-World-Bedingungen

So wurden in dieser Studie ausschließlich Patienten mit Medicare-Krankenversicherung untersucht, und die Mehrzahl der untersuchten Männer war deutlich älter als die Teilnehmer an den klinischen Studien zu den Medikamenten.

„Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, werden in der Regel sehr sorgfältig ausgewählt und spiegeln oft nicht die Patientenpopulation in der täglichen Praxis wider“, so Dr. Lillian Y. Lai von den National Institutes of Health in Michigan Medicine und Erstautorin der Studie. „Die Studienteilnehmer werden auch strengen Sicherheitsbewertungen unterzogen, zu denen einige unserer Patienten keinen Zugang haben. Indem wir unerwünschte Ereignisse unter realen Bedingungen untersuchen, können wir die Risiken dieser lebensverlängernden Krebstherapien besser verstehen und Ärzten und Patienten helfen, fundierte Entscheidungen über die Behandlung zu treffen.“

Da Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Regel in den Zuständigkeitsbereich von Hausärzten fallen, empfehlen Lai und ihre Mitautoren eine teambasierte Betreuung, die Hausärzte für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs einbezieht, um diese höheren Risiken zu handhaben.

„Mit der fortgesetzten Ausweitung der Indikationen für Abirateron und Enzalutamid auf frühere Stadien der Erkrankung werden immer mehr Männer diese Therapien über einen längeren Zeitraum erhalten“, so Lai. „Dies wird möglicherweise den Kreis der betroffenen Männer vergrößern und das Risiko unerwünschter Ereignisse erhöhen, so dass ein sorgfältiges Management dieser Probleme von entscheidender Bedeutung ist.

Die Studie wurde im JNCI: Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of the National Cancer Institute, djac081, https://doi.org/10.1093

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